Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
Dan.« Amber fasste sich wieder ein wenig. »Was sonst noch?«
»Das ist alles, was ich habe.«
»Wie bitte?« Amber runzelte die Stirn.
War da ein kleiner Triumph in Dans Stimme zu hören? Dan mit seinem weichen Südstaatenakzent und den lilienweißen manikürten Händen – sie hatte ihn noch nie leiden können. Er war nichts weiter als Leos Marionette. »Liebes, du musst mir zuhören. Die Rolle ist großartig. Die Zeiten ändern sich. Amerika liebt dich, sicher, aber du bist eine Frau, die auf die dreißig zugeht. Das sind Fakten, okay? Ich kriege keine Drehbücher mehr rein, in der eine kulleräugige, naive Maus zu besetzen ist.« Er räusperte sich. »Es ist geschehen.«
» Was ist geschehen?«
»Der Zeitpunkt, an dem die Dinge kippen, Süße. Ja, es wird weiterhin gute Rollen für dich geben, aber du wirst nicht mehr den Teenie aus der Kleinstadt spielen können. Du musst dir andere Rollen suchen, andere Sparten.« Er machte eine Pause. »Vielleicht beim Fernsehen.«
»Ich gehe doch nicht zum Fernsehen wie irgendeine abgetakelte …« Sie beendete den Satz nicht.
»Denk einfach mal darüber nach«, sagte Dan. Man hörte ein Rascheln.
»Nein, bestimmt nicht«, sagte sie. »Hör mal genau zu. Chelsea ist fast zwei Jahre älter als ich, und sie spielt in ihrem ersten Kinofilm bereits die Hauptrolle!« Amber kam sich plötzlich vor, als würde sie feilschen.
»Ja.« Dan aß, was immer er gerade ausgewickelt hatte; die Botschaft war eindeutig. »Aber The Time of My Life ist seit einem Monat die Nummer eins. Es heißt, dass der Film alle Preise abräumen wird. Er ist für mehrere Oscars nominiert, Herrgott noch mal.«
»Na und? Sie hat keine Kinoerfahrung – es liegt am Film, nicht an ihr«, sagte Amber wütend.
»Amber«, begann Dan, »pass auf, Chelsea ist eben Chelsea. Sie kann im Augenblick tun und lassen, was sie will. Und das musst du langsam begreifen, meine Liebe.«
Er legte auf.
Amber stand in ihrem Arbeitszimmer, betrachtete die weiche Couch, den Couchtisch, auf dem sich Bücher stapelten, die Plakate ihrer Filme an den Wänden, Fotos von den Premieren, Briefe von Fans, sogar einen von der Präsidententochter, die ihr schrieb, wie sehr sie My First Date geliebt hatte.
War es das? War es vorbei?
Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Sie zitterte. Sie wollte Leo anrufen, doch dann fiel es ihr wieder ein. Er war wieder einmal mit Chelsea unterwegs – Medientraining für ihren verdammten Film. Die Preisverleihungssaison war in vollem Gang, und bisher hatte Amber den roten Teppich nur als Begleiterin ihres Liebhabers und ihrer großen Schwester betreten. Hatte gelächelt, obwohl sie am liebsten weggerannt wäre und sich an den Strand geflüchtet hätte, wo sie zur Ruhe kommen konnte. Hatte mit einem selbstsicheren Lächeln auf die hinterhältigen Fragen der Reporter reagiert, um ihnen klarzumachen, dass sie sich durch nichts erschüttern ließ.
Sie hatte sogar so getan, als freute sie sich für die beiden. Oh, und sie versuchte es ja auch, sogar mit aller Macht. Aber es fiel ihr schwer, verdammt schwer. Und manchmal glaubte sie, wahnsinnig zu werden. Bildete sie es sich nur ein, dass zwischen den beiden etwas lief?
Sie wusste es nicht, aber sie konnte ja wohl kaum fragen.
Und in letzter Zeit fiel es ihr zunehmend schwerer, mit ihrer Mutter zu reden. Sie betrachtete sich einen Moment lang im Spiegel, dann blickte sie sich erneut in ihrem Zimmer um. Tränen rannen über ihre Wangen.
Vielleicht, dachte sie verbittert, sollte sie sich langsam eingestehen, dass sie vollkommen allein war.
42
A us The Times, Februar 2008:
Chelsea Stone wieder an der Spitze
Am Ende reichte es dann doch nicht für den »Besten Film«, aber das änderte nichts daran, dass Hollywoods neuer Liebling auf der heutigen Oscar-Verleihung allen anderen die Show stahl. In einem Hervé-Léger-Kleid, das ihre berühmten (wenn auch drastisch reduzierten) Kurven ins beste Licht rückte, und am Arm ihres Produzenten und Landsmanns, Sir Leo Russell, sagte das ehemalige enfant terrible, dieser Abend sei wahrlich »die beste Zeit meines Lebens« gewesen.
»Dieser Film hat mein Leben und das der Menschen, die daran gearbeitet haben, verändert«, sagte sie auf der Vanity-Fair-Party, wo sie und ihre Crew den Oscar für das beste Drehbuch feierten. »Mit Leo zu arbeiten war wirklich wunderbar, und auch Bryan und die anderen waren toll. Ich habe die Rolle der Maloney geliebt. Und ich bin sehr glücklich, dass ausgerechnet
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