Rachelust - Der sechste und letzte Fall für Nora und Tommy
Wohnhaft in Göttingen. Rüthestraße 43.“
„Ja, und?“
„Das war die ehemalige Adresse. Grunder ist im Mai 2011 verstorben. Bei einer Barschlägerei erhielt er so schwere Kopfverletzungen, dass er sofort ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Dort starb er zwei Tage später.“
Johannes ließ sich ernüchtert in seinen Stuhl zurückfallen. „Kacke.“
„Das war es dann wohl mit dem vermeintlichen Mörder.“
„Kann es nicht sein, dass er Ihre Daten manipuliert hat? Vielleicht lebt er doch noch. Ein anderer ist an seiner Stelle gestorben.“
Thomas faltete seine Hände. „Passen Sie mal auf. Ich weiß, dass Sie auf Geld angewiesen sind. Aber Sie werden kein Kapital aus der Ermordung Ihres Bruders schlagen können. Allein die Absicht finde ich schon widerwärtig. Daher wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mein Büro jetzt verlassen würden.“
„Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass mein Bruder ein Arschloch war. Es wäre nur fair, wenn ich jetzt noch Geld durch seinen Tod bekäme.“ Johannes erhob sich. „Sie können sich darauf verlassen, dass ich nach weiteren möglichen Mördern suchen werde. So einfach gebe ich nicht auf. Auf Wiedersehen.“
„Auf Wiedersehen.“
Der arbeitslose Schlosser schüttelte den Kopf und verließ das Büro. „Unfassbar.“
Als sein Telefon zu klingeln begann, überlegte Tommy für einige Augenblicke, ob er den Anruf entgegennehmen sollte. Eigentlich wollte er sich nämlich noch einmal mit den KTU-Berichten beschäftigen. Doch unter Umständen erhielt er eine Nachricht, die ihn auf eine wichtige Spur brachte. Daher griff er zum Hörer und meldete sich: „Hier spricht Hauptkommissar Thomas Korn. Was kann ich für Sie tun?“
„Hier ist Karl-Theodor Hauser. Erinnern Sie sich noch an mich?“
Thomas dachte nach. „Natürlich. Sie sind der Platzwart beim Fußballstadion. Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Ich wollte fragen, ob ich mittlerweile das Loch in dem Zaun reparieren kann? Ihre Kollegen haben dort alles abgesucht und sind dann einfach verschwunden. Daher bin ich mir nicht sicher, wie ich mich jetzt verhalten soll. Könnte ich dort noch Spuren zerstören?“
„Nein, wir sind mit dem Zaun fertig. Sie können das Loch schließen.“
„Das ist gut. Ich hasse es nämlich, solche Angelegenheiten auf die lange Bank zu schieben. Regelmäßig kommen neue Probleme hinzu. Wenn man die nicht sofort behebt, dann staut sich alles an. Neulich musste ich das Netz eines Fußballtores erneuern. Dann waren einige Bälle geplatzt. Vor zwei Tagen kamen sogar ...“
„Ich unterbreche Sie nur ungern, aber ich muss mich wieder an die Arbeit machen“, sagte Thomas. Er interessierte sich nicht annähernd für die Probleme des Platzwartes. Schließlich hatte er selbst genug Schwierigkeiten.
„Ich wollte Sie nicht von Ihren Ermittlungen abhalten“, garantierte Hauser ihm. „Sind Sie denn schon weitergekommen?“
„Bislang noch nicht.“
„Das ist ärgerlich. Ich wünschte, dass ich hier einige Videokameras angebracht hätte. Vor einiger Zeit habe ich mal darüber nachgedacht. Aber da es hier nichts wirklich Wertvolles gibt, sah ich darin keine Notwendigkeit. An die Möglichkeit eines Mordes habe ich nie gedacht. Ich gehe immer vom Guten im Menschen aus. Das scheint aber ein Fehler zu sein. Gutgläubigkeit wird in dieser Welt bestraft. Brutalität und Dreistigkeit setzt sich immer mehr durch.“
Thomas rieb sich durch sein Gesicht. „Ich muss jetzt wirklich aufhören. Die Pflicht ruft.“
„In Ordnung. Dann werde ich mich nun dem Zaun widmen. Und ich verspreche Ihnen, dass der Mörder danach nicht mehr hier aufs Gelände kommen kann.“
„Ich denke nicht, dass er das überhaupt will.“
„Man kann nie wissen. Schließlich stecken wir nicht im Kopf dieses Mörders.“
„Zum Glück.“
„Wohl wahr“, murmelte Hauser. „Also dann. Auf Wiederhören. Machen Sie es gut.“
Thomas verabschiedete sich von dem Platzwart und legte auf. Daraufhin schob er seinen Stuhl näher vor den Schreibtisch und schlug eine Akte auf. Kurz darauf war er bereits in den KTU-Bericht vertieft.
20
Ich sehe dich. Du kannst mir nicht entkommen. Es gibt keinen Ausweg mehr.
Der Mörder fuhr in seinem Auto. Er konzentrierte sich auf einen roten BMW. Seit fünf Minuten verfolgte er den Wagen nun schon. Bisher hatte der Fahrer nirgends angehalten. Doch der Mörder wusste, dass es bald soweit sein würde.
Der Kerl hält immer an. Auf seinem Weg nachhause. Von der Polizeidirektion.
Wie
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