Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy
dass ich erst zurück in mein Büro gegangen bin.“
„So sehe ich das auch. Aber aus reiner Neugierde würde mich interessieren, warum Sie zunächst in den Keller zurückgegangen sind?“
„Ich, äh, ich wollte …“ Der Hausmeister hielt inne und setzte dann neu an: „Ich musste dort anderes Werkzeug holen.“
„Das kling so, als hätten Sie auf jeden Fall den Umweg über Ihr Büro nehmen müssen. Warum werfen Sie sich dann aber vor, nicht sofort zum Lehrerzimmer gegangen zu sein?“
„Ich hätte sofort den ganzen Werkzeugkasten mitnehmen können. Aus irgendeinem Grund entschied ich mich dagegen.“
„Ich verstehe. Machen Sie sich trotzdem keinen Kopf. Sie haben nichts Falsches getan.“
„Es beruhigt mich, dass Sie das sagen. Sie sind schließlich Hauptkommissar und haben Ahnung von solchen Dingen.“
Bevor Thomas etwas erwidern konnte, klopfte es an seiner Bürotür. Er rief ein lautes ‚Herein’ und wandte sich dann noch einmal an Korst: „Sollte sich etwas ergeben oder sollten wir später noch Fragen an Sie haben, dann melden wir uns wieder bei Ihnen. Bis dahin müssen Sie abwarten und Tee trinken.“
„Wenn Sie das sagen, dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig. Danke für Ihre Hilfe. Auf Wiederhören.“
Für meine Hilfe? Welche Hilfe? , fragte Thomas sich leicht irritiert. Doch er hatte keine Zeit, länger darüber nachzudenken. Denn vor seinem Schreibtisch sah er Lars Brenner stehen.
„Komme ich ungelegen?“
„Das kommt darauf an, was Sie wollen“, entgegnete Tommy ausweichend.
„Ich kann nicht mehr zuhause herumsitzen und auf das Telefon starren. Jede Minute hoffe ich, dass Sie mich anrufen, um mir von der Ergreifung des Täters zu berichten.“
„Ich weiß, wie hilflos Sie sich fühlen. Aber ich verspreche Ihnen, dass wir uns sofort melden, wenn es etwas Neues gibt.“
„Wie viele Männer sind an diesem Fall dran?“
„Es arbeiten alle zur Verfügung stehenden Kräfte daran. Sie können sich denken, dass diese Sache bei uns höchste Priorität hat. Schließlich sind wir alle persönlich betroffen.“
„Niemand ist so persönlich betroffen wie ich. Judith ist meine Freundin gewesen. Trotz unserer Schwierigkeiten habe ich sie besser gekannt als alle anderen. Sagen Sie mir also, was Sie wissen. Gibt es einen Hinweis darauf, dass Judiths Ermordung mit unserer Beziehung zu tun hat?“
„Spielen Sie auf die vermeintliche Affäre Ihrer Freundin an? Möchten Sie wissen, ob sich dahinter das Motiv verbirgt?“
„Das könnte immerhin möglich sein, oder?“
„Ja, jedoch gehen wir augenblicklich davon aus, dass der Mörder einen anderen Beweggrund hat. Denn es gab inzwischen noch ein weiteres Opfer. Einen zweiten Polizisten.“
„Vermuten Sie etwa, dass meine Freundin sterben musste, weil sie Polizistin war? Hat der Mörder sie lediglich ausgewählt, um seinen Standpunkt klarzumachen? Hasst er die Polizei? Ist es das? Das glaube ich nicht. Ich will es nicht glauben. Denn dann wäre Judiths Tod so sinnlos.“
„Leider gibt es viele sinnlose Dinge auf dieser Welt.“
„Rechnen Sie mit weiteren Morden? Haben Sie schon einen Hinweis auf ein nächstes Opfer?“
„Dazu kann ich Ihnen keine Auskünfte erteilen.“
„Natürlich können Sie das. Sie wollen es nur nicht.“
„Was würde es Ihnen bringen, wenn ich das täte? Welchen Nutzen hätten Sie davon? Gar keinen. Sie wollen Gerechtigkeit und Seelenfrieden. Das kann ich Ihnen nicht verdenken. Aber wenn Sie sich in meine Position versetzen, dann werden Sie verstehen, wieso ich Ihnen nichts sagen werde.“
„Haben Sie Angst, dass ich wertvolle Informationen ausplaudern könnte? Oder dass ich diese nutze, um meinen eigenen Rachefeldzug zu starten? Das ist absurd. Ich möchte einfach nur, dass der Mörder eine angemessene Strafe erhält. Und zwar jetzt. Nicht erst in zehn Jahren. Ich weiß nämlich, dass es Fälle gibt, die erst nach so langer Zeit aufgeklärt werden. Falls überhaupt. Das werde ich aber nicht zulassen. Es ist meine Aufgabe, Ihnen Druck zu machen. Sonst rühren Sie keinen Finger. Das hat Judith mir oft gesagt. Sie hatte keine hohe Meinung von ihren Kollegen. Bis die Kerle mal gehandelt haben, war es meistens schon zu spät.“
„Unsere gesamte Direktion arbeitet rund um die Uhr an diesem Fall. Die Ermordung einer Kollegin ist der größte Ansporn, den es für einen Polizisten geben kann.“
„Da sprechen Sie einen interessanten Punkt an. Denn es ist traurig, dass es überhaupt so weit kommen
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