Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy
Schließlich zuckte er mit den Achseln und sagte: „Wir wissen beim besten Willen nicht, wie wir dem Mörder auf die Schliche kommen können. Er hat bislang keinen Fehler gemacht. Zumindest haben wir keinen entdeckt.“
„Und du glaubst, dass es ein ehemaliger Polizist sein könnte?“
„Ich kann wirklich nicht sagen, mit wem wir es zu tun haben. Es steht nur fest, dass der Typ gut ist. Richtig gut. Wenn er selbst Vielbusch überrumpeln konnte, dann sagt das schon alles.“
„Wurde sonst noch jemand aus der Direktion angegriffen?“
„Nein, das hätte ich bestimmt schon mitbekommen.“
Nora lehnte sich zurück. Sie überkreuzte die Beine und schürzte die Lippen. „Die Xs und Ziffern sind alles, was der Kerl hinterlassen hat?“
„Es sieht ganz danach aus.“
„Ihr habt euch alle möglichen Deutungsvarianten schon durch den Kopf gehen lassen?“
„Mehr oder weniger.“
„Was heißt das genau?“
„Wir können mit unserer …“ Das Klingeln des Telefons unterbrach ihn. Entnervt griff Tommy zum Hörer und fauchte: „Ja? Hier Kommissar Korn.“
„Guten Abend“, ertönte eine verzerrte Stimme.
Im Nu horchte Tommy auf. Er setzte sich kerzengerade auf seinen Stuhl. „Wer sind Sie?“
„Das wissen Sie doch wohl.“
Thomas gab seiner Kollegin ein Zeichen. Sie verstand sofort, dass der gesuchte Mörder am anderen Ende der Leitung war.
„Sie dürften inzwischen kapiert haben, dass ich Ihnen überlegen bin. Sie können mich nicht schnappen. Aber mit ein wenig Geschick können Sie noch einige Leben retten.“
„Ich werde Sie kriegen. Verlassen Sie sich darauf.“
Ein schallendes Gelächter ertönte. „Bilden Sie sich etwas auf Ihre Erfolge der letzten Jahre ein? Ich habe Ihren Werdegang verfolgt. Er ist zwar recht beeindruckend, aber mich lässt er trotzdem kalt. Ich spiele in einer anderen Liga.“
„Rufen Sie mich nur an, um mir das zu sagen?“
„Nicht nur. Ich habe mir gedacht, dass Sie bestimmt etwas mit mir plaudern wollen. Ihr Bullen könnt schließlich jeden einzelnen Hinweis gebrauchen. Denn wenn ich einen Fehler gemacht hätte, dann wärt ihr mir schon auf die Spur gekommen. Darauf warte ich noch immer. Ich will also fair sein und Ihnen helfen.“
„Sehr nobel von Ihnen.“
„Warten wir es ab. Meine Hilfe hat nämlich ihren Preis.“
„Welchen?“
„Das bestimmen Sie. Wie viel ist Ihnen ein Menschenleben wert?“
„Lassen Sie diesen Mist. Was genau wollen Sie?“
„Ich befinde mich gerade in einem sehr schönen Haus. Das gehört einer Person, die Sie gut kennen.“
„Kommen Sie zum Punkt.“
„Eberhardtstraße 17. Muss ich noch mehr sagen?“ In der nächsten Sekunde klickte es und die Leitung war tot.
„Oh nein, nicht auch das noch“, stieß Thomas aus, während er den Hörer auflegte.
„Was ist los? Was wollte der Kerl?“
„Er hat behauptet, in diesem Moment bei Kortmann zuhause zu sein. Und das Schwergewicht ist bereits vor einiger Zeit heimgefahren.“ Thomas hob den Hörer wieder ans Ohr und wählte Kortmanns Nummer. Dann wartete er. Doch er kam nicht durch. „Es ist besetzt.“
„Ich probiere es auf seinem Handy“, sagte Nora, ehe sie ihr Mobiltelefon aus der Tasche zog und durch das Adressbuch scrollte. Sobald sie Kortmanns Nummer gefunden hatte, wählte sie diese an und wartete.
Thomas steckte bereits seine Waffe ins Holster. Dann schob er Nora eine Ersatzpistole zu, erhob sich und öffnete die Bürotür.
„Es ist abgeschaltet“, sagte seine Kollegin, während sie ihm folgte. „Hast du die Stimme am Telefon erkannt?“
„Nein, sie war verzerrt.“
„Gab es auch sonst keinen Hinweis?“
„Ich habe nichts bemerkt. Das ist jetzt aber egal. Nun zählt nur noch eine Sache.“
„Du hast recht. Hoffentlich können wir Kortmann noch retten.“
Sie stürmten auf den Flur hinaus und machten sich auf den Weg zu Tommys Wagen.
22
Auf dem Weg hinab zum Parkplatz verständigten die Kommissare ihre Kollegen. Dann stiegen sie in Tommys Wagen und fuhren mit Blaulicht los, um auf dem kürzesten Weg zur Eberhardtstraße zu kommen. Diese lag zehn Minuten von der Polizeidirektion entfernt. Da keine Streife in der Nähe war, würden die Ermittler als erste bei Kortmann eintreffen.
Mit Vollgas rauschte Thomas durch die Straßen Göttingens. Er nahm zwei Abkürzungen, raste über eine Kreuzung und überholte einen Wagen nach dem anderen. Nach nur acht Minuten kam er schon am nördlichen Rand der Innenstadt an. Für diese Strecke hatte er mit
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