Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy
erwartet bog der BMW rechts ab und fuhr in den DriveThrough einer bekannten Fastfood-Kette. Dort hielt der Fahrer vor dem Fernsprecher und gab seine Bestellung durch. Anschließend tuckerte er weiter zum ersten Fenster, um sein Abendessen zu bezahlen. Dieses erhielt er kurz darauf am zweiten Fenster.
Seitdem deine Frau dich verlassen hat, scheinst du den Halt im Leben komplett verloren zu haben. Fast jeden Abend schaufelst du dieses ungesunde Zeug in dich hinein, weil du nicht kochen kannst. Deine Frau hat dich stets versorgt. Jetzt weißt du, wie sehr du auf sie angewiesen warst. Hättest sie eben besser behandeln sollen. Dann wäre sie vielleicht bei dir geblieben. Wie viel Gewicht hast du allein aufgrund der Burger zugenommen? Zehn Kilo? In den letzten paar Monaten? Dabei bist du schon rund wie eine Kugel.
Der BMW verließ den DriveThrough und ordnete sich wieder in den fließenden Verkehr ein. Nachdem er an einer roten Ampel gestoppt hatte, bog er links ab und beschleunigte. Der Mörder ließ ihn nicht aus den Augen.
Es tut mir fast schon leid, dass ich den Dicken umbringen muss. Aber welche Wahl bleibt mir? Wenn ich es nicht mache, dann werden er und die anderen Bullen auf meine Fährte kommen. Alles nur wegen dieser beschissenen E-Mail.
Wenige Augenblicke später wurde der BMW langsamer und steuerte eine Garageneinfahrt am nördlichen Rand der Innenstadt an.
Der Mörder parkte seinen Wagen am Straßenrand gegenüber und schaltete den Motor ab. Dann stieg er aus, rannte über die Straße und sah sich in alle Richtungen um. Es wirkte friedlich. Niemand war zu sehen. Mit riesigen Schritten ließ er die Fahrbahn hinter sich, um die Einfahrt seines nächsten Opfers zu betreten. Dabei fiel sein Blick auf dessen großes Haus. Es umfasste zweihundert Quadratmeter und schien vor nicht allzu langer Zeit renoviert worden zu sein.
Aber wen interessiert das schon? Der Kerl wird sich nicht mehr lange an seinem Haus erfreuen können.
Der Mörder sah, dass sein Opfer in der Garage stand und per Knopfdruck das Tor herunterfahren ließ. Genau das sollte ihm zum Verhängnis werden. Denn er stand momentan mit dem Rücken zur Straße. Er konnte die Gefahr im Rückraum nicht sehen.
Und er kann mich erst recht nicht hören. Denn ich bin kein Anfänger.
Der Mörder trat ganz dicht an sein Opfer heran. „Guten Abend“, flüsterte er dem Mann ins Ohr. „Wie geht es Ihnen?“
Frederik Kortmann zuckte zusammen. Er stieß einen Schrei aus und trat panisch zur Seite. Instinktiv griff er in seine Tasche. Doch der Mörder war schneller. Bevor Kortmann richtig reagieren konnte, stürzte sich der Kerl schon auf ihn und zwang ihn zu Boden.
Dann schlug er brutal zu.
21
Thomas saß am Abend gegen 20 Uhr in seinem Büro und starrte auf den Computer. Er hatte mehrere Dateien geöffnet, von denen er sich einen handfesten Hinweis erhoffte. Momentan überprüfte er die Fundortfotos. Er hatte sie eingescannt, um sie mit einem entsprechenden Programm nach Belieben vergrößern zu können. Eine innere Stimme sagte ihm, dass der Mörder neben den Xs und Ziffern noch einen winzigen Hinweis bei den Leichen versteckt haben könnte. So winzig, dass er bisher übersehen wurde.
Zu seiner Enttäuschung fand Tommy jedoch nichts. Dabei starrte er nun schon seit einer Stunde auf den Monitor. Seine Augen begannen bereits zu flimmern. Die Lider zuckten unkontrolliert auf und ab. Daher schloss er die Bilder kurzerhand und widmete sich den ausgedruckten Berichten der SpuSi. Als er sich gerade in eine bestimmte Textpassage vertiefte, öffnete sich seine Bürotür. Ohne den Blick vom Papier abzuwenden, rief er: „Jetzt nicht! Ich habe zu tun!“
„Ich dachte, du könntest dabei ein wenig Hilfe gebrauchen. Aber ich kann auch später wiederkommen.“
Die vertraute Stimme ließ ihn den Kopf nach oben reißen. „Nora! Na endlich! Das wird auch Zeit.“
„Was ist denn das für eine Begrüßung? Schneller konnte ich wirklich nicht herkommen. Ich habe auf Rügen alles stehen- und liegengelassen, um sofort heimzufahren.“
„Schon gut. Ich freue mich, dass du hier bist.“ Thomas stand auf und ging auf sie zu. Nachdem sie sich kurz umarmt hatten, setzten sie sich nebeneinander vor den Schreibtisch.
„Also, was ist hier genau los? Ist das mit Vielbusch wahr? Wurde er erschossen?“
„Leider ja. Der ganze Horror begann vorgestern. Eine Streifenbeamtin namens Judith Breim wurde getötet.“ Tommy setzte Nora über alle Einzelheiten in Kenntnis.
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