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Radau im Reihenhaus

Radau im Reihenhaus

Titel: Radau im Reihenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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würden, müßte ich ja wenigstens noch die Betten machen und ein bißchen das Wohnzimmer aufräumen. Letzteres fiel aus. Eine flüchtige Zählung ergab sieben Kinder, die auf dem Fußboden lagen und ein Kartenspiel spielten, über dessen Regeln sie sich offenbar nicht einigen konnten. Wo Püppi Friese hockte, war der Teppich feucht. Ich forderte Achim auf, seine Schwester nach Hause zu bringen. Nun waren es noch fünf. Dann waren es wieder sieben, weil Michael und Riekchen dazukamen.
    Halb drei. Der Rasenmäher stand verlassen hinten im Garten. Rolf war nirgends zu sehen. Der Gute! Er räumte sicher schon die Garage aus. Also griff ich nach Besen und Kehrschaufel, um wenigstens beim Abschluß der Entrümpelungsaktion zu helfen.
    Die Garage war verschlossen. Nach längerem Suchen fand ich meinen Gatten auf Brauers Terrasse. Er löffelte Apfelkuchen. Nachdrücklich erinnerte ich ihn an die Pappkisten.
    »Ich komme ja schon! Die paar Minuten spielen nun auch keine Rolle mehr!« Mit einem bedauernden Blick auf Alex und den zweiten Liegestuhl erhob er sich.
    Die Garagentür klemmte. »Das liegt an der einen Schraube, die wollte ich schon längst richtig anziehen. Hol mal einen Schraubenzieher!«
    Bereitwillig lief ich zurück ins Haus. Die lieben Kleinen hatten sich nunmehr ins Obergeschoß begeben und aus sämtlichen Fenstern Klopapierrollen gehängt. Es sah aus wie bei einer Flottenparade. Nachdem ich die Fensterbeflaggung weggeräumt und den Schraubenzieher gefunden hatte, eilte ich wieder zur Garage. Rolf hämmerte den Stiel von der Harke fest.
    »Hat das nicht noch Zeit? Wolltest du nicht erst einmal die Kartons…?«
    »Ban buß systebatisch vorbehen«, murmelte er, den Mund voller Nägel. Ich hatte den Eindruck, daß er jetzt lieber allein sein wollte; außerdem hatte die eingesprengte Bügelwäsche schon mittags ein bißchen muffig gerochen.
    Um vier Uhr versuchte ich, mit einigen Kniebeugen den Kreislauf wieder in Gang zu bringen. Dann warf ich den Rest der Bügelwäsche in die Waschmaschine und verteilte nach allen Seiten Zwieback und Getränke in dem Bemühen, die vorwurfsvollen Stimmen zu beruhigen, die sich nach dem Picknick erkundigten.
    »Papi ist noch nicht ganz fertig«, erklärte ich standhaft, »aber ich werde ihm jetzt helfen.«
    In der Garage schaufelte Rolf mit dem Kehrblech Rasendünger in Pappkartons. »Der verdammte Sack ist geplatzt, als ich ihn zur Seite schieben wollte. Hol mal irgend etwas, wo ich den ganzen Papierkram reinpacken kann!«
    Erst jetzt entdeckte ich ein Durcheinander von Briefkopien, Aktenordnern, Fotos, Stoffresten und anderem Krimskrams, das in einer Ecke übereinandergestapelt lag.
    »Ich hab’ die Kartons ausgekippt. Wo sollte ich sonst mit dem Dünger hin?« Ächzend hob er den soeben gefüllten Karton an, um ihn auf einen anderen zu setzen. Da klappte der Boden auf.
    »Verdammte Schei…«
    Blitzartig entfernte ich mich. Nun wußte ich mit Sicherheit, daß Rolf lieber allein sein wollte!
    Nach einer weiteren Stunde – Sven hatte den früheren Inhalt der Kartons in zwei leere Kartoffelsäcke gestopft – wagte ich einen erneuten Vorstoß zur Garage. Nur undeutlich konnte ich Rolf durch den Staub sehen, den er beim Fegen aufwirbelte. Aber hören konnte ich ihn. Er fluchte im Takt vor sich hin. Auf Zehenspitzen schlich ich wieder fort.
    Durch die Küche hatte ein Tornado getobt. Auf der Suche nach Nahrung hatten die Kinder sich an die übliche Notverpflegung erinnert und die Corn-flakes gleichmäßig über Tisch, Herd, Spülbecken und Fußboden verteilt. Als farbliche Ergänzung zogen sich Spuren von Kakaopulver über die Kunststoffplatten.
    Während ich mit dem Schrubber Ordnung schaffte – die geeigneteren Requisiten befanden sich in der Garage –, tauchte mein Gatte schweigend in der Küche auf. Kleider, Gesicht und Hände waren von der gleichen graubraunen Farbe, mit Ausnahme zweier kleiner, unheilverkündender roter Flecke, die drohend in seinem versteinerten Gesicht brannten.
    Nun fanden sich auch die Kindlein wieder ein und sagten, daß es Zeit sei, zu packen. Draußen brach langsam die Dämmerung herein.
    »Wißt ihr was?« rief ich mit gewaltsam fröhlicher Stimme, »wie wär’s, wenn wir das Picknick einfach bei uns im Garten abhalten? Das wird bestimmt lustig!«
    Die Knaben, mehr hungrig als verständnisvoll, stimmten bereitwillig zu. Im Handumdrehen saßen wir auf dem halbgemähten Rasen und kauten angebranntes Huhn.
    »Aber die Garage ist fertig!« sagte

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