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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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Fragen zu beantworten.
    Die Nacht wurde immer stürmischer. Die abrupten Bewegungen der Äste, die von der Kraft des Windes in alle Richtungen gebogen wurden, bestätigten die Unwetterwarnung des Radiomoderators. Hanna fröstelte und schmiegte sich dichter an Marten. Sie sprachen kein Wort, schwiegen schon seit fast zwei Stunden. Hanna wusste, dass sie Marten nicht erklären musste, was sie gerade durchmachte.
    Endlich ging die Tür auf, und der Arzt betrat das Zimmer. Sein Gesicht war ernst. Hanna grub ihre Finger in Martens Arm. Auch Marten musste die Furche auf der Stirn des Arztes bemerkt haben und zog Hanna fester an sich.
    »Ihrer Tochter geht es gut.« Die Furche zwischen den Augen des Arztes vertiefte sich. Hanna glaubte, sich verhört zu haben. Hatte er »gut« gesagt, oder hatte sie »gut« hören wollen?
    »G… gut?«, stammelte Hanna.
    »Ihr fehlt rein gar nichts.« Der Arzt bekräftigte seine Aussage mit einer unwirschen Bewegung seiner Hand. »Aber mit Ihnen stimmt wohl etwas nicht.«
    »Was?« Wieder glaubte sie sich verhört zu haben.
    »Wie bitte?« Marten richtete sich neben ihr im Stuhl auf.
    »Was fällt Ihnen ein, mir meine Zeit mit diesem grotesken Theater zu stehlen. Von wem das Erbrochene auch sein mag, Ihre Tochter hat es nicht gespuckt.« Seine Stimme wurde lauter. »Halten Sie uns für so blöd, dass wir nicht merken, wenn eine Blutgruppe nicht übereinstimmt?«
    Hanna öffnete den Mund, doch es kam kein Ton heraus.
    Der Arzt drehte sich ohne ein weiteres Wort um und verließ den kärglich eingerichteten Warteraum.
    »Lass uns gehen«, sagte Marten leise und half ihr hoch. Er wickelte Lilou in seine Jacke und trug sie aus dem Zimmer. »Das Wichtigste ist doch, dass es ihr gut geht. Alles andere besprechen wir im Hotel.«
    Hanna folgte ihm. Sie war wie vor den Kopf geschlagen. Lilou hatte Blut gespuckt, das nicht ihr eigenes war. Alles in ihr sträubte sich, ins Hotel zurückzufahren, und doch wusste sie, dass sie keine andere Wahl hatte, wenn sie Lilou von diesem Spuk befreien wollte.

70
    8. April 1991
    Es ist mir egal, was der Alte mit mir macht. Steve ist viel zu heiß. Und sein Atmen wird immer schneller. Ganz flach. Ich werd so lange Terror machen, bis alle wach sind. Dann muss der Alte reagieren. Ich hab mir überlegt, dass ich vor allen zugebe, dass ich Steve die Treppe runtergestoßen hab. Ich sag, dass er mich genervt hat mit seinem Hinterhergerenne, und dass er irgendwas Übles über Luke gesagt hat und immer wollte, dass ich mit ihm auf Rolle gehe. Und dass ich ausgeflippt bin. Und dass ich das nicht wollte, aber dann ist er gestolpert und gefallen, und eigentlich war es ein Unfall. Dann ist der Alte aus dem Schneider und kann so tun, als ob ich der Böse bin. Vielleicht schafft er Steve dann in ein Krankenhaus. Mir ist egal, wenn ich wegen Körperverletzung verknackt werde. Schlimmer als hier wird es woanders auch nicht sein. Hauptsache, Steve lebt.
    Er sagt nichts mehr. Ich glaub, er ist zu schwach zum Reden. Nur manchmal hustet er, und dann kommt jedes Mal Blut, und er verzieht das Gesicht, als ob er Schmerzen hat.
    Ich mach das jetzt, und ich weiß nicht, was passieren wird, und wenn ich Pech habe, macht mich der Alte genauso fertig wie Steve. Aber das ist mir auch egal. Mir ist alles egal. Außer Steve.
    Also, ich hör jetzt auf und mach so einen Scheißlärm, dass die denken, der Krieg ist ausgebrochen. Kann gut sein, dass das die letzten Worte sind, die ich hier reinschreibe.

71
    Eben noch hatte sie im Auto vor Müdigkeit kaum die Augen offen halten können, jetzt war sie hellwach. All ihre Sinne schienen wie neu belebt zu sein. Mit Ausnahme von Licht in zwei Fenstern lag das Hotel wie ein schlafender Koloss vor ihr. Marten stieg die Stufen zum Eingangsportal hoch und hielt ihr die Tür auf.
    Das Nachtlicht der Rezeption schimmerte fahl in der großen Halle, in der Luft vermischte sich der Duft von Karamell und Orangen mit dem Geruch nach Krankenhaus, der Lilou noch immer anhaftete. Die wohlige Wärme der letzten Glut des Kaminfeuers kämpfte gegen die Winddurchlässigkeit der bunten Bleiverglasungen, das Knirschen ihrer Schuhe auf dem gefliesten Boden übertönte das Summen des Aufzugs.
    Die Aufzugstür glitt auseinander, und der Alte rollte heraus.
    »Ist mit Ihrer Kleinen alles in Ordnung?«
    Er kam schnell näher, und Hanna meinte in seinen Augen aufrichtige Sorge zu erkennen.
    »Hat sie etwas Falsches gegessen?«
    »Nur eine kleine Unpässlichkeit«, antwortete

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