Racheschwur (Flammenherz-Saga, Band 2) (German Edition)
allein seine Schuld. Er hat versucht Caleb zu töten. Und dass du verurteilt wurdest, kannst du uns nicht zum Vorwurf machen. Vielleicht hättest du vorher überlegen sollen, was du tust. Du hast versucht mich umzubringen und wegen dir ist eine unschuldige Magd ums Leben gekommen«, sprudelte es aus mir heraus.
»Du hast recht, Janet. Ich habe versucht dich aus dem Weg zu schaffen, was mir aber leider nicht gelungen ist. Dass diese Magd den vergifteten Tee getrunken hat, war ärgerlich, aber nicht meine Schuld. Doch du hast Cameron getötet und mir somit alles genommen, was mir wichtig war. Und genau deshalb seid ihr beide heute hier«, erklärte sie.
»Was hast du vor?«, krächzte ich. Mein Mund war staubtrocken und meine Kehle wie zugeschnürt. Adelise lächelte, antwortete jedoch nicht. Stattdessen ging sie zu Duncan und streckte ihm auffordernd die offene Hand entgegen. Ohne ein Wort zog er seinen Dolch aus dem Stiefel und übergab ihn Adelise. Sie nickte knapp und drehte sich dann zu Caleb, der jeden ihrer Schritte argwöhnisch beobachtete.
Langsam ging sie auf meinen Mann zu. Ich rappelte mich auf und wollte sie aufhalten, doch da wurde ich wieder an den Armen gepackt.
»Lass ihn in Ruhe«, schrie ich und versuchte mit aller Macht mich zu befreien. Als Adelise bei Caleb war, strich sie ihm zärtlich über die Wange, stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn. Caleb drehte angewidert den Kopf zur Seite.
Auch wenn ich wusste, dass er dabei nichts als Ekel empfand, versetze mir diese intime Geste einen schmerzhaften Stich. Adelise strich mit den Lippen über Calebs Ohr und sagte:
»Es wäre alles viel einfacher gewesen, wenn du mich geheiratet hättest, statt dieser Schlampe.« Er drehte abrupt den Kopf.
»Selbst wenn Janet nicht gewesen wäre, hätte ich dich niemals geheiratet. Allein der Gedanke, mit dir auch nur einen Tag verbringen zu müssen, verursacht mir Übelkeit. Du kannst meiner Frau nicht annähernd das Wasser reichen. In keiner Beziehung«, zischte er.
Adelise wich einen Schritt zurück und sah ihn mit großen Augen an. Doch im nächsten Moment hatte sie ihre Fassung wiedergefunden und drehte sich zu mir um.
»Das ist für Cameron«, rief sie und hob die Hand, in der sie das Messer hielt. Mit einer flüssigen Handbewegung zog sie die Klinge quer über Calebs Kehle.
Scharlachrotes Blut ergoss sich in Strömen über seine Brust. Wie gelähmt stand ich da und starrte auf die Szenerie vor mir. Es war mir noch nicht einmal möglich zu schreien, so unwirklich kam mir das alles vor.
Caleb sah zu mir und unsere Blicke trafen sich. Mit letzter Kraft formten seine Lippen die Worte " Ich liebe Dich " , dann fiel sein Kopf nach vorn und er hing reglos in seinen Fesseln.
Der markerschütternde Schrei, der durch die Nacht hallte, schien nicht menschlich zu sein und doch kam er aus meiner Kehle. Kraftlos sank ich auf die Knie und schlug weinend die Hände vor mein Gesicht, als ich begriff, dass er tot war.
Der Schmerz, den ich fühlte, war unbeschreiblich. Es fühlte sich an, als habe mir jemand mit bloßen Händen das Herz aus der Brust gerissen. Mein Atem wurde schneller und ich hatte den Eindruck keine Luft mehr zu bekommen. Je hektischer ich einatmete, desto mehr hatte ich das Gefühl zu ersticken. Vielleicht war es genau das, was ich wollte. Aufhören zu atmen und somit dieser grausamen Welt entkommen, um Caleb wiederzusehen.
Ich bemerkte nicht, was um mich herum geschah und stellte nur flüchtig fest, dass die Männer die mich bewacht hatten, nicht mehr an meiner Seite standen.
Nur ganz verschwommen nahm ich die Kampfgeräusche auf der anderen Seite der Lichtung wahr, doch es interessierte mich nicht. Ich fühlte, dass ich gleich das Bewusstsein verlieren würde und ich war insgeheim dankbar dafür.
Ich konnte es kaum erwarten, dass die Dunkelheit mich einhüllte und ich für eine kurze Weile all meinen Schmerz vergessen würde.
Doch bevor um mich herum alles schwarz wurde, packte mich jemand unsanft an den Armen und zog mich nach oben. Ich vernahm Adelise wütenden Schrei, während mich jemand zu einem der Pferde dirigierte.
»Los, steig in den Sattel«, befahl Sarin, doch ich regte mich nicht. Stattdessen sah ich ihn gleichgültig an. Der junge Zigeuner holte aus und verpasste mir eine schallende Ohrfeige, die mich aus meinem tranceähnlichen Zustand holte.
»Steig sofort auf das Pferd. Wir haben nicht viel Zeit«, schrie er. Ohne nachzudenken, tat ich, was er von mir verlangte.
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