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Racheklingen

Racheklingen

Titel: Racheklingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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seid, dann wird euer Vater vielleicht sogar bei den tiefen Tönen mitsummen.« Die Kleinste lächelte ihn zwischen den Geländerstreben oben an der Treppe an, bis Schylo ihn ins Wohnzimmer schob und die Tür schloss.
    »Sie sind so groß geworden«, raunte er.
    »So ist das nun einmal. Wieso bist du hier?«
    »Kann ich nicht einfach nur …«
    »Du weißt, dass du es kannst, und du weißt, dass du es nicht tust. Wieso bist du …« Sie hatte den Rubin an seinem Zeigefinger entdeckt und runzelte die Stirn. »Das ist Murcattos Ring.«
    »Sie hat ihn in Puranti verloren. Dort hätte ich sie beinahe erwischt.«
    »Erwischt? Warum?«
    Er hielt inne. »Sie ist … in meine Rache verwickelt worden.«
    »Du und deine Rache. Hast du nie daran gedacht, dass du vielleicht glücklicher wärst, wenn du sie einfach vergessen würdest?«
    »Ein Stein wäre vielleicht glücklicher als Vogel, der sich von der Erde erheben und frei davonfliegen könnte. Ein Stein ist kein Vogel. Hast du für Murcatto gearbeitet?«
    »Ja. Und?«
    »Wo ist sie?«
    »Bist du deswegen hierhergekommen?«
    »Deswegen.« Er blickte zur Decke. »Und wegen ihnen.« Er sah ihr in die Augen. »Und wegen dir.«
    Sie grinste. Kleine Linien schnitten in die Haut um ihre Augenwinkel. Es überraschte ihn, wie sehr er es liebte, diese Fältchen zu sehen. »Cas, Cas. Dafür, dass du so ein schlauer Hund bist, bist du doch ein dämlicher Drecksack. Du suchst immer an den falschen Orten nach den falschen Dingen. Murcatto ist in Ospria bei Rogont. Sie hat dort bei der Schlacht mitgekämpft. Das weiß doch jeder, der Ohren hat.«
    »Ich hatte nichts gehört.«
    »Du hörst nicht zu. Sie ist jetzt ganz dicke mit dem großen Zauderer. Ich vermute, dass er sie an Orsos Stelle setzen wird, um sich das Volk von Talins gewogen zu halten, wenn er nach der Krone greift.«
    »Dann wird sie ihm folgen. Zurück nach Talins.«
    »Genau.«
    »Dann werde ich ihnen folgen. Zurück nach Talins.« Schenkt runzelte die Stirn. »Ich hätte die letzten Wochen dort bleiben und einfach auf sie warten können.«
    »So ist das nun mal, wenn man ständig irgendwelchen Dingen nachjagt. Es klappt besser, wenn man darauf wartet, dass das, was man will, von selbst zu einem kommt.«
    »Ich war sicher, dass du inzwischen einen anderen Mann gefunden haben würdest.«
    »Ich habe einige gefunden. Es ist nur keiner hier hängen geblieben.« Sie streckte die Hand zu ihm aus. »Bereit zum Mitsummen?«
    »Immer.« Er nahm ihre Hand, und sie führte ihn aus dem Zimmer, durch die Tür und die Treppe hinauf.

VII

TALINS
     
    »Rache ist ein Gericht,
das man kalt verzehrt.«
 
PIERRE CHODERLOS DE LACLOS
     
    Rogont von Ospria erschien zu spät am Schlachtfeld von Föhrengrund, aber Salier von Visserine verließ sich zu sehr auf seine zahlenmäßige Überlegenheit und war zu stolz, um den Rückzug anzutreten. Zumal der Feind von einer Frau befehligt wurde. Er kämpfte, er verlor, musste sich schließlich doch zurückziehen und ließ die Stadt Caprile schutzlos zurück. Um die sichere Erstürmung mit Feuer und Schwert zu vermeiden, öffneten die Bürger der Stadt die Tore für die Schlange von Talins und hofften auf Erbarmen.
    Monza ritt in die Stadt, ließ aber den Großteil ihrer Männer draußen. Orso hatte sich mit den Baoliten verbündet und sie überzeugt, unter ihren ausgefransten Standarten an der Seite der Tausend Klingen zu kämpfen. Harte Kämpfer, die allerdings einen sehr blutigen Ruf genossen. Monza hatte ebenfalls einen sehr blutigen Ruf, und gerade deswegen vertraute sie den Baoliten noch weniger.
    »Ich liebe dich.«
    »Sicher tust du das.«
    »Ich liebe dich, aber lass die Baoliten nicht in die Stadt, Benna.«
    »Du kannst mir vertrauen.«
    »Ich vertraue dir. Lass die Baoliten nicht in die Stadt.«
    Als die Sonne unterging, ritt sie drei Stunden zurück zum Schlachtfeld bei Föhrengrund mit seinen verwesenden Toten, um mit Herzog Orso zu speisen und seine Pläne für den Abschluss des Feldzugs In Erfahrung zu bringen.
    »Gnade gegenüber den Bürgern von Caprile, wenn sie sich mir vollständig ergeben, Entschädigungszahlungen leisten und mich als ihren rechtmäßigen Regenten anerkennen.«
    »Gnade, Euer Exzellenz?«
    »Sie wissen doch, was das ist, oder?« Sie wusste, was es war. Sie hatte nur nicht erwartet, dass er es wusste. »Ich will ihr Land, nicht ihr Leben. Tote können nicht gehorchen. Sie haben hier einen ruhmreichen Sieg errungen. Sie sollen einen großen Triumphzug durch die

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