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Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Radio Miracoli und andere italienische Wunder

Titel: Radio Miracoli und andere italienische Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Bartolomei
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dass es funktionieren müsste, aber nicht mit derartig durchschlagendem Erfolg. Hast du gesehen? Sperre die Leute ein, betäube sie mit tausend unwichtigen Dingen, zeige ihnen ab und zu einen schönen Film als Ersatz für das richtige Leben, und schon kommt Rührung auf!«
    »Aber woher hast du diese Aufnahmen?«, frage ich ihn.
    »Vito hat uns die nötigen Tipps gegeben. Dann haben Abu, Samuel, Alex und ich uns auf die Lauer gelegt und mit den Handys gefilmt. Das hat uns einen halben Tag gekostet, plus ein paar Stunden, um das Material zu schneiden und mit einer herzzerreißenden Musik zu unterlegen.«
    »Das ist wirklich verrückt … aber … sind sie denn schon den ganzen Vormittag in diesem Zustand?«
    »Ich schwöre es dir. Sie schauen sich den Film immer wieder an. Damit ist die Sache aber noch nicht zu Ende. Sie haben uns regelrecht angefleht, einen zweiten Film zu drehen …«

55
    Im Haus herrscht ein ständiges Kommen und Gehen. Abu, Samuel und Alex helfen uns dabei, die Zimmer im ersten Stock zu räumen und unsere Sachen in die Dependance zu schaffen. Fausto tritt aus dem Haus mit zwei dicken Würsten einer orangefarbenen Creme unter den Augen, die er mit sanften, kreisenden Bewegungen von der Nase bis zu den Schläfen in die Haut einmassiert. Der Mund, der von dieser Prozedur ausgespart bleibt, ist in einem theatralisch wirkenden Ausdruck des Staunens erstarrt.
    »Was machst du da?«, frage ich.
    »Nichts … nur ein bisschen Feuchtigkeitscreme«, antwortet er.
    Hinter Faustos Rücken taucht Samuel auf. Als er meinen erstaunten Blick bemerkt, kommt er auf mich zu und flüstert: »›Selbstbräunungscreme mit straffender Wirkung, die der Haut eine natürliche und gleichmäßige Bräune ohne Orangenlimonade verleiht‹.«
    Samuel hat offenbar die Beschreibung auf der Tube gelesen und enthüllt uns somit endlich das Geheimnis von Faustos Dauerbräune. Von wegen dunkler Teint.
    »Ich verstehe nur nicht, warum da Orangenlimonade steht …«, fährt Samuel fort. »Oder habe ich das falsch verstanden?«
    Wir biegen uns vor Lachen und freuen uns über diese willkommene Ablenkung. Nach so vielen Tagen voller Frust und Enttäuschung verspüren wir das dringende Bedürfnis, uns zu amüsieren. Das Einzige, was mir daran missfällt, ist die Tatsache, dass Elisa offenbar beschlossen hat, sich ausgerechnet mit Sergio zu vergnügen. Die beiden liefern sich eine Kissenschlacht und kichern wegen jeder Kleinigkeit. Ich versuche, bei ihren albernen Spielchen mitzumachen, fühle mich aber bald ausgeschlossen, was damit endet, dass ich mich mit Claudio und Fausto um den besten Platz streite.
    Nachdem wir uns wieder beruhigt haben, teilen wir die letzten Vorbereitungen für die Ankunft der Gäste untereinander auf. Wie üblich trifft mich das verhasste Holzhacken, aber ich akzeptiere mein Los, ohne zu murren. Kaum haben sich alle an ihre Arbeit gemacht, begebe ich mich auf die Suche nach Elisa. Nach einer vergeblichen Runde in ihr Zimmer und in die Küche bemerke ich, dass sie draußen auf dem Rasen sitzt und eine Zigarette raucht. Sie macht den Eindruck, als wollte sie allein sein, aber da ich sie zuvor so heiter und entspannt erlebt habe, traue ich mich, zu ihr hinauszugehen. Ich schlüpfe in meinen Anorak, und draußen tue ich so, als hätte ich sie erst im letzten Moment erblickt. Zögernd, als geschähe es angesichts unserer letzten Begegnung nur aus reiner Höflichkeit, schlendere ich auf sie zu, setze mich jedoch nicht.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass du zurückkommst«, sage ich.
    Elisa lächelt und schaut versonnen in die Ferne.
    »Ich weiß nicht, ob Sergio dir erklärt hat …«, beginne ich.
    »Nein, hör zu … ich will nichts wissen«, sagt sie mit ernster Stimme.
    Ein wenig musikalische Untermalung wäre jetzt nicht schlecht, aber die Giulia bleibt stumm. Zögernd beginne ich, auf den Boden zu stampfen, als wollte ich meine Füße wärmen. Ich springe sogar ein wenig hoch, aber Elisa scheint davon genervt zu sein, und so höre ich sofort wieder damit auf.
    »Was hältst du eigentlich von Sergio?«, frage ich.
    »Was soll das werden? Analyse der Mitbewerber?«
    »Ich bin müde. Versteh die Frage doch einfach so, wie ich sie gestellt habe.«
    »Sergio ist ein interessanter Typ.«
    »Gefällt er dir?«
    »Warum fragst du mich das nicht gleich, wenn du so müde bist?«
    »Gefällt er dir?«
    »Was denkst du?«
    Jetzt setze ich mich doch.
    » Ich weiß es nicht. Er ist ein Mann, der schon einiges erlebt hat. Solche

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