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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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seine Mutter mit ihren Szenen, Krisen, ihren Heul- und
     Wutanfällen erinnerte. Trotzdem und entgegen allem verstohlenen Geflüster im Louvre liebte er die Frauen, doch zeigte sich
     auch hier wieder ein würgender Knoten, der in seiner Kindheit geknüpft worden war. Man hatte so sehr befürchtet, er könnte
     ein ebenso flatterhafter Anbeter der Weiblichkeit werden wie sein Vater, daß wohlmeinende Priester ihn in tiefer Abscheu vor
     der fleischlichen Sünde erzogen hatten; sie wurde ihm als die verwerflichste unter allen dargestellt, ja als eine Todsünde,
     möchte ich sagen, die ihn geradewegs in die Hölle brächte.
    Nie aber werde ich zwei Dinge vergessen, die Ludwig mir sagte, als Catherine und ich ihn zu seinem Wagen begleiteten.
    »Unsere guten Freibeuter«, sagte er, »haben während der Belagerung von La Rochelle trefflich gegen die englische Flotte gekämpft.
     Besonders ausgezeichnet haben sich hierin Monsieur de La Lathumière und Eure beiden Brüder, Pierre und Olivier de Siorac.
     Alle drei werde ich binnen kurzem zum Marquis ernennen. Das könnt Ihr ihnen schon ankündigen.«
    Ich dankte ihm voller Freude, meinen Brüdern eine so wunderbare Nachricht unverzüglich durch ein Sendschreiben mitteilen zu
     dürfen, und meine Catherine, die mit Madame de La Lathumière gut bekannt war, freute sich für ihre große Freundin, |113| der diese Beförderung sicherlich größere Befriedigung bereiten würde als ihrem Gemahl, dem Ruhm und Geld wichtiger waren als
     Titel.
    »Majestät«, sagte ich, als Ludwig seine Kutsche bestieg, »nach Euren Triumphen in Italien und im Languedoc muß es Euch doch
     eine große Genugtuung sein, endlich nach Paris zurückzukehren.«
    »Nicht, wie ich wünschte«, sagte Ludwig, und sein Gesicht verdüsterte sich. »Nach allem, was ich höre, treffe ich auf die
     gleichen Kabalen wie bei meiner Abreise, nur daß sie in meiner langen Abwesenheit noch böswilliger und giftiger geworden sind.«
    Und umgeben von seinen Garden, vor ihm seine drei Regimenter, trug ihn die Karosse davon.
    Catherine sandte, beunruhigt durch die letzten Worte des Königs, mir einen fragenden Blick. Weil die Gegenwart von Monsieur
     de Saint-Clair und Lorena ihr Schweigen gebot, kam sie auf ihre Frage erst zurück, als die Bettvorhänge uns beide von der
     Welt abschlossen unter unserem Baldachin und das Bett zu einem warmen kleinen Raum im großen machten. Natürlich waren die
     Vorhänge nicht so dicht, daß der Lichtschein der Leuchter, die beiderseits zu Häupten des Bettes brannten, nicht zu uns hereingedrungen
     wäre.
    Ob unser »Kopfkissenplausch«, wie Catherine es nannte, der Liebe nun voranging oder folgte, früher oder später kam es immer
     dazu, waren wir doch beide nicht auf den Mund gefallen. Diese traulichen Zwiegespräche wurden uns zur lieben Gewohnheit und
     währten oft bis in die tiefe Nacht.
    »Lieber«, sagte Catherine, als sie an meiner Seite lag, das schöne Gesicht vom gedämpften Lichtschein umspielt, »wie kann
     es sein, daß ein so mächtiger König im Louvre Feinde hat, die ihn in Unruhe versetzen? Was sind das für Kabalen, deren Gift
     er fürchtet?«
    »Laut Richelieu handelt es sich um drei Gruppierungen.«
    »Drei?«
    »Die ›Großen‹, die Frauen und die ›Ausländer‹ oder Frömmler. Alle drei sind gegen Richelieu und arbeiten fieberhaft an seinem
     Untergang. Und gelänge der ihnen, wäre es zwar nicht der Untergang des Königs, wenigstens aber ein schwerer Verlust für ihn.«
    |114| »Wer sind die Frauen?«
    »Bitte, laßt mich nach Richelieus Reihenfolge mit den Großen beginnen.«
    »Und wer sind die?«
    »Nicht alle, die zu dieser Gruppierung gehören, sind bekannt. Sie gehen auf sehr leisen Sohlen, schließlich haben sie viel
     zu verlieren. Nennen kann ich, glaube ich, trotzdem den Herzog von Epernon, den Prinz von Condé, den Herzog von Guise, Graf
     von Soissons, Herzog von Bellegarde und Herzog von Montmorency.«
    »Und diese Herren hassen Richelieu?«
    »Aus tiefstem Herzen.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Sie wissen genau, daß er von seinem Vorsatz nicht weichen wird, die Macht des Hochadels im Reich zu brechen. Und in dieser
     für sie höchst verdrießlichen Voraussicht versetzte ihnen die Einnahme von La Rochelle einen Todesschrecken.«
    »Wie das?«
    »Wenn der König und Richelieu mit einer so stark verschanzten Festung wie La Rochelle fertig werden konnten, können sie auch
     ›unsere Festen schleifen‹, wie der Herzog von Epernon es formuliert

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