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Rachekind: Thriller (German Edition)

Rachekind: Thriller (German Edition)

Titel: Rachekind: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Clark
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Plastikschublade. Damit Lilou ihn selbst holen konnte. Vergeblich versuchte sie sich daran zu erinnern, wie sie den Teller aufgeräumt hatte. Sie wusste, dass sie Lilous Teller automatisch in die unterste Schublade stecken würde, und dass sie das nicht getan hatte, war ein weiterer Beweis, wie sehr sie aus dem Gleichgewicht geraten war. Hanna räumte den Teller in die Schublade, ging zurück ins Wohnzimmer und kuschelte sich in Steves Sessel, als wäre er ein geheimer Zufluchtsort, und konnte doch den Geistern ihrer Kindheit nicht entkommen.
    Diese Frau ist eine Zumutung.
    Mutters Stimme ist schrill.
    Diese Frau ist meine Mutter.
    Vater bemüht seinen diplomatischen Tonfall.
    Ich weiß, dass sie deine Mutter ist, danke. Sie erinnert mich oft genug daran. Trotzdem ist sie eine Zumutung.
    Sie ist ein wenig verwirrt. Hör auf, dich zu beschweren, du hast sie in ihrem Starrsinn unterstützt, sich nicht behandeln zu lassen.
    Verwirrt? Sie ist hochgradig verrückt! Und ich war nie gegen eine Behandlung, ich wollte nur nicht, dass es an die große Glocke gehängt wird. Aber jetzt gehört sie in ein Heim, bevor sie uns alle irgendwann noch aus Versehen umbringt.
    Das wird sie nicht überleben. Das ist dir doch klar. Willst du Hanna das wirklich antun? Du weißt, wie sehr sie an ihr hängt.
    Hanna verdrängte den Gedanken an Oma Wilmi und griff nach dem Laptop. Sie rief das Internet auf und gab als Suchbegriff Vermisste Personen ein. Sofort baute sich der Bildschirm neu auf, und eine Reihe von Links erschien. Hanna klickte auf den ersten und versank im Blog einer Frau, die ihr Leben der Suche von Vermissten gewidmet hatte. Fotos von Kindern, jungen Mädchen, Männern und Frauen jeden Alters, umrahmt von einer Personenbeschreibung und den Umständen der Suche folgten aufeinander. Sie scrollte nach unten und las sich einen Fall nach dem anderen durch. Vier Jahre vermisst. Sieben Jahre vermisst. Fünf Monate vermisst. Und bei jedem Eintrag fanden sich aktuelle Kommentare von Familie und Freunden, die unermüdlich nach der verschollenen Person suchten und hofften, sie eines Tages wieder in ihre Arme schließen zu können.
    Sie löste die Augen vom Bildschirm und lauschte angestrengt. Ihre Finger gruben sich in die Sessellehne. Das bekannte Knacken des alten Holzes, das Surren des Kühlschranks. Nichts Ungewöhnliches vermischte sich mit den üblichen Geräuschen der Wohnung. Und doch war da etwas. Sie glaubte Blicke zu spüren, die sich in ihren Rücken bohrten, sie beobachteten, belauerten. Mit einem Ruck drehte sie sich um. Niemand. Sie schloss die Augen und zählte langsam bis zehn. Ihre Nerven spielten ihr einen Streich. So konnte das nicht weitergehen. Sie musste etwas tun. Irgendetwas.
    Entschlossen klickte sie auf das Kontakt-Icon und begann zu schreiben.

10
    21. Januar 1991
    Der Neue macht mich noch verrückt. Hätte ich ihm nur nicht mit seinem Scheißbrei geholfen. Er denkt, ich hätte es für ihn getan. Dabei hab ich ihm nur wegen dem Wetteinsatz die Minzbonbons gegeben. Der Trick funktioniert immer. So viele wie möglich auf einmal essen, das betäubt die Geschmacksnerven. Und dann ohne Zögern einen Löffel nach dem anderen in den Mund und einfach nur schlucken, schlucken, schlucken. Seitdem hängt der mir an den Fersen, als wär er mein Hündchen, egal wie oft ich ihm sage, dass er sich verpissen soll. Und Luke grinst sich einen. Heute hat der Neue mich gefragt, wieso wir so sind.
    Wie sind wir denn?, hab ich zurückgefragt.
    So gemein, hat er geantwortet, und er hat glatt Tränen in den Augen gehabt. Nur weil ich nicht wollte, dass er mir auf Schritt und Tritt folgt.
    Jetzt pass mal gut auf, Babyfurzer, hab ich gesagt, ich brauch keinen Schatten, der die Luft um mich rum verpestet, hier stinkt’s auch so genug. Du gehörst nicht zu uns, hab ich ihm gesagt, und du wirst auch nie dazugehören. Und das hat nichts damit zu tun, dass du erst vierzehn bist und ich sechzehn bin.
    Warum hast du mir dann geholfen?, hat er gefragt, und ich wollte ihm von der Wette erzählen. Aber dann hab ich ihm einfach nur eine auf den Hinterkopf gegeben und gesagt, er soll die dämlichen Fragen den Weibern überlassen, und bin zu den anderen.
    Luke hat uns die ganze Zeit beobachtet und hat natürlich sofort angefangen, über den Neuen abzulästern. Und irgendwie hatte ich heute keinen Bock mitzumachen. Der Neue hat an der anderen Seite vom Hof an der Mauer gelehnt und immer wieder zu uns rübergeschaut, als ob er wüsste, dass Luke und

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