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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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durchpulste,
     daß sie sich ihrer ganzen Macht über den Herzog von Lothringen bewußt war und daß es ihr auch gar nichts ausmachte, wenn alle
     Welt den Grund dafür kannte.
    »Madame«, sagte Richelieu, knapp und entschieden wie stets, sobald eine Angelegenheit auf den Punkt gebracht war, »so möget
     Ihr denn morgen zur Reise in Gesellschaft des Herrn Abbé de Dorat aufbrechen, dessen Rolle nur darin bestehen wird, in Form
     zu bringen, was Ihr mit dem Herzog von Lothringen beschließt. Herr Abbé de Dorat wird morgen mit einer Karosse und einer bedeutenden
     Suite bei Euch erscheinen. Alle Kosten dieser Reise trägt der König.«
    Bei ihrer Rückkehr von Lothringen hätte die Chevreuse sagen können wie Julius Cäsar, als er Pharnakes II. bei Zela geschlagen
     hatte: Ich kam, sah und siegte.
    Obwohl sie andere Waffen einsetzte, überzeugte die Chevreuse den Herzog von Lothringen doch im Handumdrehen, seine Armee zu
     entlassen. Damit erwies sie dem König von |334| Frankreich einen gewaltigen Dienst. Besagte Armee mag keinen Heller wert gewesen sein, doch wären die Kaiserlichen ihr zu
     Hilfe geeilt und in Frankreich und Lothringen einmarschiert, wäre dies ein sehr harter Brocken für Ludwig gewesen.
    Nachdem die Chevreuse nach Frankreich zurückgekehrt war, hätte Richelieu der Herzogin, die sich für sein Gefühl mit dieser
     Mission von ihren Sünden reingewaschen hatte, ihre früheren Verirrungen gern vergeben. Aber Ludwig hörte nicht auf dem Ohr.
     Er war der Gerechte, vielleicht war er auch ein wenig eifersüchtig auf die Intimität seiner Königin mit jener Circe. Er schickte
     die Chevreuse in die Verbannung, eine überaus milde allerdings: auf ihre eigenen Güter in der Touraine, in ihr eigenes Schloß,
     wo sie empfangen konnte, wen und wann sie wollte. Sie durfte sogar nach Tours reisen, um mit Rechtsgelehrten ihre Interessen
     zu erörtern. In Wahrheit verbrachte sie dort lange Stunden bei ihrem Schuhmacher, ihrem Schneider, ihrem Juwelier. Sie umgarnte
     den achtzigjährigen Erzbischof von Tours, bis er ihr in der Stadt ein Hôtel vermietete, das ihm gehörte. Und mehrmals lieh
     er ihr große Summen, die sie ihm nie zurückgab. Woran du siehst, Leser, daß Begehren kein Alter hat.
    Einige meinen, sie habe in Tours jüngere Liebschaften gehabt. Andere bestreiten es. Was mich angeht, so fand ich oft, daß
     die Chevreuse, eine so hohe Dame sie war, durchaus Gemeinsamkeiten mit der Zocoli hatte, und sowenig ich die Zocoli verdamme,
     verdamme ich auch die Herzogin. Doch habe ich bei Gelegenheit meinen Halbbruder, den Herzog von Chevreuse, einmal gefragt,
     warum er das Ehebett so schnell verlassen habe, und er antwortete mir, ohne mit der Wimper zu zucken: »Es war zu voll.«
    ***
    »Nun, schöne Leserin, kein Wort? Hat es Ihnen die Sprache verschlagen? Wo bleiben Ihre klugen Fragen?«
    »Ich habe mehrere, Monsieur, aber die erste ist so frivol, daß ich sie nicht zu stellen wage.«
    »Madame, hinter einer frivolen Frage kann etwas Ernsthaftes stecken. Also, nur keine Scheu! Sagen Sie, was es ist.«
    »Nun, ich habe mich gefragt, ob bei Ihrem ›Kopfkissen plausch ‹ |335| an jenem Abend, nach dem Besuch der Chevreuse, Ihr flüchtiges Gefallen an einer Miene der Besucherin wirklich Folgen hatte?«
    »Hm, eine echt weibliche Frage!«
    »Ist sie ungehörig?«
    »In meinen Augen nicht, und ich will auch darauf antworten. In dem Fall, liebe Freundin, gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder
     man leugnet, oder man gesteht, und beides ist gleichermaßen von Übel.«
    »Also haben Sie geschwiegen?«
    »Nein, nein! Schweigen ist kränkend. Ich habe meiner Catherine ein sehr schwarzes Bild der leibhaftigen Teufelin entworfen
     und gesagt, auch wer sich für den Bruchteil einer Sekunde von ihren Schmollmienen verführen ließe, müßte ein kompletter Esel
     sein, ginge er ihr dauerhaft auf den Leim.«
    »Eine geschickte Antwort.«
    »Das sagte Catherine auch. ›Ja, ja, mein Herr‹, meinte sie, ›Ihr seid wirklich nicht auf den Mund gefallen!‹ Trotzdem, mangels
     Nahrung blieb das Feuer ein Strohfeuer.«
    »Dann habe ich noch eine Frage, aber die hat es in sich, sie betrifft Gaston.«
    »Was wollen Sie über Gaston wissen?«
    »Wenn ich mich recht entsinne, entwich er nach dem Desaster von Castelnaudary im November 1632 nach Brüssel. Darüber haben
     Sie nichts weiter gesagt, obwohl Sie ausführlich die Einnahme von Nancy erzählt haben, die ein Jahr nach Gastons Flucht aus
     Frankreich

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