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Raecher des Herzens

Titel: Raecher des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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seit Stunden in diesem Schwebezustand zwischen Leben und Tod befand. Eine Zukunft ohne das liebevolle Lächeln des Bruders, der sie freundschaftlich neckte und mit ihr scherzte, konnte und wollte sich Celina nicht vorstellen. Wenn er nur endlich wieder die Augen aufschlug und sie scherzhaft stupide - Dummerchen — nannte, würde sie sich mit Freuden in ihre Pflichten als gute Schwester und Tochter fügen und bis zum Ende ihrer Tage alles tun, was man von ihr erwartete.
    Aber Denys rührte sich nicht. Nur sein Atem rasselte ein wenig, aber das mochte an dem Rauch liegen, den er abbekommen hatte. Seufzend griff Celina nach dem Stickrahmen.
    Gelegentlich kam auch der Vater in Denys’ Zimmer. Die Nacht verging, und ein neuer Tag brach an. Hin und wieder übernahm der Vater für eine Stunde die Wache am Krankenbett.
    »Hat sich etwas getan?«, fragte er hoffnungsvoll, als er wieder einmal an Denys’ Bett trat.
    Celina schüttelte müde den Kopf.
    Seufzend strich der Vater dem Sohn eine Haarsträhne aus der Stirn. »Wo in Jesus und Marias Namen ist er nur die ganze Zeit gewesen? Und was hat er gemacht?«
    Celina wollte den Vater auf keinen Fall in eine Konfrontation mit Rio treiben, die für den alten Herrn leicht tödlich enden konnte. Deshalb antwortete sie mit einer Gegenfrage. »Weiß man schon etwas über das Feuer?«
    »Das Hotel ist vollständig niedergebrannt. Aber man spricht bereits davon, es wieder aufzubauen. Um die dreißig Gäste wurden verletzt, aber es gibt zum Glück nur ein einziges Todesopfer. Ein älterer Herr erlitt einen Herzschlag. Die Gebäude in der Nachbarschaft haben kaum etwas abbekommen. Man könnte fast von einem | Wunder sprechen. Es heißt, einige Männer hätten durch ihre Entschlossenheit Schlimmeres verhindert.«
    »Und das andere Feuer?«
    »Du meinst den Brand in Monsieur de Silvas Studio? Der größte Schaden entstand offenbar im Keller, wo der Brandherd war. Die Fechtmeister aus der Nachbarschaft konnten die Flammen aber rechtzeitig löschen. Die anderen Gebäude in der Passage waren offenbar nie in Gefahr.«
    Celina nickte. Sie glaubte nicht, dass die anderen Maitres Rio nur aus Eigennutz geholfen hatten. Wie eine verschworene Gemeinschaft hatten sie in der Brandnacht Hand in Hand gearbeitet. Sie waren Waf-
    fenbrüder, Mitglieder einer ganz besonderen Zunft. Aber was tat das jetzt noch zur Sache? Rio de Silva, der berühmt-berüchtigte Fechtmeister, hatte sie belogen und betrogen. Er hatte ihren Bruder eingesperrt und so getan, als suche er in den verruchtesten Winkeln der Stadt nach ihm. Wie sollte sie für einen Mann wie ihn noch Achtung oder Respekt empfinden?
    Der Vater räusperte sich. »Hast du alles, was du brauchst? Alles, was Denys ein wenig Erleichterung verschaffen könnte?«
    »Ja, Papa.«
    »Das ist gut.« Er zögerte. Doch dann tippte er auf die zusammengerollten Papiere, die er in der Hand hielt. »Unter den gegebenen Umständen mag dir das vielleicht unpassend erscheinen. Aber die Zeit drängt. Das hier ist der Ehevertrag. Ich bitte dich, ihn zu unterschreiben, chere, und dich nicht länger zu widersetzen.«
    Celina musterte das Gesicht des Vaters im Schein der Walöllampe, sah die tiefen Furchen, die das Alter und das Schicksal in den vertrauten Zügen hinterlassen hatten. »Warum gerade jetzt?«
    »Wir dürfen nicht länger warten. Die Ehre der Familie ist in Gefahr.« Der Vater trat an den Sekretär, der neben der Balkontür stand. Dort tauchte er einen Füllhalter in das Tintenfass und hielt ihn Celina hin. »Unterschreib, Celina.«
    Es war wie ein Omen. Hatte sie nicht gerade noch im Stillen geschworen, dass sie mit Freuden alles tun würde, was man von ihr verlangte, wenn nur der Bruder wieder gesund wurde? Nun war es an der Zeit, das stumme Versprechen einzulösen. Doch das Bild des Grafen, das bei
    den Worten des Vaters vor Celinas geistigem Auge Gestalt angenommen hatte, ließ sie zaudern.
    »Du solltest meine Geduld nicht noch mehr strapazieren«, warnte Monsieur Vallier. »Nachdem der Arzt gegangen war, hatte ich ein sehr unerfreuliches Gespräch mit Vetter Plauchet. Er sagte mir, er habe dich in der Passage mit de Silva gesehen. Dieser Maitre d’Armes hat deinen Namen schon einmal in aller Öffentlichkeit beschmutzt und außerdem Denys am Arm verletzt. Und nun muss ich hören, dass du dich allein in den Straßen herumtreibst, vielleicht sogar, um ihn zu treffen. Ist das so?«
    »Ja, Papa.« Celina brachte kaum mehr als ein Flüstern zustande.
    »Du

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