Rachekind: Thriller (German Edition)
ja mächtig kohle haben ob die wohl weiß woher du deine mücken hast .
Von welchem Geld durfte sie nichts erfahren? Was, zum Teufel, hatte Steve vor ihr verheimlicht?
Sie erreichte den Dom. Von Tausenden von Watt angestrahlt, thronte er wie ein Mahnmal auf dem verlassenen Domplatz. Sie lief um das Gebäude herum und betrat an der Rückseite eine dunkle Passage, die direkt zum Hof führte. Die warnende Stimme ihrer Mutter meldete sich. Du wirst diesen Menschen nicht heiraten. Hörst du? Niemals. Wann begreifst du endlich, dass du eine Verantwortung uns gegenüber hast? Wir werden nicht zusehen, wie so einer unser Vermögen durchbringt. Und ich garantiere dir, darauf wird es hinauslaufen. Entscheide dich. Er oder wir.
Obwohl es zu nieseln begonnen hatte, saßen im Hof vereinzelt Gäste unter großen, weißen Schirmen. Alte Straßenlaternen und hell erleuchtete Schaufenster spendeten genug Licht, dass Hanna im Vorbeigehen den Hof nach Steve absuchen konnte, obwohl sie genau wusste, dass er nicht dort sitzen würde. Sie passierte die römische Forumsruine, die wie eine Erinnerung an vergangene Zeiten in den Hof hineinragte, und steuerte auf das alte Backsteingebäude mit den sandfarben abgesetzten Buntglasfenstern am Ende des Platzes zu. Aus den Kneipen drang Musik, von den Rauchergruppen vor den Eingängen ertönte lautes Lachen. Vor dem alten Gebäude ließ sie ihren Blick über die draußen versammelten Gäste wandern, dann betrat sie die Domklause.
Die Luft in der Kneipe war im Gegensatz zu der frischen Abendluft abgestanden und stickig. Hanna blieb unschlüssig am Eingang stehen. Die dunkle, halbhohe Holztäfelung und die Holzdecke verliehen der Kneipe etwas Heimeliges, das durch die alten Holztische und -stühle noch unterstrichen wurde. Steve hatte sich hier wohlgefühlt. Wie mein Lieblingspub in England, hatte er immer gesagt.
Sie musste zielgerichtet vorgehen. Zwei Stunden hatte Britt ihr zugestanden. Um elf sollte sie wieder zurück sein. Zwei Stunden, um mehr über Rob zu erfahren. Über den Mann, der Steve erpresst hatte. Dessentwegen Steve vielleicht untergetaucht war. Um sich vor ihm zu verstecken. Hanna schöpfte Mut. Wenn Rob der Grund für Steves Verschwinden war, würde sie ihn finden. Und dann hätte Steve einiges zu erklären.
Mittlerweile hatte sie sich an das dämmrige Licht und die schlechte Luft gewöhnt und sah sich suchend um. Die Kneipe war halb leer. Sie ging zielstrebig zu der getäfelten Bar, die neben einem Sortiment an Spirituosen auch eine skurrile Sammlung an Nippes beherbergte. Als sie näher kam, winkte der Wirt sie zu sich.
»Na, ist Steve wieder aufgetaucht?«, fragte er und sah zum Eingang.
»Nein, leider nicht.«
Mit einem eleganten Schlenker zog er eine Flasche Prosecco aus einer Schale mit Eis und schenkte ein Glas ein. »Was kann ich für dich tun?« Er reichte ihr das Sektglas.
Hanna nahm einen kleinen Schluck. »War Steve in letzter Zeit mit jemandem hier, den du nicht vom Stammtisch kennst?«
Der Wirt zögerte. »Ich … Ich kann mich nicht genau erinnern, wirklich, es ist einfach immer zu viel los hier.«
»Es ist wichtig.«
Der Wirt wandte sich ab und trat zu der Batterie an Schnapsflaschen hinter ihm. Er nahm einen Marillenbrand herunter und goss sich ein Schnapsglas großzügig voll, dann leerte er es in einem Zug.
»Er war mit einer Frau hier«, nuschelte er kaum hörbar. »Das letzte Mal, als er hier war, saß er mit einer Frau an dem Tisch bei den Toiletten.«
Mit einer Frau! Hanna stürzte den Rest Prosecco hinunter und setzte das Glas klirrend auf dem Tresen ab. Der Wirt nahm die Schnapsflasche und füllte ein zweites Glas. Stumm schob er es ihr zu und beobachtete, wie sie es austrank. Der Schnaps brannte in ihrer Kehle.
»Kanntest du die Frau? War er … Ist er schon einmal mit ihr hier gewesen?«
Der Wirt schüttelte wieder den Kopf. »Ich habe sie weder davor noch danach je gesehen.«
»Welche Haarfarbe hatte sie?«
»Dunkel.«
Eine dunkelhaarige Frau. Sie biss sich auf die Lippe. »Wirkten sie vertraut? Ich meine, wirkten sie wie ein … ein Paar?«
»Nein, Mensch, auf keinen Fall.« Er winkte energisch ab. Zu energisch, wie Hanna fand. »Nein, wirklich nicht. Sie war ziemlich sauer. Und hat geweint.«
Der Wirt schnappte sich einen Lappen und begann einen unsichtbaren Fleck vom Tresen zu putzen. Hanna merkte, dass er ihren Blick mied, und wusste, dass er ihr nicht mehr über Steve und die Unbekannte erzählen würde.
»Kennst du einen Rob?
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