Rachels Geheimnis: Glaub an meine Liebe, Kelly (German Edition)
fragte Matt und warf ihr einen Blick zu.
„Bestimmt im Büro. Und er hat Ihnen sicher nicht mehr zu sagen, als Sie von mir schon erfahren haben.“
„Wie ärgerlich.“ Gemeinsam machten sie sich auf dem Weg zum Fahrstuhl und traten in die Kabine. Kelly bemerkte, dass der Mann leicht nach Leder und Seife roch. Nachdem die Türen des Fahrstuhls sich geschlossen hatten und sie allein waren, sah er sie aus dunklen Augen an. Durchdringend. Am liebsten hätte sie sich unter seinem vorwurfsvollen Blick in Luft aufgelöst. Stattdessen straffte sie die Schultern, als er fragte: „Warum waren Sie bei Rachel?“
„Nur, um auf dem Laufenden zu bleiben. Ich dachte, manches würde klarer, wenn ich sie persönlich sehe.“
„Was zum Beispiel?“
„Zum Beispiel die Frage, was es mit dem Buch auf sich hat, das Ihre Schwester geschrieben hat. Ihre Haushälterin Juanita Ramirez hat ausgesagt, dass sie mit Ihrer Schwester vor dem Unfall in Kontakt war und dass Rachel an irgendeinem Buch gearbeitet hat. Aber niemand scheint Genaueres zu wissen.“
„Juanita wusste noch nicht einmal, dass Rachel schwanger ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie in die Geheimnisse meiner Schwester eingeweiht war“, murmelte Matt. Inzwischen waren sie unten angekommen, und er eilte auf den Haupteingang zu.
„Warum sollte sie sich die Geschichte ausdenken?“
„Ich behaupte ja nicht, dass Juanita lügt. Aber vielleicht hat auch Rachel geflunkert. Seit ihrer Zeit in der Highschool hat sie davon gesprochen, dass sie ein Buch schreiben will. Hat sie es jemals getan? Nein. Nicht dass meine Brüder oder ich davon gehört hätten.“
„Aber Sie wussten ja auch über ihre Schwangerschaft und ihren Job nicht Bescheid“, konterte Kelly.
Matt hielt inne und drehte sich zu ihr um. „Okay. Aber was, wenn sie tatsächlich eins geschrieben hat? Das ist doch genauso wichtig wie die Frage, ob in China ein Sack Reis umfällt. Was soll das damit zu tun haben, was ihr im Glacier Park zugestoßen ist?“
„Das werden Sie mir gleich verraten.“
„Sie sind hier der Cop“, betonte er ärgerlich. „Sie sind Detective, nicht mehr und nicht weniger. Das ist Ihr Job, Lady.“
„Ich versuche, ihn so gut wie möglich zu erledigen.“
„Dann strengen Sie sich gefälligst ein bisschen mehr an, klar? Das Leben meiner Schwester steht auf dem Spiel.“ Mit hochgezogenen Schultern kämpfte er sich durch den Schneesturm zu seinem Truck vor. Kellys Wangen brannten förmlich, so wütend hatten sie seine Worte gemacht. Außerdem hatte er ihrem Stolz einen mächtigen Dämpfer verpasst.
„Mistkerl“, murmelte sie und eilte zu ihrem eigenen Fahrzeug. Was machte sie eigentlich zorniger, dieser unbeugsame Cowboy oder die Art, wie sie auf ihn reagierte? In seiner Nähe wurde sie plötzlich nervös, brachte kaum noch einen Ton hervor … zutiefst unprofessionell.
Doch kaum saß sie hinter dem Steuer, als sie versuchte, jeden Gedanken an Matt McCafferty zu verdrängen. Sie wurde bei ihren Eltern zum Abendessen erwartet, und ihre Schwester kam auch mit ihren beiden Söhnen. Solche Abende im Familienkreis waren selten geworden, denn sie arbeitete viel zu viel. Deshalb beeilte sie sich, heute pünklich zu sein, und traf tatsächlich kaum eine Viertelstunde später in dem Zuhause ihrer Kindheit ein.
„Kelly, meine Liebe!“, rief ihr Vater, als er seinen Rollstuhl in das Esszimmer lenkte, wo der Tisch bereits gedeckt war. Früher war Ron Dillinger ein großer und kräftiger Mann gewesen. Aber seit er vor fünfundzwanzig Jahren eine Kugel in den Rücken bekommen hatte, war er auf den Rollstuhl angewiesen. Früher hatte er als Deputy Sheriff gearbeitet, war seit der Verletzung aber berufsunfähig. „Wie schön, dass du Zeit hast, mit uns zu essen.“
„Ich freue mich auch“, erwiderte Kelly, beugte sich hinunter und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.
In der Küche wurde sie von ihren Neffen Aaron und Spencer lautstark begrüßt. Die beiden Jungen platzten beinahe vor Energie und Tatendrang und schienen niemals zur Ruhe zu kommen.
„Tante Kelly!“, rief Aaron. „Hoch! Hoch!“ Der Dreijährige streckte ihr seine Ärmchen entgegen. Mit einer Hand umklammerte er ein zerdrücktes Sandwich, mit der anderen einen kleinen Spielzeugtruck. Über die untere Gesichtshälfte hatte er sich Erdnussbutter geschmiert.
Karla, Kellys zwei Jahre jüngere Schwester, war zweimal verheiratet gewesen und genauso oft wieder geschieden worden. Seitdem hatte sie nicht nur der
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