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Rachel Morgan (9) - Blutdämon

Rachel Morgan (9) - Blutdämon

Titel: Rachel Morgan (9) - Blutdämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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zog mich zurück und in ihren Augen fehlte überraschenderweise jede Wut. »Ich komme auf andere Weise rein«, murmelte sie.
    »Nein.« Ich löste mich von ihr, und die Frau wirkte verängstigt, weil Pierce mich überhaupt nicht beachtete. »Ich wurde beschossen, verwanzt und angegriffen. Ich will, dass du dabei bist, und es gibt überhaupt keinen Grund, warum du nicht rein dürfen solltest.«
    Die Frau zappelte nervös herum und warf zuerst einen Blick auf Pierce, dann auf die Leute, die sich hinter mir sammelten. »Es gibt Sicherheitsbedenken«, sagte sie, und ich nickte dramatisch.
    »Mmm. Und genau deswegen will ich sie bei mir haben.«
    »Rachel!«, rief eine vertraute, fröhliche Stimme an meinem Ellbogen, und ich wirbelte herum. Pierce grinste. Neben ihm stand meine Mutter mit einer Einkaufstüte unter dem Arm, einem großen gelben Hut auf dem Kopf und einem Besen in der Hand. Sie strahlte mich an, und mein Kopf wurde leer.
    »Mom!«, rief ich und starrte sie mit großen Augen an. »Was tust du hier?«
    »Verdammt, an dir sieht selbst weißes Leder gut aus!« Sie ließ ihre Tüte fallen, warf die Arme um mich und drückte mich an sich. Der Geruch von Flieder und Rotholz erfüllte meine Sinne, und der Besen bohrte sich in meinen Rücken. Sie trat mit einer Hand am Hut zurück, um ihn vor dem Absturz zu bewahren, und in ihren Augen glitzerten ungeweinte Tränen.
    »Ich bin heute Morgen hergeflogen«, sagte sie und warf einen kurzen Blick auf ihren Ausweis. »Ich wollte dich sehen. Und ich wusste, dass ich nur abwarten musste, wo es Ärger gab, und dich dort finden würde. Und hier bist du tatsächlich!«
    Ich umarmte sie noch einmal und konnte es einfach nicht glauben. Die Frau am Tisch winkte der nächsten Person in der Schlange, und wir traten zur Seite.
    »Mom, ich bin froh, dass du da bist.« Sie sah toll aus. Ihr rotes Haar war zu einem Bob geschnitten, und sie trug ein Oberteil, das ihre Figur betonte. Jetzt, wo sie sich nicht mehr so altbacken anzog, hätten wir fast Schwestern sein können. Grauen überschwemmte mich, als sie uns auf die Doppeltür zuschob. Wenn die Sache nicht gut lief, war es vielleicht das letzte Mal, dass ich sie sah.
    »Komm rein«, sagte sie, nahm meinen Arm und führte mich vorwärts, als wollten wir nur einen Kaffee trinken gehen und nicht Plätze bei meinem Prozess einnehmen. »Trenton hat uns Sitze ganz vorne reserviert, aber wenn man zu lange wartet, versuchen irgendwelche Hohlköpfe, sich dort hinzusetzen.« Sie schaute hinter uns. »Hi, Ivy. Schön, dich zu sehen.« Ivy murmelte etwas zurück. Sie fühlte sich in der Nähe meiner Mom nie ganz wohl.
    Meine Mom blieb kurz stehen, um Pierce von oben bis unten zu mustern. »Wallace, hm?«, sagte sie trocken. »Du musst Pierce sein. Nett, endlich mal den Mann zu treffen, der meiner Tochter ihre erste Eintragung bei der I.S. verschafft hat. Du wirst es schon hinkriegen, nehme ich an. Ich hoffe, du bist gut im Bett. Es ist wirklich absolut schrecklich, euch Männern beizubringen, was einer Frau gefällt.«
    Ich erhaschte einen kurzen Blick auf Pierces entsetztes Gesicht, aber gleichzeitig hatte sich der letzte Zweifel in Luft aufgelöst. Es war wirklich meine Mutter, kein Doppelgänger. Was auch immer ihr in den Kopf kam, sprach sie auch aus.
    »Mom ...«, protestierte ich, aber sie redete schon weiter, erklärte, wie schön es war, mich zu sehen, und wie gut ihr meine Haare so gefielen, fragte mich, ob ich in St. Louis gewesen war, als der Gateway Arch eingestürzt war, und was ich von dem Erdbeben heute Nachmittag hielt. War sie nicht eine Nummer? Ich wusste, dass ihr Plappern ihr Weg war, mit Druck umzugehen, und deswegen sagte ich nicht viel und gab nur an den richtigen Stellen Grunzlaute von mir.
    Die Doppeltüren öffneten sich vor uns, als jemand hineinging. Ich hob den Blick, während meine Füße sich weiter bewegten. Als Erstes traf mich der gedämpfte Lärm und der Geruch der Schaumstoffstühle mit Baumwollbezug. Alles war in Blau und Grau gehalten, und im Hintergrund dudelte Musik. Der Raum war schon fast voll, und die murmelnden Gespräche waren wie eine Wand, auch wenn der Raum so gebaut war, dass er den Lärm aufsaugte. Die Bühne lag gute vier Meter unterhalb der Treppe, an der wir standen. In der Mitte erhob sich ein Podium, und dahinter stand ein Tisch mit sechs Stühlen, die alle auf das Publikum ausgerichtet waren. Oliver und Leon waren bereits da und ignorierten die Leute einfach, während Oliver redete und

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