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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Gurke hat mir besonders gut gefallen.«)
    Also sagte ich entschuldigend zu Daryl: »Leider bin ich noch nicht dazu gekommen, es zu lesen. Ich habe es natürlich, und es liegt auf dem Stapel neben meinem Bett, durch den ich mich gerade durcharbeite. Gar nicht so leicht, wenn man so viel zu tun hat wie ich ...«
    Es versteht sich von selbst, dass kein Wort davon wahr war. Das einzige Buch neben meinem Bett war Die Glasglocke, das ich zum weiß der Kuckuck wievielten Mal las.
    »Ich fange damit an, sobald ich Primary Colors gelesen habe«, versprach ich ihm und fragte mich im gleichen Moment, ob Primary Colors überhaupt noch aktuell war. Sich da zu irren, wäre fatal.
    »Verrat mir doch«, sagte ich mit einem gewinnenden Lächeln. »Gardening for Ballerinas, wird das mein Leben verändern? Worum geht es da?«
    »Ehm«, sagte Daryl gequält, »also, es ist so ...«
    Ich rückte näher an ihn heran und fragte mich, warum er so zögerte. Offenbar war es ein kontroverses Buch, das sich womit genau befasste? Inzest? Satanismus? Kannibalismus?
    »Es geht ... na ja ... ehm ... um Gartenarbeit. Für ... ehm ... Ballerinas. Na ja, nicht nur, das ist ja klar«, fügte er hastig hinzu. »Das Bücken und Hocken kann ja auf alle Tänzer zutreffen, nicht nur auf Ballerinas. Wir sind ja kein elitärer Verlag.«
    Mein Mund formte ein A, und dann ein O, dann wieder ein A und wieder ein O.
    »Willst du damit sagen, dass es kein Roman ist?«, brachte ich endlich hervor.
    »Nein.«
    »Sondern ein Gartenbuch?«
    »Ja.«
    »Und an welcher Stelle stand es auf der New-York-Times- Bestenliste?«
    »An neunundsechzigster.«
    »Und inwiefern warst du maßgeblich an der Werbekampagne für das Buch beteiligt?«
    »Ich habe die Bücher verpackt und an die Buchhandlungen verschickt.«
    »Danke und auf Wiedersehen, Daryl.«

43
    S o habe ich es nicht gesagt. Ich sagte nicht wörtlich zu ihm: »Danke und auf Wiedersehen, Daryl.« Ich sagte ihm das nicht ins Gesicht, sondern zu mir selbst.
    Obwohl wir die Nacht zusammen verbrachten und fast den ganzen nächsten Morgen, hatte ich nicht die Hoffnung, dass Daryl und ich schon bald einen gemeinsamen Haushalt gründen würden. Ich ertrug ihn und all den Unsinn, den er redete, nur, weil ich einen Teil von den Drogen abbekommen wollte.
    Natürlich machte der alte Geizkragen kein besonders glückliches Gesicht, als ihm klar wurde, dass ich ihn nicht mit den zwei Gramm ziehen lassen würde.
    Ich dachte einfach: Pech, mein Freund, das schuldest du mir.
    Spätabends fiel mir plötzlich siedend heiß ein, dass ich Boating for Beginners im Kopf gehabt hatte, und nicht Gardening für blöde Ballerinas.

    In den darauffolgenden Tagen hörte ich nichts von Luke. Mein Verstand tröstete mich und sagte: Er ruft an. Aber er rief nicht an.
    Brigit, die Arme, musste jeden Abend mit mir ausgehen, weil ich die Stadt nach ihm absuchen wollte. Wo wir auch hingingen, und sei es nur ins Lebensmittelgeschäft um die Ecke, um zehn Tüten Chips zu kaufen, befand ich mich in einem Zustand überdrehter Wachsamkeit und hatte das volle Make-up aufgelegt.
    Ich hätte ihn nicht gehen lassen dürfen, sagte ich mir immer wieder. Ich habe einen schrecklichen Fehler gemacht.
    Wir sahen ihn nicht ein einziges Mal. Das war nicht fair, denn in den Tagen, als er mich nicht die Bohne interessierte, konnte ich kaum einen Fuß vor die Tür setzen, ohne über ihn oder einen seiner haarigen Freunde zu stolpern.
    Schließlich blieb mir nichts anderes übrig, als ein paar ausgewählte, wirklich sehr spezielle Freunde zu bitten, mir bei der Suche behilflich zu sein. Wenn ich zum Beispiel Ed in der Cute Hoor traf und er mir sagte, dass er Luke vor noch nicht zehn Minuten in The Boghole getroffen hatte, rasten Brigit und ich mit atemberaubender Geschwindigkeit dorthin, aber was fanden wir dort? Nur ein leeres JD-Glas, einen qualmenden Aschenbecher und einen noch warmen Sitz mit Lukes Arschabdruck.
    Sehr frustrierend.
    Schließlich lief er mir über den Weg. Es war der Tag, den ich den Schwarzen Dienstag nennen möchte. Der Tag, an dem ich gefeuert und Brigit befördert wurde.
    Ich hatte schon eine ganze Weile gewusst, dass meine Tage im Old Shillayleagh gezählt waren, und es war mir völlig egal. Ich hasste die Arbeit dort mehr als das Leben selbst. Und nachdem ich einen Artikel über Impotenz ausgeschnitten und meinem Chef ans Schließfach geklebt hatte, mit einem Zettel, auf dem stand: »Vielleicht finden Sie den hilfreich«, wusste ich, dass meine

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