Rachsucht
Memos, Telefonnotizen, Konzeptpapier mit handgeschriebenen Vermerken. Ein Seitenblick auf Jesse verriet mir, dass er wusste, was die Papiere zeigten. Und offenbar gefiel es ihm nicht.
Adam deutete auf ein Blatt Ringbuchpapier. »Sieh dir das an.«
Ein einziges Wort. Brand.
»Isaac hat Franklin Brand gekannt«, sagte Adam. »Er hat ihn gekannt!«
»Soll das heißen …«, begann ich.
Adam wies auf die Papiere. »Aus den Unterlagen geht die Abfolge der Ereignisse unzweifelhaft hervor.« Aber er war zu aufgeregt, um mich selbst lesen zu lassen. Seine Augen glänzten hektisch. »Weißt du, wofür Brand bei Mako zuständig war?«
»Mir ist nicht klar …«
»Finanzen. Fusionen und Übernahmen. Er muss die Beteiligung an Firedog ausgehandelt haben. Siebenhunderttausend Dollar Barmittel gegen Aktien.«
Ich wandte mich wieder den Papieren zu. Immer wieder tauchten die Worte »Aktien« und »Aktienzertifikate« auf – mit Fragezeichen.
»Und Isaac …«, sagte ich.
Er hastete zum Couchtisch. »Wir haben es ganz systematisch angepackt. Jesse hat die Dateien auf der Minidisk mit Isaacs Notizen abgeglichen. Das hier ist Makos erste Investition.« Er präsentierte mir einen Ausdruck mit den Daten der Business-Angel-Beteiligung. »Aber hier. Im Jahr darauf ist eine weitere Anlage bei Firedog verzeichnet.«
Ich nahm den Ausdruck und fing an zu lesen. Adam sah mir über die Schulter. In der Tabelle war neben dem Namen Firedog ein Betrag von fünfhunderttausend Dollar eingetragen.
»Das Geld ist nie bei Firedog angekommen«, sagte Adam.
Adam und Jesse hatten die Spur des Geldes verfolgt. In
den Büchern von Mako war eine halbe Million als Zahlung an Firedog notiert. Kurz darauf traf eine halbe Million auf dem Konto von FB Enterprises auf den Bahamas ein. Für denselben Tag war dort ein Eingang in Höhe von zweihunderttausend Dollar registriert. Das Geld stammte von einer Firma namens Segue. Am nächsten Tag wurden siebenhunderttausend Dollar von den Bahamas auf das Konto von FB Enterprises auf den Cayman Islands überwiesen.
»Nur damit wir uns nicht missverstehen«, sagte ich. »Brand hat Geld gestohlen, das für eine Beteiligung an Firedog bestimmt war?«
»Er hat bei Mako behauptet, er hätte eine weitere Finanzierung gegen Aktien ausgehandelt. Aber das Geld hat sich auf dem Weg zu Firedog in Luft aufgelöst. Er hat es einfach behalten.«
Ein weiterer Vermerk. Brand – Aktien?
»Isaac überprüfte die tatsächliche Übergabe der Aktienzertifikate von Firedog an Mako«, stellte ich fest.
»Jemand von Mako muss Isaac angerufen und ihn gefragt haben, wo die Aktien abgeblieben waren.«
»Und Isaac hatte keine Ahnung, von welchen Aktien die Rede war«, sagte ich. »Weil es überhaupt keine zweite Beteiligung von Mako gegeben hatte.«
»So ist es«, bestätigte Adam. »Die Zertifikate hätten irgendwo im Tresor liegen müssen. Taten sie aber nicht.«
Brand. Brand. Brand.
»Du glaubst also, Brand hat das Geld eingesackt?«, fragte ich.
»Ja.« Er atmete schwer. »Isaac war davon überzeugt, dass Brand Geld unterschlagen hatte.«
»Eine halbe Million Dollar«, warf Jesse ein.
Meine Gedanken wirbelten wild durcheinander. Isaac war jung gewesen, nicht der Chef von Firedog, sondern ein Programmierer, der zusätzlich andere Aufgaben wahrnahm, weil die Firma so klein war. Aus seinen Notizen wurde deutlich, dass er vielfach versucht hatte, Brand zu erreichen. Vergeblich. Hartnäckig hatte er immer wieder angerufen oder Mails geschickt.
Sie haben doch nicht die geringste Ahnung. Sie stochern bloß im Nebel rum. Hatte Brand das damit gemeint?
Ich starrte die Papiere auf dem Couchtisch an. Dann wandte ich mich wieder den Kontoauszügen von FB Enterprises zu.
»Moment mal. Gibt es irgendwelche Hinweise darauf, dass FB tatsächlich Franklin Brand ist?«
Jesse drehte sich auf die Seite und setzte sich auf. »Ja. Kontounterlagen.« Er griff nach den entsprechenden Dokumenten und reichte sie mir.
Die Unterlagen enthielten Kontonummern, Instruktionen für die Überweisung von Geldern an eine Partnerbank in New York, die Namen des Inhabers und der Mitinhaber. Inhaber beider Konten war Franklin Brand.
Obwohl ich mittlerweile hellwach war, musste ich zweimal hinsehen. Ich setzte mich auf die Armlehne des Sofas und zeigte Jesse die Daten.
»Die Namen.«
Mitinhaber des Kontos auf den Bahamas war ein gewisser C. M. Burns. Auf den Cayman Islands war Bob Terwilliger als Mitinhaber eingetragen.
»Das darf doch nicht wahr
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