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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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die Sauna ging? Vielleicht.
    Ich saß auf der Stuhlkante und lehnte ab, als mir eine Tasse Tee angeboten wurde. Ich wollte ja nicht mitten in der Aromatherapie dringend zur Toilette müssen! Angespannt sah ich zu, wie der Tee getrunken wurde. Jetzt macht schon, drängelte ich still für mich, trinkt schnell aus! Sonst ist es Zeit zum Abendessen, und wir hatten gar keine Zeit zu einer richtigen Massage. Aber sie tranken den Tee im Zeitlupentempo. Am liebsten hätte ich alle Tassen in mich selbst hineingeschüttet.
    Als sie endlich in aller Ruhe, die mich ganz kribbelig machte, den letzten Schluck nahmen, sah ich mit Entsetzen, wie sie zur Teekanne griffen und sich eine zweite Tasse eingossen, die sie dann langsam und genüsslich schlürften.
    Meinetwegen, sagte ich mir nervös, vielleicht nach der zweiten Tasse?
    Doch als die Minuten langsam verstrichen, die zweiten Tassen geleert und neue Zigaretten angezündet wurden, und als dann eine dritte Runde Tee eingegossen wurde, musste ich widerstrebend zugeben, dass sie alle so aussahen, als wollten sie noch eine geraume Weile bleiben. Vielleicht ging es nach dem Abendessen richtig los?
    Natürlich konnte ich auch einfach jemanden fragen.
    Aber irgendwie brachte ich das nicht fertig.
    Vielleicht befürchtete ich, dass die gewöhnlichen Klienten wie Mike und John Joe mich für oberflächlich halten würden, wenn ich mich zu sehr für die Luxusbehandlung und die Unterbringung der berühmten Insassen interessierte. In Wirklichkeit, so ging mir auf, erwarteten sie wahrscheinlich, dass ich danach fragte. Wahrscheinlich hatten sie die Nase voll von Leuten, die gleich nach ihrer Ankunft abschätzig sagten: »Aus dem Weg, ich gehe jetzt ins Dampfbad mit Hurricane Higgins und seinen Kumpels.«
    Nun gut, ich würde also so tun, als wäre ich vollauf zufrieden damit, bis in alle Ewigkeiten Tee mit ihnen zu trinken. So würde ich mich bei ihnen beliebt machen. Vor mir lagen ja zwei Monate. Massenhaft Zeit also.
    Ich sah mir die Menschen am Tisch an. Da saßen sie, schaufelten sich den Zucker löffelweise in die Tassen, kippten den Tee in sich hinein und beteuerten, wie gut er sei. Wie traurig für sie!
    »Rauchst du nicht?«, fragte eine Männerstimme. Erschreckt stellte ich fest, dass sie Vincent, dem Wüterich, gehörte.
    »Nein«, sagte ich nervös. Wenigstens keine Zigaretten.
    »Hast du aufgehört?« Er kam näher an mich heran.
    »Nie angefangen.« Ich rückte von ihm weg. Oh, wenn er mich doch bloß in Frieden ließe! Ich wollte mich nicht mit ihm anfreunden. Er machte mir Angst mit seinem schwarzen Bart und seinen großen Zähnen. Wölfisch war das Wort, mit dem ich ihn beschreiben würde.
    »Wenn du hier wieder rauskommst, rauchst du sechzig am Tag«, prophezeite er mir. Er grinste böse und verströmte einen starken Körpergeruch. (»Ei, Großmutter, was hast du für einen starken Geruch.«)
    Ich sah mich suchend nach Mike um, damit er mich beschützen solle, aber er war nirgends zu sehen.
    Ich drehte Vincent den Rücken zu, soweit das möglich war, ohne unhöflich zu wirken, und hatte Clarence vor mir. Vom Regen in die Traufe! Obwohl ich Angst hatte, dass er wieder anfangen würde, mein Haar zu streicheln, überwand ich mich und sprach mit ihm.
    Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich schon einen ganzen Nachmittag da war und noch keine Minute an Drogen gedacht hatte. War mir nicht in den Sinn gekommen! Ein warmes, selbstzufriedenes Gefühl breitete sich in mir aus und hielt an, solange ich mit allen Männern im Raum nacheinander die gleiche Unterhaltung führte. Jeder von ihnen wollte alles über mich herausfinden. Alle, außer dem gutaussehenden Mann, den ich beim Mittagessen gesehen hatte. Weil ich mich ganz gern mit ihm unterhalten hätte, ignorierte er mich völlig.
    Also, um fair zu sein, er war gar nicht da.
    Im Laufe von zwei Stunden erzählte ich unzählige Male die Geschichte meines Lebens. Immer wieder sagte ich: »Ich heiße Rachel. Ich bin siebenundzwanzig. Ich bin nicht magersüchtig, aber danke der Nachfrage. Nein, ich war nicht schon immer so groß, bei meiner Geburt war ich ein bisschen kleiner. In den letzten zweieinhalb Jahren habe ich in New York gelebt, davor war ich in Prag ...«
    »Wo liegt denn Prag?«, fragte John Joe. »In Tipperary?«
    »Großer Gott.« Clarence saugte zischend die Luft ein und schüttelte angewidert den Kopf. »Habt ihr das gehört? ›In Tipperary?‹ Du Riesentrottel. Weiß doch jeder, dass das in Sligo ist«, fügte er

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