Rachels Geheimnis: Verräterisch klopfendes Herz (German Edition)
wieder? Warum brachte sie es nicht fertig, diesem Mann die kalte Schulter zu zeigen? Diesem Mann, der wild entschlossen schien, ihr immer wieder das Herz zu brechen? Wenn er es wieder tat, musste sie sich selbst die Schuld daran geben. Denn schließlich wusste sie genau, worauf sie sich einließ.
Slade hob den Kopf, ließ sie aber nicht los, und zwinkerte ihr langsam zu. „Wir sollten Holzfäller spielen“, schlug er vor, und als Janineverständnislos das Gesicht verzog, fügte er hinzu: „Doktor wäre mir lieber. Aber die Kinder sind in der Nähe …“
„Außerdem wäre es nicht anständig.“
„Und du weißt, dass mir nichts mehr am Herzen liegt als Anstand.“
Janine schüttelte lachend den Kopf, als er sie endlich losließ. „Du gibst wohl nie auf, oder?“
„Niemals.“ Slade öffnete einen kleinen Kasten hinten am Schlitten und holte das Werkzeug heraus. Dann schlang er sich ein Kunststoffseil um die Schulter, griff nach der Kettensäge und folgte der Spur, die die beiden Mädchen schon durch den Schnee gepflügt hatten.
„Hier! Hier!“
Janine entdeckte einen rosafarbenen Schneeanzug zwischen den jungen Bäumchen.
„Uncle Slade!“ Molly zeigte auf eine krumme Tanne, die ungefähr zwei Meter hoch war.
„Sie ist nicht gerade gewachsen“, erwiderte Slade, nachdem er den Baum betrachtet hatte.
„Sie ist schön“, beharrte Molly und sprang hin und her.
„Ja“, bekräftigte Mindy, „die schönste.“
„Die beiden haben recht“, fiel Janine ein. „Sie ist einfach perfekt.“
Slade lächelte trocken. „Drei Frauen haben mich überstimmt“, klagte er. „Na ja, wenn ihr beiden … ihr drei euch wirklich sicher seid.“
„Ja!“ Sogar Mindy sprang begeistert auf und ab.
„Mach ihn für uns ab“, verlangte Molly.
„Zuerst müsst ihr beide ein paar Schritte zurücktreten“, befahl Slade, kniete sich zu Boden und schaute Janine an. Sie begriff sofort.
„Kommt zu mir, ihr beiden“, befahl sie. „Uncle Slade braucht mehr Platz.“
Es qualmte ordentlich, als der Motor der Kettensäge ansprang. Slade musste das rüttelnde Gerät mit aller Macht festhalten, als er die Schnittfläche am Stamm der Tanne ansetzte. Sägespäne fielen in das unberührte Weiß, und ein paar Sekunden später stürzte der Baum zu Boden, sodass der pulvrige Schnee zur Seite stob.
Die Mädchen sprangen nach vorn und beharrten darauf, ihrem Onkel zu helfen. Willig ließ Slade sie mit anfassen, während er den Baum an den Kufen festzurrte.
„Gut gemacht“, lobte er. „Ich werde vorschlagen, dass ihr beide zum Holzfäller des Jahres gekürt werdet. Habt ihr jetzt vielleicht Lust auf Kakao und Kekse?“
Sie setzten sich in den Schlitten, aßen und tranken. Die Zwillinge plapperten in die winterliche Stille hinein. Der Duft des warmen Kakaos und der Kaffeegeruch schienen sich unter die Schneeflocken zu mischen, die zu Boden schwebten. Alles fühlte sich so natürlich und richtig an. Sie hatten sich dicke Decken über den Schoß gebreitet. Ihre Nasen hatten sich in der Kälte gerötet, und sie lachten fröhlich.
Beinahe so, als wären wir eine Familie, dachte Janine unwillkürlich, die Familie, die ich nie gehabt habe.
Nur dass die Kinder nicht ihr gehörten.
Nur dass sie nicht mit Slade verheiratet war.
Nur dass er sie vor vielen Jahren verlassen hatte.
Nur dass ihr Baby nicht lange genug gelebt hatte, um geboren zu werden.
Heiße Tränen standen ihr in den Augen. Slade strich ihr über die Wange. „Was ist los?“
Wenn du nur wüsstest, dachte Janine unwillkürlich. Trotzdem schüttelte sie den Kopf. „Nichts. Nur ein bisschen Wehmut.“
„Weshalb?“
„Wegen der Dinge, die hätten sein können.“ Das blieb undeutlich genug. Janine nippte an ihrem Kaffee und spürte, wie er ihr heiß die Kehle hinunterrann. Aber die eiskalte Stelle in ihrem Herzen konnte er nicht auftauen. Die Stelle, die wie abgestorben war, nachdem Slade sie verlassen und sie ihr Kind verloren hatte.
„Vielleicht solltest du lieber nach vorn schauen, anstatt dich auf die Vergangenheit zu fixieren“, schlug Slade vor, als könnte er Gedanken lesen.
„Ausgerechnet du musst mir solche Ratschläge geben.“ Janine hatte seinen gequälten Blick gesehen, als er ihr von dem Unfall erzählt hatte, der ihm einen nahestehenden Menschen genommen hatte. Jetzt war es an ihr, ihn zu berühren, und sie fuhr mit der behandschuhten Fingerspitze über die Narbe auf seiner Wange. „Du hast immer noch damit zu kämpfen.“
Slades
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