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Racheengel

Racheengel

Titel: Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stuart Neville
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habe ich gesprochen, als ich unterwegs war. Ich habe sie aufgesucht, deshalb war ich weg. Sie kommen dich abholen.«
    Galya untersuchte das Innenleben des Schranks, tastete die Ecken und die Decke ab, fühlte unter ihren Fingern aber nur Staub und Farbklekse.
    »Aber nicht heute. Es ist Heiligabend. Sie haben keine Leute zur Verfügung. Erst übermorgen wieder. Aber sie kommen. Dann kannst du nach Hause. Ich verspreche es.«
    Ein dünner Lichtstrahl fiel auf den Boden, als oben die Tür geöffnet wurde.
    »Ich verspreche es«, sagte er.

42
    Sobald er wieder im Wagen saß, schickte Lennon das Bild auf Connollys Handy und schrieb dazu, was damit zu geschehen hatte.
    Während er wartete, überlegte er, was er als Nächstes machen sollte. Vernünftig wäre es gewesen, sofort zu Maxie’s Taxis zu fahren und zu schauen, was er dort herausbekam. Aber er musste die ganze Zeit an Ellen denken. Jetzt, wo der Verkehr aus der Innenstadt abebbte, konnte er in weniger als zehn Minuten in Susans Wohnung sein. Danach konnte er den Fluss überqueren und in die Holywood Road fahren.
    Sein Handy vibrierte. »Unbekannter Teilnehmer«, stand auf dem Display, so wie es aus dem Revier zu erwarten war.
    Lennon drückte die Taste und fragte: »Hast du das Bild gekriegt?«
    »Wie geht’s, Jack?«
    Lennon stockte der Atem.
    »Bist du da, Jack?«
    Diese Stimme. Der starke südirische Akzent mit seiner höhnischen Süßlichkeit.
    »Ich bin dran«, sagte Lennon.
    »Hast du meine Karte bekommen?«
    Noch immer fühlten sich Lennons Finger schmutzig an, nur weil er sie angerührt hatte. »Ja.«
    »Und was hast du dabei empfunden? Hast du sie aufgehängt?«
    »Nein«, antwortete Lennon. »Ich habe sie zerrissen und weggeschmissen.«
    »Das ist aber nicht nett, Jack. Da bin ich so aufmerksam, und du wirfst sie einfach weg. So hat dich deine Mutter aber bestimmt nicht erzogen.«
    »Ich will nichts …«
    »Erziehst du so etwa dein kleines Mädchen?«
    »Halt die Klappe.«
    »So ein süßes kleines Ding. Zu schade, dass ihre Mutter nicht rausgekommen ist, so wie du und ich.«
    »Halt dich von meiner Tochter fern.«
    »Oder?«
    »Oder ich bringe dich um.«
    »Du hast mich doch schon umgebracht, Jack. Schon vergessen? In dem großen Haus in der Nähe von Drogheda. Du hast mir eine Kugel verpasst und mich den Flammen überlassen. Eine zweite Chance bekommst du nicht. Nicht bei mir.«
    »Halt dich von …«
    »Wenn du mich das nächste Mal triffst, ist es schon zu spät, Jack. Dann kannst du nur noch beten, dass ich es dir leichter mache, als du und deine Kleine es mir gemacht habt.«
    »Du Drecks…«
    »Oder vielleicht verbrenne ich das Mädchen ja auch, damit es genauso vernarbt und entstellt ist wie ich. Danach lasse ich dich noch ein oder zwei Jahre zusehen, wie sie leidet, bevor ich euch von eurem Elend erlöse. Wie findest du das, Jack?«
    »Ich bringe dich um.«
    »Das sagtest du schon. Frohe Weihnachten, Jack.«
    Die Leitung war tot.
    Lennon warf das Handy auf den Beifahrersitz, wischte sich den Schweiß aus den Augenbrauen und ließ den Motor an. Ohne auf das Hupkonzert zu achten, fädelte er sich rasch in den Verkehr ein.Aus seinen tränenden Augen sah er das Bild einer brennenden Ellen vor sich.

43
    Oben an der Treppe tastete Billy Crawford nach dem Lichtschalter. Der Keller blieb dunkel.
    Nicht dumm, die Kleine, dachte er.
    Lag draußen im Wagen eine Taschenlampe? Er war sich beinahe sicher, dass er eine für Notfälle unter dem Fahrersitz deponiert hatte, allerdings würden die Batterien leer sein. Eine andere war da unten in der Dunkelheit, sie stand gleich neben der Werkzeugkiste. Er konnte also hinuntergehen und sie holen. Andererseits konnte er sich dann auch gleich in der Dunkelheit um das Mädchen kümmern.
    Er hielt die Luft an und lauschte, hörte aber nur seinen eigenen Herzschlag in der Brust wummern, so wie abends, wenn er sich schlafen legte und ganz allein auf der Welt war. Nicht einmal Gott konnte ihn sehen, wenn er den Bestien ausgeliefert war, die in seinem Kopf lauerten.
    »Hast du Hunger?«, fragte er in die Finsternis hinab.
    Keine Antwort. Er ging zwei Schritte hinein.
    »Ich kann dir was zu essen machen«, sagte er. »Ich habe Brot und Suppe. Oder vielleicht lieber eine gebackene Kartoffel. Und Kaffee. Was meinst du?«
    Die Treppe knarrte, als er sie hinabstieg, bis er unter seinen Füßen den harten Boden spürte. Er blieb reglos stehen und wartete, dass seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnten. Im Licht vonoben

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