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Rachel

Rachel

Titel: Rachel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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Es waren Gefühle, wie sie ein Freund für einen Freund empfand - oder bestenfalls eine Schwester für ihren Bruder.
    »Ich schätze, dass Ihnen inzwischen klar geworden ist, dass Sie mit meinen Jungen alle Hände voll zu tun haben werden«, sagte Landry, wobei seine Mundwinkel leicht zuckten und seine Augen vergnügt blitzten. In diesem Moment war Rachel klar, dass Landry - als er so alt gewesen war wie seine Söhne heute - ebenfalls ein ungestümer Wildfang gewesen war, der es liebte, anderen Streiche zu spielen.
    Rachel gestattete sich selbst ein amüsiertes Lächeln, das sie sich in Gegenwart von Jamie und Marcus nicht erlaubt hätte. »Ich nehme die Herausforderung an«, sagte sie bescheiden.
    Für einen kurzen Moment schloss Landry die Augen und versank in Erinnerungen. »Ich muss zugeben, dass sie wirklich wie die Wilden herumlaufen. Seit ihre Mutter tot ist, bringe ich es nicht übers Herz, sie streng an die Kandare zu nehmen. Dabei weiß ich genau, dass Caroline mir das Fell über die Ohren ziehen würde, wenn sie sehen könnte, dass ihre Kinder keine Manieren mehr haben.«
    »Es sind gute Jungs«, erwiderte Rachel ruhig.
    Landry nickte. »Sicher sind sie das, aber was für Männer werden sie einmal werden, wo sie nicht mal regelmäßig zur Kirche gehen und erst im Alter von acht und zehn Jahren mit der Schule beginnen? Caroline hat sie unterrichtet und ihnen auch eine Menge beigebracht, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es außer ihr noch ein menschliches Wesen auf Gottes Erdboden gibt, das die beiden dazu bringen kann, nicht nur einen Tag still zu sitzen und dem Unterricht zu folgen, sondern fast jeden Tag - und das über Wochen und Monate hinweg.«
    »Das werden wir schon schaffen«, versicherte Rachel ihm, obwohl sie weit weniger zuversichtlich war, wie ihre Stimme vermuten ließ.
    Der Kaffee begann zu kochen und das köstliche Aroma durchzog den Raum. Landry stand auf, gab einen Schuss kaltes Wasser dazu und eine Prise Salz, damit sich der Kaffeesatz am Boden absetzte. Danach füllte er zwei große Tassen, goss reichlich frische Sahne dazu und fügte auch noch braunen Zucker hinzu - nachdem er Rachel um Erlaubnis gefragt hatte. Der Kaffee schmeckte hervorragend und Rachel war doch froh, dass sie Landrys Angebot angenommen hatte, denn die kräftige Mischung belebte ihre Lebensgeister. Wenn sie die Kildare-Ranch verließ, wollte sie die Johnsons besuchen, die letzte Familie auf ihrer Liste, die am weitesten von Springwater entfernt hoch oben in den Bergen lebte. In diesem Haushalt gab es - wie bei den Bellweathers - nur ein Kind namens Christabel, ein scheues ängstliches Mädchen, das einen Klumpfuß hatte, Wie June Rachel erzählt hatte.
    Nachdem sie sich von Jamie und Marcus verabschiedet hatte - und natürlich auch von derem Vater -, bestieg Rachel wieder ihr Pferd. Unterwegs aß sie das Sandwich, das sie am Morgen in der Station zubereitet hatte, und ritt dann immer tiefer in die Wildnis, immer höher hinauf, wo die Wölfe ihr Zuhause hatten, die Grizzly-Bären und die Berglöwen. /
    Die Stille wurde immer wieder durch Geräusche unterbrochen, die Rachel fremd waren. Mal war es der Schrei eines Vogels, mal das Rascheln der Blätter, wenn kleine Tiere über den Waldboden huschten, mal knackte irgendwo ein Ast. Sie sah zwar nie eines dieser Tiere, aber sie strengte ihre Ohren an und lauschte intensiv, um die Geräusche voneinander unterscheiden zu lernen. Als die Hütte der Johnsons schließlich in Sicht kam, war Rachel voller böser Vorahnungen.

5
     
    Ein Schuss zerriss die Stille - laut genug, um den Himmel zum Einsturz zu bringen. Sunflower riss erschrocken den müden Kopf in die Höhe und stieg mit den Vorderbeinen in die Luft. Rachel hatte alle Mühe, den alten Klepper zu beruhigen, aber dabei rutschte die Flasche mit dem Tee aus der Satteltasche und zersplitterte auf dem steinigen Boden. Ein altes Weib mit einer Flinte in der Hand stand auf der schiefen Veranda des halb zerfallenen Hauses der Johnsons. Auf dem Lauf des Gewehrs stieg blauer Rauch auf.
    »Das ist gerade nahe genug«, rief die Alte.
    Der Schreck war Rachel in alle Glieder gefahren, aber nachdem sie die Mähre erst mal wieder beruhigt hatte, wich ihre Angst der Sorge, das Pferd könnte in die Glassplitter treten und sich den weichen Teil des Innenhufes verletzen. Sie ließ sich vom Rücken des Tieres gleiten und schob mit dem Fuß die Reste von Miss Junes Flasche so gut es ging zur Seite. Dann richtete sie sich auf, um sich

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