Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Radau im Reihenhaus

Radau im Reihenhaus

Titel: Radau im Reihenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
Vom Netzwerk:
Veteranen –, »dann kommen Sie ruhig mal bei uns vorbei. Wir handeln auch mit preisgünstigen Gebrauchtwagen.«
    Sie drückte Rolf eine Visitenkarte in die Hand, nickte uns freundlich zu, stieg in ihren Flitzer und brauste davon. Mit langem Gesicht sah Rolf hinterher. »So ein Auto müßte man haben«, seufzte er sehnsüchtig. »Das Ärgerliche an Sportwagen ist nur, daß man meistens nicht mehr hineinpaßt, wenn man endlich das Geld dafür hat.«
    Der Zufall wollte es, daß in der Gastwirtschaft ein Monlinger Mitbürger saß, der uns später mitnahm. Als wir endlich zu Hause waren und Rolf die letzten Ölspuren vom Gesicht geschrubbt hatte, sagte er grimmig: »Du hättest wirklich besser zu Hause bleiben und bügeln sollen!«
    Dorle Obermüller amüsierte sich königlich, als ich ihr am nächsten Tag unser nächtliches Abenteuer schilderte. »Ich verstehe gar nicht, weshalb du dir solche Sorgen gemacht hast. Männer in Rolfs Alter laufen den Mädchen doch bloß noch dann hinterher, wenn es bergab geht!«
    Der Sohn des Hauses kreuzte die Küche. Sofort schoß er auf mich zu. »Frau Sanders, haben Sie in der Schule auch Sexualkundeunterricht gehabt?«
    »Leider nicht. Das einzige, worauf wir uns damals freuen konnten, waren die Pausen.«
    Achselzuckend meinte er: »Schade. Dann hat es ja auch keinen Zweck, daß ich Sie frage.« Er verschwand wieder.
    Dorle lachte. »Seitdem er sich nicht mehr mit Bienen und Schmetterlingen abgeben muß, hat sich sein Interesse an den Biologiestunden enorm gesteigert.«
    »Kommst du nicht manchmal in Verlegenheit, wenn er irgendwelche heiklen Fragen stellt?«
    »Überhaupt nicht. Davon verstehe ich schließlich mehr als vom Bruchrechnen oder der Geographie Hinterindiens. Wenn man’s genau nimmt, ist Sex nichts anderes als die Vorstufe zur Hausarbeit. Das habe ich ihm auch deutlich klargemacht.«
    »Wo ist dein Mann?« fragte ich und kam damit zum eigentlichen Grund meines Vormittagsbesuchs. »Seit Tagen tropft unser Wasserhahn. Wahrscheinlich ist nur ein Dichtungsring defekt, aber ich habe keine Ahnung, wie man da rankommt.«
    »Hans auch nicht! Vorgestern hat ihn Frau Leiher gerufen, weil das Klo übergelaufen war. Das Wasser plätscherte schon die Treppe runter. Nachdem Hans ein Weilchen herumexperimentiert hatte, kam es sogar aus dem Badewannenabfluß. Weiß der Kuckuck, wie er das geschafft hat. Wir konnten gar nicht so schnell aufwischen, wie es nachströmte. Ich hab’ ihm gesagt, er soll es wenigstens wieder so hinkriegen, wie es war, bevor er mit dem Reparieren angefangen hat. Und dann hab’ ich den Notdienst angerufen. Also wenn ich dir einen guten Rat geben soll, dann laß Hans nicht ins Haus und hol einen Klempner.«
    »Das versuche ich ja schon seit einer Woche. Selbst wenn ich alle Handwerker Deutschlands der Länge nach aneinanderlegen würde, bis zu unserem Haus würden sie doch nicht reichen.«
    »Dann laß es weitertropfen! Das ist immer noch billiger als die Do-it-yourself-Methode.«
    Es tropfte bis zum Frühjahr. Da endlich brauchte der Monlinger Installateur einen Prospekt über Sanitärartikel, erinnerte sich des hierorts ansässigen Werbeberaters und kam sogar freiwillig ins Haus.

Fünfzehntes Kapitel
    Das Hübsche am Frühling ist, daß er kommt, wenn er am dringendsten gebraucht wird. Den Winter hatte ich so satt und war selig, als ich kleine Gänseblümchen entdeckte, die sich die Schneereste aus den Augen zwinkerten. Krokusse waren auch schon da und Preislisten für Blumenzwiebeln, aber Rolf warf sie kurz entschlossen alle in den Papierkorb. »In diesem Jahr will ich meinen Garten genießen!« sprach er, ebnete die Gemüsegräber ein und säte Rasen. Für Büsche und Bäume orderte er säckeweise Kunstdünger, der dann auch annähernd so viel kostete wie unsere Lebensmittel für einen halben Monat. Als ich wenig später zwei kleine Mandelbäumchen mitbrachte, um damit eine häßliche Lücke am Zaun zu füllen, jammerte er: »Noch zwei Mäuler zu stopfen!«
    Mit dem Frühling kamen auch wieder neue Nachbarn. In Otterbachs ehemalige Bleibe zog ein älteres Ehepaar, das Körngen hieß, aber »Körnchen« ausgesprochen wurde und sofort regen Kontakt zu Vogts aufnahm. Nun ja, schließlich wohnte man nebeneinander, Frau Vogt hatte schon immer eine Außenseiterrolle gespielt und war sicher froh, endlich eine nette und vor allem solide Nachbarin gefunden zu haben. Die schien sich aber nicht einseitig orientieren zu wollen; nacheinander besuchte sie uns alle,

Weitere Kostenlose Bücher