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Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

Titel: Rachel im Wunderland: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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sein.
    »So!« Er funkelte mich an und steckte sich weitere Scheiben Brot in den Mund. »Ih effe allef auf!« Vollgestopft, aber wild entschlossen fing er mit der zweiten Packung an. Zumindest war es die zweite, von der ich wusste. Weiß der Himmel, wie viele er davor schon verdrückt hatte.
    Man hörte Schritte, und Don kam zurück. Er hatte Oliver im Schlepptau, und beide waren vollbeladen mit Eierschachteln.
    »Oh, Junge, nein.« Don wirkte nicht sehr glücklich, als er die brotlose Szene erfasste.
    Empört drehte er sich zu mir um. »Was ist los mit dir? Mensch, Rachel, er hat fast das ganze Brot aufgegessen, und jetzt ist nicht mal mehr TOAST übrig!« Seine Stimme war immer schriller geworden, und bei dem Wort TOAST hätte er Glas zum Springen bringen können.
    Mir war übel. Ich war todunglücklich. Ich hatte immer noch Jetlag, Himmelherrgott! Und das hier sollten Ferien sein, also wirklich! Sogar als ich zur Arbeit ging, musste ich nicht so früh aufstehen. Und es tat mir leid, dass Eamonn das Brot aufgegessen hatte. Ich wusste ja nicht, dass mehr nicht da war, sonst hätte ich ihn vielleicht gehindert. Alle würden mich hassen ...
    »Entschuldigung«, sagte ich, den Tränen nah.
    »Ach, ist doch nicht so schlimm«, sagte Don mit unbeholfener Freundlichkeit. »Bestimmt kann nicht mal der Teufel selbst ihn bremsen.«
    »Entschuldigung«, flüsterte ich noch einmal. Mit Tränen in den Augen sah ich auf Don herab, klimperte nur einmal mit den Wimpern, und damit war die Sache erledigt.
    »Mach dir nichts draus«, beruhigte er mich erneut. »Diese Woche hat er jeden Tag das Brot aufgegessen. Bestimmt haben die anderen sich schon daran gewöhnt, dass es keinen Toast gibt.«
    Dann fing er an, die Eier in eine Schüssel zu schlagen. Es war zu früh, um sich sechsunddreißig rohe Eier anzugucken. Mir wurde ganz flau.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Stalin besorgt.
    »Ihr ist nicht GUT!«, erklärte Don ganz außer sich. »Du Idiot, dem Mädel ist schlecht. Sie soll sich setzen, um Himmels WILLEN.«
    Don nahm mich besorgt am Arm und wäre fast auf einem Stück Speckschwarte ausgerutscht, als er mich zu einem Stuhl führte.
    »Soll ich die Schwester holen? Holt die Schwester!«, befahl er Stalin und Eamonn. »Steck den Kopf zwischen die Ohren ... ehm, ich meine, die Knie!«
    »Es ist nichts«, sagte ich schwach. »Ist schon gut, es lag nur an den Eiern, und ich habe nicht genug geschlafen ...«
    »Du bist aber nicht schwanger, oder?«, fragte Stalin.
    »Was für eine Frage!« Don war schockiert. »Natürlich ist das Mädel nicht schwanger...«
    Er kam mit seinem dicklichen, besorgten Gesicht ganz nah an meins. »Oder doch?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Sag ich doch«, wandte er sich triumphierend an Stalin.
    Später erfuhr ich, dass Don siebenundvierzig war und als »überzeugter« Junggeselle bei seiner Mutter lebte. Irgendwie überraschte mich das nicht.
    »Bist du ganz sicher, dass du nicht schwanger bist?«, fragte Stalin wieder. »Meine Rita konnte bei den ersten vieren keine Eier sehen.«
    »Ich bin nicht schwanger.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es einfach.«
    Er hatte sich schwer getäuscht, wenn er dachte, ich würde meinen Monatszyklus mit ihm besprechen.
    Don, Eamonn, Stalin und ein junger Mann namens Barry, an den ich mich undeutlich von gestern – lang, lang ist’s her – erinnerte, bereiteten also das Frühstück vor. Ich saß auf dem Stuhl, trank ein Glas Wasser, atmete tief durch und versuchte, nicht zu kotzen. Barry war derjenige, der gestern Mittag geschrien hatte: »Genau, eine Niete«, als Sadie beschimpft wurde.
    Kurz vor dem Frühstück fiel mir ein, dass ich demnächst Chris sehen würde und nicht ein Tüpfelchen Make-up aufgelegt hatte. Bei aller Erschöpfung, Übelkeit und Trübsal brach ein Fünkchen Selbsterhaltungstrieb durch. Doch als ich versuchte, nach oben in mein Zimmer zu kommen, um mir die Wimpern zu tuschen und ein bisschen Rouge aufzulegen, wurde mir der Weg von der mütterlichen Monica versperrt. Es gebe gleich Frühstück, und ich müsse dableiben, bis es vorbei sei.
    »Aber ...«, hob ich kläglich an.
    »Sagen Sie mir, was Sie brauchen, und ich hole es«, bot sie mit einem herzlichen, aber sehr, sehr bestimmten Lächeln an.
    Natürlich konnte ich es ihr nicht sagen. Sie würde denken, ich wäre eitel. Also musste ich mich wieder in den Speisesaal schleichen, den Kopf gesenkt, damit Chris mein Gesicht nicht ohne Make-up sehen konnte und denken würde, wie hässlich

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