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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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»redet nicht so von der Königinmutter!«
    »Keine Bange, mein Lieb. Das werde ich vor dem König nicht sagen, obwohl ich nicht einmal sicher bin, ob er mir im stillen
     nicht beipflichten würde.«
    »Also, eigentlich«, meinte Catherine, nachdem sie ein wenig überlegt hatte, »müßten die Frömmler dem König doch Dank wissen,
     daß er die hugenottische Rebellion ein für allemal beendet hat.«
    »Nur daß der König dies nicht genutzt hat, um die Ketzerei |117| mit Feuer und Schwert auszurotten – ein unverzeihliches Verbrechen in den Augen unserer Fanatiker. Vielmehr hat er durch das
     Gnadenedikt ihren Fortbestand gesichert, mit anderen Worten, er setzt die Toleranzpolitik und die antispanische Politik fort,
     derentwegen sein Vater Henri ermordet wurde.«
    Nach dem Wort »ermordet« blieb Catherine lange still, so daß ich schon dachte, sie sei, wie öfters, von einem Moment zum anderen
     eingeschlafen. Was mich, weiß ich, warum, jedesmal sehr rührte; ich fand sie dann so kindlich, so vertrauensvoll, so schutzbedürftig.
    Doch sie schlief nicht.
    »Also täuscht sich der König nicht«, sagte sie auf einmal leise und betrübt, »wenn er fürchtet, daß der Kardinal bei seiner
     Rückkehr nach Paris nur auf Haß und Bosheit treffen wird.«
    »Mein Lieb«, sagte ich, »warten wir’s ab, doch leider kann ich für das Gegenteil nicht bürgen.«

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    |118| SECHSTES KAPITEL
    Ludwig trennte sich weder gern noch lange von Dienern, denen er voll vertraute. Gerecht, wie er war, bemühte er sich dennoch,
     jedem das Seine zuzugestehen. Obwohl er seine Gemahlin nicht gerade liebte, hatte er durchaus bemerkt, wie sehr ich an der
     meinen hing, und mir deshalb einen weit längeren Urlaub bewilligt, als ich zu hoffen gewagt. Dafür wußte ich ihm unendlichen
     Dank.
    Die vierzig Tage, die ich mit meiner Penelope in meinem Ithaka verlebte, waren so köstlich, daß sie zu meinen liebsten Erinnerungen
     gehören. Versuche ich aber, davon zu sprechen, sträubt sich meine Feder. Weiß der Teufel, warum es uns so leichtfällt, über
     Kummer, Leid und Sorgen zu reden, während die Worte sich nur schwer einstellen, will man das Glück beschreiben.
    Vielleicht rührt es daher, daß der Mensch doch mehr zur Hoffnung denn zur Verzweiflung neigt und im Grunde meint, Glück sei,
     ebenso wie gute Gesundheit, ein Zustand, über den es nicht viel zu reden gibt, weil er uns natürlich ist, während Kummer eine
     Art Krankheit ist und der Besprechung bedarf. Und wie hätten Catherine und ich in unserem natürlichen Wohlbefinden denken
     sollen, daß wir nicht auch von ebenso glücklichen Menschen umgeben seien: Monsieur de Saint-Clair mit seiner Lorena und Nicolas
     mit seiner Henriette?
    Eine große Liebe, glaube ich, erlebt man wie unschuldig, ohne zu grübeln, ohne zu fragen. Erst wenn ein Paar sich fremd wird,
     beginnt der Mensch, der sein Liebstes verloren hat und sich auf einmal leer und einsam fühlt, sein leidendes Herz zu erforschen.
    In der ersten Blüte einer großen Liebe läßt man sich einfach von der Woge tragen, nimmt die Dinge, wie sie sich eins aus dem
     anderen ergeben, ohne groß nachzudenken, und selbst eine Windstille kann Wonne sein. Sind die Körper glücklich ermattet, beginnt
     trauliches Geplauder, man redet nur Nichtigkeiten, |119| denen aber die Stimme, der Blick, ein Seufzer einen Sinn geben, der über die Worte hinausreicht.
    Trotzdem kam es in unserem zärtlichen Beisammensein wenigstens zweimal zum Streit; mit ausgefahrenen Krallen und argwöhnischem
     Blick warf Catherine mir die beiden heißblütigen Schwestern von Susa vor, als hätte ich deren Blut in Hitze gesetzt. Ich ließ
     meinem Zorn über ihre wiederholten ungerechten Beschuldigungen freien Lauf und fragte mich wieder einmal, ob es nicht klüger
     gewesen wäre, meine Versuchungen zu verschweigen, da ich ihnen doch gar nicht erlegen war.
    Solche kleinen Hakeleien zwischen Catherine und mir blieben jedoch folgenlos; weder bei ihr noch bei mir hinterließen sie
     Narben. Ich sagte mir, daß die Liebe zum anderen sicherlich die schönste, aber auch die unvernünftigste der menschlichen Leidenschaften
     ist, und wäre Catherine so wie ich auf lange Zeit in die Ferne gereist, hätte mich bestimmt dieselbe Eifersucht geplagt. Nur
     hätte ich es vielleicht nicht ausgesprochen, denn nie hatte auch nur der Schatten eines Verdachts ihren Ruf gestreift, während
     ich vor der Ehe das
gentil sesso
so unersättlich liebte, daß ich es, wo es

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