Rachel im Wunderland: Roman (German Edition)

oder ...« Clarence musste so sehr lachen, dass er kaum sprechen konnte. »... oder er macht einen Weinprobenkurs«, brachte er schließlich heraus. Die Braunen Pullover schütteten sich aus vor Lachen. Es blieb ihnen die Luft weg, und sie mussten sich aneinander festhalten, während ihnen die Tränen über die Wangen liefen.
    »Ich würde auch eine Schüssel mit rohem Teig essen, wenn sie mich dann einen Weinprobenkurs machen lassen würden«, brüllte Mike.
    Erneut hysterisches Wiehern.
    Ich lachte nicht. Ich wollte mich einfach nur irgendwo hinlegen und ganz, ganz lange schlafen. Auf gar keinen Fall wollte ich etwas backen.
    Die anderen unterhielten sich gut gelaunt, während ich still betete, dass ich sterben möge. Zwar konnte ich hören, was sie sagten, aber ihre Stimmen klangen, als kämen sie aus weiter Ferne.
    »Ich mache heute dieses ... so was wie Brot, das ich in Islamabad gegessen habe«, murmelte Fergus, der LSD-Geschädigte.
    »Hast du denn was von diesem Tabak, den man da reintun muss?«, fragte Vincent.
    »Nein«, gab Fergus zu.
    »Dann ist es nicht wie das Brot, das du in Timbuktu gegessen hast, oder?«
    Fergus wandte sich ab, und sein toter Blick trübte sich noch mehr.
    »Wenn mich jetzt meine Frau sehen könnte, was? Harharhar!« , lachte Stalin fröhlich, als er den Puderzucker abwog. »Zu Hause habe ich noch nicht mal Kaffeewasser gekocht.«
    »Kein Wunder, dass sie Hausverbot über dich verhängt haben«, sagte Misty O’Malley.
    Und alle schnalzten mit der Zunge und sagten: »Aber, Misty«, doch in einem freundlichen Ton.
    Dann sagte der aggressive Vincent: »Das hat ja nichts damit zu tun, dass er nicht kocht, sondern damit, dass er ihr die Rippen bricht.«
    In meinen Ohren rauschte es laut, und ich dachte, ich würde in Ohnmacht fallen.
    Das konnte doch nicht sein, oder?, dachte ich entsetzt. Stalin war ein netter, freundlicher Mann, der würde so etwas doch nicht tun. Vincent musste sich einen Scherz erlaubt haben. Aber keiner lachte. Keiner sagte auch nur ein Wort.
    Es dauerte eine ganze Weile, bevor sie wieder anfingen zu reden und Witze zu machen. Und Stalin sagte keinen Ton mehr.
    Mir war immer noch hundeelend. Wenn ich es nicht besser gewusst hätte, dann hätte ich schwören können, dass ich am Abend zuvor versumpft war.
    Zum Glück war Betty nett. Sie fragte mich, ob ich wüsste, was ich backen wollte, und ich sagte: »Was Leichtes.«
    Darauf schlug sie vor: »Wie war es denn mit Kokosringen? Die kann man im Schlaf machen.« Da ich das Gefühl hatte, dass ich mich ohnehin wie im Schlafbewegte, war das genau das Richtige für mich.
    »Das habe ich mir die ganze Woche schon vorgenommen«, verkündete Mike fröhlich und zeigte auf eine Abbildung in dem Backbuch. »Eine Tart tatin.«
    »Was soll das sein?«, fragte Peter.
    »Irgendein französischer umgedrehter Apfelkuchen.«
    »Und warum machst du ihn nicht richtig herum?«, fragte Peter. »Wenn man’s französisch macht, kann’s ja nur gut werden. AHAHAHAHAHAHAAAAAAARGH!«
    Betty ging von einem zum anderen und gab gute Ratschläge. (»Mehr Butter brauchen Sie nicht, Mike, Sie wollen ja schließlich keinen Herzinfarkt bekommen.« »Nein, Fergus, tut mir leid. Sie müssen schon den Backofen benutzen, die Feuerversicherung deckt ein offenes Feuer nicht. Tut mir leid, wenn es nicht authentisch ist.« »Nein, Fergus, es tut mir wirklich leid.« »Nein, Fergus, ich behandle Sie nicht wie ein Kind.« »Nein, Fergus, ich habe nichts gegen Drogen.« »Ich habe auch einmal Haschisch geraucht, damit Sie es nur wissen.« »Wie bitte? Natürlich habe ich inhaliert.«) So miserabel ich mich auch fühlte, es hatte etwas Tröstliches, das Mehl zu sieben, die geraspelten Kokosnüsse und den Zucker abzuwiegen, die Eier aufzuschlagen (kurze Unterbrechung, um zu würgen), alles in einer Schüssel zusammenzurühren und in kleine Papierförmchen zu füllen, die ein Muster aus Tannenzweigen hatten. Es erinnerte mich an meine Kindheit, als ich meiner Mutter half, bevor sie das Kochen und Backen ganz aufgab.

    Ich hielt mich von Chris fern, weil ich genau wusste, dass er mir gleich die kalte Schulter zeigen würde, wenn er mein Totengesicht mit den roten Flecken aus der Nähe zu sehen bekäme. Allerdings fiel mir das ziemlich schwer, denn seine Freundlichkeit mir gegenüber hatte mir gestern Abend den Gedanken an Lukes Zurückweisung unendlich viel leichter gemacht. Wenn ein anderer Mann sich mit mir abgab, konnte ich doch nicht so wertlos sein, wie Luke