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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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fortan sein ganzes Geld, seine Zeit,
     all seine Gedanken der Erbauung des berühmten Palazzo Barberini, der wohl der prächtigste unter den römischen Palästen unseres
     Jahrhunderts ist. Nun übertrug der Papst ihm aber auch einige diplomatische Missionen, die er aus Nachlässigkeit schlecht
     versehen hätte, wäre nicht Giulio Mazarini für ihn eingetreten. Bei der gegenwärtigen Begegnung beschränkte sich Seine Eminenz
     Francesco Barberini nach tiefer Verneigung vor Seiner Majestät auf ein wohlgedrechseltes französisches Kompliment, dessen
     Urheber er schwerlich sein konnte, denn er strauchelte zwei-, dreimal in seinen Sätzen, was sie fast unverständlich machte.
     Offenbar wollte Francesco Seiner Majestät aber sagen, daß sein Sekretär, il Signor Mazarini, seine Mission näher erläutern
     werde. Und nach neuerlicher tiefer Verneigung vor dem König gab er die ganze Zeit über kein Wort mehr von sich, sondern zog
     sich, die Augen halb geschlossen, in seine Gedanken zurück, die wahrscheinlich den Bau seines herrlichen Palastes betrafen.
    |184| Giulio Mazarini war damals achtundzwanzig Jahre alt und nach allem, was man aus Rom, Paris und Madrid hörte,
il più elegante cavaliere della creazione
, 1 ein Liebling der Damen, die seinen höflichen Manieren, seinen zarten Rücksichten, seinen Kleidern von erlesenem Geschmack nicht widerstehen konnten,
     vor allem aber natürlich nicht seinen lebhaften, samtigen Augen, seinen fein gezeichneten Lippen und den goldenen Worten,
     die ihnen entströmten.
    Doch Mazarini gefiel auch den Männern, freilich um anderer Vorzüge willen. Obwohl er nur wenige Monate im Heeresdienst verbracht
     hatte, weil Disziplin und Routine ihm widerstrebten, war er für seine Tapferkeit berühmt, die wirklich tadellos war und von
     der ich noch ein glänzendes Beispiel geben werde.
    Bei alledem hatte Mazarini Geist im Überfluß, der geradezu ins Herz der Probleme zielte und die Lösung dafür fand. Richelieu
     bewunderte ihn, und das wollte etwas heißen, denn außer sich selbst bewunderte der Kardinal nur wenige Menschen. Hinzu kam,
     was Mazarini betrifft, ein Charakter, der sich geschmeidig den Umständen anzupassen vermochte, ohne jemals starr zu werden,
     ohne auch je sein Ziel aus den Augen zu verlieren.
    Der Gruß, den Giulio Mazarini dem König erwies, bevor er sprach, war unendlich graziös und erfreute Seine Majestät, liebte
     Sie doch, ohne schwul zu sein, schöne Männer, sofern sie nicht grob und rüde waren.
    »Sire«, sagte Mazarini in einem italienisch singenden Französisch, »ich bin Euer sehr unterwürfiger Diener und ersuche Eure
     Majestät, die Botschaft anhören zu wollen, die Seine Heiligkeit der Papst Seiner Eminenz Francesco Barberini, seinem Legaten,
     anvertraut hat, dessen bescheidener Mittler ich nur bin.«
    »Ich höre, Monsieur«, sagte der König.
    »Sire«, fuhr Mazarini fort, »Seine Heiligkeit, bewegt von der Sorge, daß Franzosen und Spanier sich anschicken, auf italienischem
     Boden ihr Blut zu vergießen, fragte den Spanier, zu welchen Bedingungen er auf die Belagerung Mantuas verzichten würde.«
    |185| »Und was war die Antwort?« fragte der König.
    »Sire«, sagte Mazarini, »ich wage diese Bedingungen kaum zu wiederholen, so maßlos erscheinen sie mir.«
    »Wiederholt sie bitte dennoch, Monsieur!« sagte der König. »Wir sind gesinnt, sie anzuhören.«
    »Sire, der Spanier würde auf eine Belagerung Mantuas verzichten, wenn Eure Majestät Pinerolo und Casale aufgeben würde.«
    Schweigen folgte auf das schamlose Angebot. Ich sah Ludwig blaß werden und mit den Zähnen knirschen, ich fürchtete, er bräche
     gleich in hellen Zorn aus. Doch abermals zügelte er sich, wandte sich Richelieu zu und bedeutete ihm, statt seiner zu antworten.
    »Sire«, sagte Richelieu, »es ist ein sehr seltsamer Tausch, den man uns da anbietet – ein Tausch, bei dem die beiden Tauschobjekte
     nicht denselben Wert haben, nicht einmal annähernd … Einerseits würde Eure Majestät an Spanien zwei befestigte Städte abtreten,
     deren eine, Casale, übrigens seit einem Jahr ohne jeden Erfolg vom Spanier belagert wird. Und als wäre Casale nicht genug,
     sollen wir auch noch Pignerol hergeben, das wir gerade erst erobert haben. Die eine wie die andere Stadt ist fest gebaut und
     besitzt außerordentlichen strategischen Wert. Und was bietet man uns dafür? Das Versprechen, Mantua nicht zu belagern! Ihr
     habt recht gehört, Sire, ein Versprechen! Nichts als ein

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