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Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Titel: Radio Miracoli und andere italienische Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Bartolomei
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lachen, und allmählich schmerzt mein Bauch, der dieses neue Workout nicht gewohnt ist. Siehst du, sage ich mir, eine Freundschaft tut sogar den Gedärmen gut.
    Elisa setzt sich auf die Couch. Eine Sekunde später fängt sie zu schnarchen an. Mit dieser Frau erfährt der Begriff »sinnlich« ungeahnte Weiterungen. Sinnlich ist nicht nur ein Busen, der zwischen den Knöpfen einer Bluse hervorlugt, eine bestimmte Weise, die Beine übereinanderzuschlagen, oder jenes kaum wahrnehmbare Kippen der Hüfte, wenn man sich setzt. Sinnlich kann es auch sein, so viel Persönlichkeit zu besitzen und sich nicht dafür zu schämen, dass man in Gegenwart anderer zu schnarchen beginnt.
    Ich kann von Glück reden, dass ich nicht viel Alkohol vertrage und auch nie ein Geheimnis daraus gemacht habe. Fausto spricht, als ob er einen Lappen im Mund hätte, behauptet aber steif und fest, dass er vollkommen nüchtern sei, unbedingt noch einen Schluck Wein brauche und sich noch bestens an die Zeiten erinnere, als er einen Gebirgsjäger unter den Tisch trinken konnte. Auch Claudio sieht sich gezwungen, den Nüchternen zu spielen, sitzt aber jetzt schon seit einer halben Stunde beinahe reglos da, ein schwachsinniges Grinsen im Gesicht. Wie es Sergio geht, kann ich nur erahnen, aber ich vermute, dass er nach außen hin Haltung zeigt, nur um Fausto nicht gewinnen zu lassen.
    »Auf unsere Erfolsche!«, lallt Fausto und hebt zum x-ten Mal das Glas.
    »Auf was?«, kann Claudio gerade noch rechtzeitig erwidern, ehe er in eine irre Lachsalve ausbricht.
    »Auf unsere … Erfolge!«, wiederholt Fausto.
    »Nein, nicht auf unsere Erfolge. Bisher hatten wir ja noch keine … und außerdem bringt das Unglück«, wirft Sergio ein.
    »Okay, dann auf eure Misserfolge, ihr Versager!«
    »Auf unsere Misserfolge«, präzisiert Claudio.
    Wir stoßen an, ehe Fausto etwas entgegnen kann.
    »Ach, was soll der Geiz«, meint er schließlich. »Gute zwei Partien gefälschte Uhren in halb Italien verhökert, dazu eine dritte Partie, die vollkommen unverkäuflich war!«, fügt er voller Stolz hinzu.
    Einen Moment lang herrscht verwirrtes Schweigen, aber da ich nicht will, dass Faustos Geständnis umsonst war, stelle auch ich mich der Herausforderung.
    »Verkorkste Beziehungen zu Eltern, Kollegen, Freunden und Frauen. Resultat: Null Familie, null Arbeit und null Privatleben«, sage ich und leere schwungvoll mein Glas.
    Meine Beichte ruft auf Claudios Gesicht ein herausforderndes Grinsen hervor. Anfänger, scheint er mir damit sagen zu wollen.
    »Ich habe unseren Supermarkt in den Bankrott getrieben, der seit fast einem Jahrhundert im Besitz meiner Familie war, und mit derselben Entschlossenheit habe ich eine wunderbare Ehe scheitern lassen. Und wisst ihr, was? Ich habe das mit einer solchen Hingabe betrieben, dass ich keine Zeit mehr hatte, um Freundschaften zu schließen …«
    »Prost!«, lallt Fausto und hebt sein Glas.
    Jetzt fehlt nur noch Sergios Lebensbeichte, aber keiner setzt ihn unter Druck. Wir nippen an unserem Wein, warten, dass der richtige Augenblick für ihn kommt, und vertreiben uns die Zeit mit merkwürdigen Spielereien. So forme ich aus der Brotkrume winzige Kügelchen, die ich entlang einer der roten Linien auf dem Tischtuch aufreihe. Claudio funktioniert die Klinge eines Messers zur Krümelschaufel um und schiebt die Brösel zu kleinen Häufchen zusammen. Fausto streicht hingebungsvoll die Falten in der Tischdecke glatt. Sergio starrt gebannt auf die Mitte des Tisches. Ein Räuspern seinerseits genügt, und unsere Blicke saugen sich an seinem Gesicht fest.
    »Tja … das Scheitern des bewaffneten Kampfes, das Scheitern der Arbeiterbewegung …«, setzt er an.
    Enttäuscht wenden wir uns wieder unserem Zeitvertreib zu.
    »Hinzu kommt mein persönliches Scheitern als Ehemann. Meine Frau ist jetzt mit einem Typen von der Confindustria zusammen ist! Stellt euch das vor! Von der Arbeitgeberseite! Und als Vater habe ich auch versagt. Meiner Tochter ist nichts Besseres eingefallen, als in einem Schulaufsatz Maria De Filippi von ›Italien sucht den Superstar‹ als eine der wichtigsten historischen Persönlichkeiten unseres Landes zu bezeichnen! Und dann mein ideologisches Versagen. Vom großen Revolutionär, der ich einmal war, habe ich mich in die Niederungen eines privaten Fernsehsenders verirrt, der einem ehemaligen faschistischen Schläger gehört.«
    »Na, dann Prost!«, erwidern wir quasi unisono.

65
    Samuel muss sich von irgendwoher eine italienische

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