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Rachesommer

Rachesommer

Titel: Rachesommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Gruber
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Innenbeleuchtung.
    Sein Herzschlag beschleunigte, als er den Namen Martin Horner las. Also hatte er sich doch nicht in Sonja Willhalm getäuscht! Er hielt eine Kopie des Stammdatenblatts in der Hand. Hastig überflog er die Zeilen. Was er las, schnürte ihm die Kehle zu. Solche Zufälle gab es nicht!
    Eilig kramte er die Kopie von Nataschas Krankenblatt aus dem Koffer, die er noch für seinen Abschlussbericht brauchte. Er legte die beiden Blätter nebeneinander auf das Lenkrad und verglich die Daten.
    Sowohl Martin Horner, der vor drei Tagen an Herzversagen gestorben war, als auch Natascha Sommer waren neunzehn Jahre alt. Auch Martin war als Neunjähriger missbraucht worden, und auch dieser Täter war nie gefasst worden. Doch das war noch nicht alles. Martin und Natascha waren Waisenkinder gewesen und hatten seit ihrer Erstbehandlung in dieser Anstalt gelebt.
    Und da war noch eine Gemeinsamkeit! Pulaskis Kehle wurde eng. Mit zitternden Händen tastete er nach seinem Spray.
    Martin Horners Erstbehandlung nach dem Missbrauch hatte am 17. August stattgefunden, die von Natascha zwei Tage später, am 19. August. Beide im gleichen Jahr: 1998. Und beide waren damals im Klinikum Bremerhaven von demselben Arzt behandelt worden.
     
    19
     
    »Mit wem spreche ich?« Evelyn hatte kaum ihre Frage wiederholt, da unterbrach die Frau am anderen Ende die Verbindung. Rasch drückte Evelyn auf die Wahlwiederholungstaste, doch diesmal hob niemand ab. Nach dem fünften Klingeln sprang Holobecks Mailbox an. »Verdammter Mist.« Evelyn legte auf.
    »Ich nehme an, du hast die Stimme nicht erkannt«, vermutete Patrick.
    »Keine Ahnung.« Evelyn dachte nach. »Wir sollten im Büro deines Vaters nach den Unterlagen des Airbag-Falls suchen. Möglicherweise stoßen wir da auf eine Spur.«
    Wie auf Kommando erhob sich Patrick und fischte den Schlüsselbund aus der Hosentasche. »Taraaal« Er nickte ihr zu. »Gehen wir einbrechen.«
     
    In Kragers Büro standen Dutzende, in Mahagoni eingefasste Aktenschränke. Hinter einem Raumteiler aus Teakholz, von dessen Regalen grüne Schlingpflanzen hingen, folgte ein weiterer Bereich mit offenen Schränken, die mit Ordnern gefüllt waren.
    Patrick sah sich um. »Seit ich das letzte Mal hier war, hat sich nicht viel verändert.«
    Evelyn nickte zum Schreibtisch. »Stimmt, er hat nur dein Bild aus dem Rahmen entfernt.«
    »Das ist mir aufgefallen. Ist die Dunkelhaarige seine dritte oder vierte Frau? Mann, die ist ja jünger als ich. Der alte Pitbull geht ganz schön ran.« Patrick fuhr mit der Hand über eine Kommode und betrachtete die Fingerkuppen. Keine Staubschicht.
    »Sauber wie immer, nur dass sich hier mittlerweile doppelt so viele Akten stapeln.«
    »Was hast du erwartet? Wir sind fleißig. Gestern Abend war die Fünfundzwanzig-Jahr-Feier«, erklärte sie.
    »Ich weiß, ich war nicht eingeladen.«
    »Wärst du Anwalt geblieben und kein« - sie imitierte Kragers sonore Stimme - »schmieriger, kleiner Privatschnüffler, dann …«
    »… dann wärst du an viele Informationen nie rangekommen«, fiel ihr Patrick ins Wort.
    »Wie wahr.« Evelyn zog eine Schublade auf und begann zu suchen. »Warum hat dir dein Vater den Schlüssel zur Kanzlei und zu seinem Büro eigentlich nicht weggenommen? Normalerweise vergisst er so etwas nie.«
    »Hat er auch nicht vergessen.«
    Evelyn sah kurz auf.
    »Ich habe mir beim Schlüsseldienst eine Kopie anfertigen lassen, bevor ich den Originalschlüssel zurückgegeben habe.«
    Evelyn hielt inne. »Du bist tatsächlich ein schmieriger, kleiner Ganove.«
    »Das sagt ausgerechnet eine Frau, die ihre Katzen Bonnie und Clyde nennt.« Er grinste. »Wenn schon, im Gegensatz zu dir kann ich mir meine Fälle wenigstens aussuchen.«
    »Das stört mich nicht«, sagte Evelyn.
    »Wer’s glaubt …« Patrick öffnete sämtliche Aktenschränke. »Wir wissen beide, dass dich der Job hier unglücklich macht.« Er blies die Staubschicht von den Akten. »Du bist eine viel zu brillante Anwältin, als dass du dich von meinem Vater mit seinen millionenschweren Fällen gern verheizen lässt.«
    »Und was ist die Alternative?«
    »Frag nicht so blöd! Wozu hast du Jura studiert und alle Zusatzseminare im Strafrecht absolviert? Bekommst du eigentlich noch immer dein berühmtes Kribbeln im Magen, wenn du jemanden triffst, mit dem etwas nicht stimmt?«
    »Nein«, log sie.
    »Jammerschade«, seufzte Patrick. »Dein Bauchgefühl war stets wie ein Radar für Lügner und Betrüger.«
    Evelyn dachte an

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