Rache: Zwei Schwestern. Ein Traum. Die Stärkere gewinnt (German Edition)
geliebter Vater starb. Ich denke, sie hat ernsthafte Probleme, aber die muss sie sich selbst bewusst machen und professionelle Hilfe suchen. Sobald sie das tut, bin ich für sie da.«
Die Bilder wurden um die ganze Welt geschickt, denn es war August und es gab nicht viel Spannendes zu melden. Ambers neuer Film lief in den Kinos, und sie war begehrter denn je, und Chelsea war so tief gesunken, dass sich viele gar nicht mehr an sie als Berühmtheit erinnerten. Meistens vergaß man sogar, dass sie Ambers große Schwester war.
Sie fanden Chelseas Telefonnummer heraus, und die Presse rief sie permanent an. Keiner ihrer Freunde meldete sich bei ihr – sie schien keine mehr zu haben. Chelsea lag einen ganzen Tag lang im Bett, starrte an die gegenüberliegende Wand und lauschte dem Lärm, den die Reporter machten, die sich unten auf der Straße drängten und ab und zu nach ihr riefen.
So war das also, wenn man ganz unten angekommen war.
Sie wusste nicht, was sie tun sollte. Sie nahm immer noch die Schmerzmittel, die man ihr nach dem Unfall verschrieben hatte – sie brauchte sie. Die vergangenen zwei Jahre waren wie in einem dichten Dunst verstrichen; sie wusste nur noch, dass sie ihr Erbe für Drogen, Drinks und fremde Männer ausgegeben hatte. Sie hatte nichts vorzuweisen, hatte nichts in ihrem Leben erreicht. Sie war eine gottverdammte Idiotin, eine Pennerin, das erkannte sie jetzt. Wie war es nur dazu gekommen? Warum?
Das Schlimmste war, was Amber gesagt hatte. Sie wusste, dass sie ihrer Schwester mit ihren Bemerkungen weh getan hatte. Sie hätte sie niemals äußern dürfen. Aber wie Amber reagiert hatte – so kühl, so ruhig, so verdammt abgefuckt! Chelsea hatte ein paar Mal versucht, ihre Schwester zu erreichen, aber sie war nicht zu ihr durchgekommen. Amber versuchte tatsächlich, sich von ihr fernzuhalten und mehr als nur einen Ozean und einen ganzen Kontinent zwischen sie beide zu bringen. Es war, als seien sie nicht einmal mehr verwandt.
Schniefend nahm Chelsea den Hörer auf. Sie musste diesen Anruf erledigen, das wusste sie genau. Aber sie freute sich nicht darauf.
»Mum …?«
Margarets Stimme war trotz der Distanz zwischen London und dem Studio in L. A. klar, aber Chelsea hörte die Furcht darin. »Mein Liebes – alles in Ordnung mit dir? Du hörst dich schrecklich an.«
Erleichterung durchströmte sie. »Oh, Mum, ja. Es ist schlimm hier, überall Fotografen und Reporter. Ich wollte nur sagen, wie leid es mir tut, dass ich uns alle mit der Drogengeschichte und all dem anderen in Schwierigkeiten gebracht habe.«
»Chelsea?«, sagte die Stimme plötzlich scharf. »Bist du das?«
»Mum?« Chelsea setzte sich im Bett auf. »Ja. Ich sagte gerade … wie geht’s euch?«
»Oh.« Margaret schnaubte leicht. »Ich dachte, es sei Amber. Du also. Und? Bist du glücklich? Hm?«
»Oh, Mum, hör bitte zu«, sagte Chelsea. »Ich hole mir Hilfe. Ich habe schon mit …«
»Nein, du hörst mir zu, mein liebes Kind«, zischte Margaret. »Ich bin gerade am Set und warte auf deine Schwester, die in der Maske sein sollte. Sie dreht einen neuen Film, und deine Aktion, deine verdammte Dummheit, hat uns nicht gerade geholfen. Warum machst du so was, Chelsea? Ich versteh es einfach nicht!« Sie schnalzte verächtlich mit der Zunge. »Wieso bist du so?«
Chelsea klemmte den Hörer zwischen Schulter und Ohr ein, umschlang ihre Knie und begann unwillkürlich, sich vor und zurück zu wiegen. »Es tut mir leid, Mum. Ich weiß, dass ich dumm war. Aber ich … ich weiß nicht. Irgendwie läuft alles schief.« Ihre Stimme brach. »Es ist nur, dass ich so …«
»Weißt du was? Dafür habe ich jetzt keine Zeit«, sagte Margaret. »Seit dein Vater gestorben ist, machst du nichts anderes, als besoffen aus Nachtclubs zu torkeln und deine Titten zu zeigen.« Chelsea hatte schon ewig nicht mehr erlebt, dass ihre Mutter ihre Gelassenheit verlor. »Du bist ständig betrunken. Du benimmst dich wie … wie ein Flittchen. Es steht in allen Zeitungen, sogar hier. Die Leute fragen bereits, ob Amber vielleicht auch schon mal Probleme mit Drogen gehabt hat.« Nun klang sie fast hysterisch. »Ausgerechnet! Als würde Amber so etwas tun!«
Klar, dazu ist sie viel zu langweilig. Chelsea schloss die Augen. »Mum, bitte hör mir zu. Was ich über Amber gesagt habe, war nicht so gemeint. Ich war nicht bei mir. Mum, ich will mit ihr reden.«
»Nein, dir höre ich nicht mehr zu, Chelsea. Sie kauft dir das Auto, zahlt dir jeden Monat
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