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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Usurpatoren seiner Macht: von seiner Mutter und dem schändlichen Pärchen Concini.
    Unter all ihren Kindern, Knaben wie Mädchen, liebte die Königinmutter nur den einen: Gaston. Ohne tiefere Bewegung hatte sie
     ihre drei Töchter für immer aus Frankreich fortgehen lassen. Und sie vergoß keine Träne, als ihr von klein auf kränklicher
     Sohn Nicolas starb. Schlimmer noch. Obwohl sie wissen mußte, daß Ludwig sehr an dem armen Bruder hing, schickte sie ihm die
     traurige Nachricht nach Saint-Germain just durch den elenden Concini, der sich dieser Aufgabe mit einer Roheit entledigte,
     als genösse er den Kummer, den er hervorrief. Sogar als Ludwig gekrönt war, hörten die Demütigungen nicht auf, und als er
     zum erstenmal dem Rat vorsaß, der seinen Namen trug, und das Wort ergreifen wollte, schrie die Rabenmutter mit wütender Stimme:
     »Seid doch still!«
    Ludwig wollte vor versammeltem Rat keine Auseinandersetzung mit seiner Mutter. Er schwieg. Er ließ sich nichts anmerken. Verziehen
     hat er ihr nie.
    Später, als er endlich zur Macht kam, von der er so lange nur den Anschein besaß, ließ er Concini ermorden und verbannte seine
     Mutter nach Blois, was er wortkarg wie stets kommentierte: |109| »Die Königinmutter hat mich weder wie den König noch wie einen Sohn behandelt.«
    Die Wunden, welche die lieblose und demütigende Mutter ihm zugefügt hatte, heilten nie ganz, obwohl der Schmerz mit der Zeit
     an Schärfe verlor. Und ich behaupte, daß Ludwigs ewiges Pochen auf seine königlichen Vorrechte noch dessen ferne Auswirkung
     war. Andauernd fürchtete er, man lasse es gegen ihn am gebührenden Respekt fehlen. Seine Diener kannten diese übermäßige Empfindlichkeit,
     und obwohl deren größter, Richelieu, ihm demütiger, behutsamer und ehrerbietiger begegnete als der allerletzte Diener und
     sich auch nie irgendeiner Arroganz oder Unverschämtheit oder Unhöflichkeit wissentlich schuldig machte, traf ihn trotzdem
     dann und wann jener Nasenstüber, von dem ich sprach.
    Hieraus ersiehst du, Leser, wie sehr mir davor bangte, daß ich Ludwig bei diesem Besuch in meinem Haus verletzen oder daß
     Catherine, die von je eine freie Sprache führte, ohne besonderen Respekt vor den Großen dieser Welt, ihn durch ein allzu offenes
     Wort kränken könnte. Doch dem war nicht so, es ging alles gut. Ludwig besichtigte mein Torgebäude und war davon so befriedigt,
     als hätte er es eigenhändig erbaut. Er besichtigte auch die Kirche von Orbieu und vernahm erfreut aus meinem Mund, daß ich,
     ohne auf den pflichtvergessenen Bischof zu warten, aus eigenen Mitteln das Kirchendach hatte decken und das Pfarrhaus herrichten
     lassen und daß ich für das materielle Wohl des Pfarrers sorgte.
    Ludwigs Interesse ging so weit, daß er die Bücher mit den Einnahmen und Ausgaben des Gutes sehen wollte, und weil Monsieur
     de Saint-Clair die Bücher führte, wobei Lorena ihm half, stellte ich ihm das junge Paar vor. Die Schönheit der beiden schien
     ihn sehr zu beeindrucken, im besonderen aber die Jugend Lorenas, die er »meine Hübsche« nannte, und diese Anrede kam aus seinem
     Mund so bar aller Hintergedanken, wie sie bei seinem Vater deren voll gewesen wäre.
    Dann wollte er mein Fürstentum zu Pferde umrunden, und hierbei zeigte er sich etwas weniger zufrieden als bisher.
    »Ich verstehe«, sagte er, »daß es ruinös gewesen wäre, dieses große Besitztum mit Mauern zu umgeben, aber pflanzt doch wenigstens
     Hecken. Wenn eine Hecke hoch und dicht genug ist, ist sie sogar schwerer zu überwinden als eine Mauer.«
    |110| »Aber man kann sie in Brand stecken, Sire.«
    »Ein Feuer sieht man von weitem«, sagte Ludwig, »das verdirbt den Angreifern den Überrumpelungseffekt.«
    Dann wollte er meine Schweizer inspizieren, und weil ich dies vorausgesehen hatte, blitzte alles an ihnen wie die Sonne, als
     sie vor dem König antraten. Ludwig lobte ihre Haltung, ihre Kleider und Waffen, bemängelte jedoch ihre geringe Zahl.
    »Sioac«, sagte er, »Ihr braucht doppelt so viele. Es geht um Eure Sicherheit, aber auch um Eure Würde als Herzog und Pair.«
    Betrübten Herzens versprach ich es ihm. Ich war gewiß nicht knickerig, aber ich war sparsam wie mein Vater.
    Und als ich am Ende dieses erschöpfenden Tages alle Türen hinter mir schließen konnte und endlich zu Catherine unter unseren
     Betthimmel schlüpfte, maulte sie, sie habe den König kaum gesehen, was ja wohl hieß, daß er sie kaum angesehen hatte.
    »Was wollt Ihr,

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