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Radikal

Radikal

Titel: Radikal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yassin Musharbash
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und sie setzten sich in Bewegung, im Uhrzeigersinn, wie Niklas aus irgendeinem Grund feststellte, was eine irgendwie bescheuerte Beobachtung war, wenn man ausgerechnet um eine Wasseruhr herumlief. Ich bin nervös, dachte Niklas, und zum ersten Mal seit Tagen verspürte er den Drang, einen Joint zu rauchen.
    »Das ist meine Kollegin, Frau … Frau Sarikakis«, sagte Utrecht leise, nachdem sie ein paar Meter zurückgelegt hatten.
    »Hallo«, sagte Niklas.
    »Danke, dass Sie hier sind, das ist sehr wichtig für uns«, sagte die junge Frau und lächelte.
    Niklas war sich nicht ganz sicher, aber er meinte, den Hauch eines arabischen Akzents aus ihrer Stimme zu hören. Also doch, dachte er. Wenn sie eine Araberin mitbringen, dann ist ja wohl klar, dass es wirklich mein Stoff war.
    »Hören Sie«, begann Utrecht, »Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen. Wir wissen nicht, wer Sie sind, und wir müssen es auch nicht wissen. In Ordnung?«
    Niklas nickte dankbar.
    »Erzählen Sie uns einfach, bitte, wie das genau war.«
    »O.   k.«
    Leise begann Niklas zu erzählen. Wie der Mann ihn auf dem kleinen Basketballplatz am Panke-Ufer angesprochen hatte, wo er, wie fast jeden Abend, auf der Bank gesessen und einen Joint geraucht hatte. Wie sie zusammen die paar hundert Meter zur Laube gegangen waren. Die kurzen Verhandlungen über den Preis. Schließlich die Übergabe des Päckchens. Er hatte es nicht erwartet, aber es tat gut, endlich jemandem davon zu erzählen, und Niklas musste dagegen ankämpfen, dass ihm Tränen in die Augen schossen. Als er fertig war, hatten sie die Wasseruhr zweimal umrundet.
    »Wir sollten vielleicht woanders hingehen«, schlug Utrecht vor, als sie wieder an ihrem Ausgangspunkt angelangt waren, und deutete auf den Eingang eines Irish Pub, der tatsächlich schon geöffnet hatte.
    Sie bestellten, und Utrecht ergriff erneut das Wort.
    »Hat er Ihnen gegenüber seinen Namen genannt?«
    »Ja.«
    »Ja?«
    »Ja. Er nannte sich Khaled.«
    Niklas meinte zu bemerken, wie Utrecht und seine Begleiterin sich einen schnellen Blick zuwarfen.
    »Er nannte sich wirklich Khaled?«, fragte Utrecht noch einmal.
    »Ja. Ich bin mir sicher. Ich habe einen Kumpel, der genauso heißt, und dann merkt man sich so was irgendwie, glaube ich.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wie er gerade auf Sie gekommen ist?«
    »Nein, null. Ich war ziemlich bekifft an dem Abend, und ich brauchte Geld, also habe ich nicht groß nachgedacht. Später, ja, da habe ich mich das auch gefragt. Aber ich hab gedacht, er weiß es vielleicht von einem Knallfreund von mir oder so.«
    »Knallfreund?«
    »Na ja, ich … Das bleibt alles vertraulich, oder?«
    »Ja.«
    »Also, es macht natürlich mehr Spaß, wenn man jemandem vorführen kann, was man gekocht hat. Und im Netz gibt es ein paar Seiten, wo man sich austauschen kann und so, und wenn man will, dann kann man sich da auch treffen, also verabreden. Die ganz Verrückten organisieren da auch richtige Knallturniere, aber das habe ich nie gemacht.«
    »Aber es gibt in der Szene Leute, die Sie vermittelt haben könnten?«
    »Weiß nicht, vielleicht, ja. Muss ja wohl. Anscheinend.«
    Die hübsche junge Frau hatte trotz der Hitze einen Tee bestellt und trank vorsichtig davon. Sie hatte auch schöne Hände, fand Niklas.
    »Glauben Sie, dass Sie ihn erkennen würden?«, fragte sie ihn.
    »Wen jetzt, diesen Khaled?«
    »Ja.«
    »Ich weiß nicht, vielleicht, kann sein, ja.«
    Utrecht und seine Begleiterin wechselten erneut einen kurzen Blick. Dann griff Utrecht in seine Jacketttasche und zog ein Farbfoto heraus. Er sah sich kurz um, aber es war niemand in der Nähe. Er ließ das Bild auf den Tisch gleiten.
    Ein junger Mann, vielleicht ein Passbild oder ein Bewerbungsfoto. Ein scharf geschnittener Bart, ein eckiges Kinn mit einer kleinen Kerbe, dichte Augenbrauen, eine hohe Stirn.
    »Das ist er«, sagte Niklas.
    »Sind Sie sicher?«
    »Ja, absolut. Das ist er.«
    ***
    »Agnes, du musst eben damit klarkommen, dass du mit einem der wichtigsten Polizisten des Landes verheiratet bist, verdammt!«
    Hatte er das allen Ernstes gesagt? Er hatte. Jetzt war es ihm peinlich, aber sie hatte ihn in die Enge getrieben, wieso, hatte sie gefragt, ist es dir egal, vollkommen egal, dass ich dich betrogen habe, das ist doch nicht normal? Unter normalen Umständen wäre er gegangen. Aber es waren keine normalen Umstände gewesen, nicht in der Praxis von Doktor Gabor, wo Bonsaipflanzen auf dem Fußboden standen und ein japanisch

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