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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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zunehmen, ich war so schon aus der Form.
    Noch während ich mir einredete, dass eine einzelne fetttriefende Mahlzeit nicht viel schaden könnte und ich am nächsten Tag anfangen würde, vernünftig zu essen, drang plötzlich ein unangenehmes Geräusch zu meiner Linken an mein Ohr. Es waren John Joes Essgeräusche!
    Es war richtig laut! Und wurde immer lauter. Wieso hatten die anderen das nicht bemerkt? Ich versuchte, nicht hinzuhören, aber es war unmöglich. Meine Ohren waren plötzlich wie diese besonders feinen Mikrophone, mit denen man im Fernsehen das Atmen von Ameisen hörbar machte.
    Ich konzentrierte mich auf meine Pommes frites, aber die ganze Zeit hörte ich John Joe, wie er schlürfte und schmatzte und wie ein Rhinozeros schnaubte.
    Ich verkrampfte mich immer mehr und zog die Schultern bis zu den Ohren hoch. Das Mampfen und Malmen wurde immer lauter, bis ich schließlich nichts anderes mehr hörte. Es war ekelhaft. Maßlose, heiße, mörderische Wut stieg in mir hoch.
    Sag doch was, redete ich mir zu. Sag ihm doch einfach, er soll leiser essen. Aber es kam mir nicht über die Lippen. Stattdessen stellte ich mir vor, wie ich mich auf ihn stürzte und heftig auf ihn eindrosch, wie ich auf seine Brust hämmerte und alle Geräusche aus ihm herausprügelte.
    Kein Wunder, dass ihn keine geheiratet hat, dachte ich wutschäumend. Geschieht ihm ganz recht, wenn er nie seine Unschuld verloren hat. Er hat es nicht besser verdient. Wer würde mit einem Mann schlafen wollen, der dreimal täglich diese schmatzenden, widerlichen Geräusche machte?
    Jetzt kaute er besonders laut auf einem herzhaften Bissen herum. Es war unerträglich! Mit großem Getöse warf ich mein Besteck auf den Teller. Unter diesen Umständen konnte ich keinen weiteren Bissen herunterbringen.
    Mein Zorn schwoll noch an, weil keiner bemerkte, dass ich nicht weiteraß. Ich hatte Anteilnahme erwartet und Worte wie: »Rachel, warum isst du denn nicht?« Aber keiner sagte etwas. Schon gar nicht dieser schmatzende alte Widerling John Joe.
    Ich verstand nicht, warum ich so wütend war. Den ganzen Tag über war immer wieder ein rasender Zorn in mir aufgeflammt. Und heiße Tränen. Beides sah mir gar nicht ähnlich. Meistens ging ich sorglos und unbekümmert durchs Leben. Eigentlich hätte ich glücklich sein müssen, denn ich wollte ja nach Cloisters kommen. Und ich war froh, dass ich da war. Aber vielleicht wäre ich froher, wenn ich endlich ein paar Berühmtheiten zu Gesicht bekäme und einen Plausch mit ihnen halten könnte.
    Nach den Pommes frites und so weiter gab es Kuchen. John Joe langte kräftig zu. Wahrscheinlich konnte man ihn bis nach Peru hören.
    Und während ich wutverkrampft dasaß und mir ausmalte, mit welchen Mitteln man John Joe foltern konnte, stand der Braune Pullover auf, der auf der anderen Seite von mir saß, und Christy nahm den Platz ein. Ich war plötzlich ganz aufgeregt, als er dem Braunen Pullover zurief »He, Brauner Pullover« (oder wie immer er hieß), »bist du fertig? Hast du was dagegen, wenn ich mich einen Moment lang auf deinen Platz setze? Ich habe noch gar nicht mit Rachel gesprochen.« Und er setzte sich, als wäre es das Natürlichste von der Welt. Ich verbannte John Joe mit seinem Gemampfe aus meinem Kopf und zauberte ein strahlendes Lächeln auf mein Gesicht.
    »Hallo, ich bin Chris«, sagte er.
    Seine chlorhellen Augen waren so blau, dass man dachte, das Licht müsste ihnen weh tun.
    »Ich dachte, du heißt Christy.« Ich lächelte mit einem Gesichtsausdruck, der, so hoffte ich zumindest, halb frech, halb intim war. (Mag mich, mag mich!)
    »Nein, das liegt an Oliver.« (Stalin, nahm ich an.) »Er hängt an alle Namen ein ›y‹.«
    Wie verzaubert hing ich an seinem schönen, lebhaften Mund, während er die üblichen Fragen stellte. Woher ich kam, wie alt ich war und so weiter, und so fort. Aber ich antwortete mit erheblich mehr Begeisterung als am Nachmittag bei den absolut identischen Gesprächen. (»Ja, haha, die Stadt ist wunderschön. Nein, die meisten Sachen, die man hier bekommt, kann man da auch kaufen. Außer Kerrygold- Butter, hahaha.«)
    Er lächelte mich die ganze Zeit an. Es war herrlich, und was er sagte, war voller Ironie. Er ist cool, dachte ich bewundernd, viel cooler als Luke. Luke dachte nur, er wäre cool und sein Leben wäre aufregend. Aber an Chris kam er nicht heran. Ich meine, Chris war drogensüchtig. Mach das erst mal nach, Luke Costello!
    Und obwohl ich es toll fand, wenn Männer cool

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