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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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begrenzte
     Zeit gelang.
    Wie ich schon hundertmal sagte, war Ludwig das windige, regnerische und stürmische Klima von La Rochelle und dem Land Aunis
     schlecht bekommen. Kaum nun fiel ihm im Juni 1629 Nîmes in die Hände, fand er die schöne Stadt trotz ihrer Bäume und Brunnen
     so drückend heiß und unerträglich, daß er nur noch an Abreise dachte. Womit ich nicht behaupten will, daß ihm das Pariser
     Klima behagt hätte, denn sowie er den Louvre verließ, klagte er über den Gestank in den Straßen seiner Hauptstadt. Die Annehmlichkeit
     an Paris bestand für ihn darin, daß Saint-Germain-en-Laye, die Wiege seiner Kindertage, in der Nähe lag, wo er endlich aufatmen
     und nach Herzenslust jagen konnte im Gehege von Pecq.
    Er überließ es dem Kardinal, im Languedoc über die Umsetzung des Gnadenfriedens zu wachen, und verließ am fünfzehnten Juli
     Nîmes. Und völlig unvorbereitet und unerwartet wie üblich erfuhr ich zwei Stunden vor seinem Aufbruch, daß ich ihm folgen
     solle. Obwohl es nicht ausgeschlossen war, daß er meinen Wunsch, zur Erntezeit in meinem Herzogtum Orbieu zu sein, nicht vergessen
     hatte, hütete ich mich, daran auch nur mit einem Wort zu rühren oder ihm zu danken, damit er ja nicht glaubte, meiner Anregung
     gefolgt zu sein, denn das hätte er nicht ertragen, so argwöhnisch, empfindlich und eifersüchtig hielt er auf seine Autorität.
    Nur Schomberg, Saint-Simon, Monsieur de Guron, die Offiziere seines Hauses und mich nahm er mit und als Eskorte seine drei
     besten Regimenter, von denen übrigens jedes, ohne es zu laut zu sagen, behauptete, es sei noch besser als die zwei anderen.
    |103| Saint-Simon 1 – zweifellos der feinste, klügste, treueste und am wenigsten angeberische unter den königlichen Favoriten – durfte als einziger durchgehend in der Karosse des Königs mitreisen,
     wobei »durchgehend« jedoch zuviel gesagt ist, denn manchmal warf Ludwig ihn hinaus, und dann flüchtete sich der Ärmste in
     meine Karosse oder in die von Schomberg oder Guron. Als ich ihn eines solchen Tages bei mir aufnahm, fragte ich, womit er
     sich den Zorn des Königs zugezogen habe.
    »Wie alle, die ihm treu dienen«, erwiderte er leise lächelnd, »werde ich Ludwig bisweilen lästig.«
    »Und weshalb?«
    »Einmal rede ich ihm zuviel in seiner Karosse, ein andermal rede ich zuwenig.«
    »Wird ihm auch der Kardinal gelegentlich lästig?«
    »Ei«, sagte Saint-Simon mit jenem verschmitzten, jugendlichen Lächeln, das ihn bei allen so beliebt machte, »ei, Monseigneur,
     was für eine heikle Frage!«
    »Ich ziehe sie zurück«, sagte ich, »wenn sie Euch indiskret dünkt.«
    »Nein, nein! Ludwig liebt, schätzt und bewundert den Kardinal mehr als jeden anderen auf der Welt, aber manchmal erträgt er
     seine erdrückende Überlegenheit eben nicht, und dann versetzt er ihm wie einem widerspenstigen Pferd mit der Reitgerte einen
     Nasenstüber, um ihn daran zu erinnern, wer Roß und wer Reiter ist. Aber, beim Teufel, Monseigneur, damit sage ich Euch doch
     nur, was Ihr genauso erlebt habt wie ich.«
    »Ei«, sagte ich lachend, »welch eine heikle Frage! Doch ehrlich gestanden, die Antwort ist ›ja‹. Ludwig liebt es, die Menschen,
     die ihm dienen, zu foppen und auf die Folter zu spannen, und in dieser Absicht, glaube ich, versprach er mir mein Herzogtum,
     mehrere Monate bevor ich es wirklich erhielt.«
    Hierauf aber blieb Saint-Simon still und stumm, weshalb ich mir sagte, daß das am Hof umlaufende Gerücht wohl nicht falsch
     war, nach dem der König auch ihm ein Herzogtum versprochen hatte … Lieber Gott! dachte ich, wie wenig hat dieser nette Reitknecht
     geleistet, um nun in den Hochadel aufzusteigen, und wie mußten andere dafür fronen!
    |104| Es war, wenn ich nicht irre, auf der vorletzten Etappe vor Paris, daß Ludwig mich in seiner Karosse empfing, und er wirkte
     an diesem hellen Morgen so finster, daß ich mich fragte, ob die mir erwiesene Ehre unterwegs nicht ins Gegenteil umschlagen
     würde. Die Reise begann mit einem sehr langen, beunruhigenden Schweigen, denn selbstverständlich durfte ich den Mund nicht
     auftun, bevor er nicht sprach, was aber Ludwig in keiner Weise gehindert hätte, mir mein Schweigen zum Vorwurf zu machen.
    Wie erleichtert war ich demnach, als er ein Schreiben aus seinem Wamsärmel zog und es mir hinreichte.
    »Sioac«, sagte er, »Ihr wißt, ich kann in fahrender Karosse nicht lesen, mir wird von dem Stuckern schwindlig. Hier ist ein
     Bericht, den ich

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