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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Augen folgten ihr, als sie ihre mageren Hüften schwang. Alle schwiegen, bis sie verschwunden war. Dann wandten sie, noch ganz benommen, ihre Aufmerksamkeit wieder mir zu.
    »Sie lässt uns schmoren«, sagte Clarence in einem Ton, der verdächtig nach Bewunderung klang. »Zum Glück bist du ja jetzt hier. Jetzt können wir dich verehren, und du bist nicht so gemein zu uns, oder?«
    Aufgeblasene, eingebildete kleine Ziege, dachte ich. So würde ich mich nie aufführen, nie im Leben. Ich würde so nett sein, dass mich alle lieben würden. Obwohl ich natürlich nicht die geringste Absicht hatte, mich mit einem der Leute hier einzulassen. Ganz gegen meinen Willen spürte ich doch eine gewisse Ehrfurcht vor ihr ...
    Dann rief jemand: »Es ist fünf vor zwei.«
    »Himmel!«, ertönte es mehrfach, während die Männer ihre Zigaretten ausdrückten, den restlichen Tee hinunterschütteten und aufsprangen. Und man hörte Ausrufe wie: »Auf zur Lektion in Demut«, und: »Heute habe ich das Vergnügen, über glühende Kohlen gezerrt zu werden«, und: »Lieber würde ich mich an den Pranger stellen und auspeitschen lassen.«
    »Komm mit«, sagte Mike.

10
    M ike packte mich beim Handgelenk und zerrte mich hinter sich her, den Flur entlang und in einen Raum hinein.
    »Das soll die Abtklause sein?«, fragte ich zweifelnd und sah mich in dem zugigen Raum um, in dem nichts weiter als ein paar durchgesessene Stühle im Kreis aufgestellt waren.
    »Ja.« Mike hörte sich an, als säße ihm die Panik im Nacken. »Du sitzt hier. Setz dich, Rachel, mach schon.«
    Mike und ich setzten uns.
    »Hör zu«, sagte er mit eindringlicher Stimme. »Ich sag dir jetzt was. Das Wichtigste, was du in der ganzen Zeit hier lernen wirst.«
    Nervös und aufgeregt rückte ich näher an ihn heran.
    »Du darfst nie ...!«, erklärte er, dann atmete er tief durch. »Du darfst nie ...!« Noch ein tiefer Atemzug. Ich rückte noch ein bisschen näher. »Du darfst nie den Stuhl, den Stuhl, den Stuhl oder den Stuhl nehmen. Die Gruppensitzung dauert mindestens zwei Stunden, und danach ist dein Arsch in Fransen, wenn du das Pech hast und auf einem der Stühle da sitzt. Pass auf, ich zeige sie dir noch mal...«
    In dem Moment wurde die Tür aufgerissen, einige der Insassen stürzten herein und stimmten ein lautes Wehklagen an, dass die besten Plätze schon besetzt seien. Sofort stiegen Schuldgefühle in mir auf, weil die anderen ja schreckliche Probleme hatten; wenigstens sollten sie auf bequemen Stühlen sitzen können, während ihre Leiden geheilt wurden.
    Es waren sechs, die ich größtenteils aus dem Speiseraum kannte. Leider war der gutaussehende Mann mit den Drogenproblemen nicht darunter. Da waren Mike, Misty, die Schriftstellerin, Clarence, Chaquie, meine Zimmergenossin, und Vincent, der Wüterich. Mein Magen krampfte sich ein bisschen zusammen, als ich Vincent sah, weil er vor Aggressivität richtig stachelig war. Ich hatte Angst, dass er es auf mich abgesehen haben könnte und nicht merkte, dass ich eigentlich nicht dazugehörte. Der sechste war ein alter Mann, den ich im Speiseraum nicht gesehen hatte, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er nicht aus der Abteilung für Popstars kam. Entweder hatten die Popstars ihre eigene Gruppe, was ich mir gut vorstellen konnte, oder aber sie waren bei Barry Grant und Sauerkraut.
    »Schön, dass jetzt noch eine Frau in der Gruppe ist«, sagte Chaquie. »Das macht es etwas ausgeglichener.«
    Sie meinte mich. Tatsächlich machte es die Situation theoretisch etwas ausgeglichener, aber da ich mich nicht beteiligen würde, konnte von einem Ausgleich nicht die Rede sein.
    Josephine kam herein. Ich betrachtete sie mit großem Interesse, aber ich konnte nicht erkennen, wieso die anderen solche Angst vor ihr hatten: Sie war harmlos. Sie war eine Nonne, aber eine moderne, poppige. Oder so gab sie sich wenigstens. Ich finde es nicht besonders poppig, wenn man einen grauen, knielangen Flanellrock trägt und graue, glatte Haare hat mit einer braunen Spange drin. Aber sie sah nett aus, richtig lieb, mit ihren runden blauen Augen, wie Mickey Rooney.
    Als sie sich gesetzt hatte, starrten alle auf ihre Füße. Nichts war von dem Gelächter und den angeregten Gesprächen im Speiseraum geblieben. Das Schweigen dehnte sich immer weiter aus. Ich sah belustigt von einem zum anderen. Warum so beklommen, meine Lieben?
    Schließlich sagte sie: »Meine Güte, es ist Ihnen sehr unbehaglich, wenn einmal Stille herrscht. Gut, John Joe, würden Sie

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