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Raecher des Herzens

Titel: Raecher des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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bestanden hätte, dass Papa zur Kur nach White Sulphur Springs fährt ...«
    »Maman machte sich damals schon lange Sorgen um sein Herz. Und sie reiste doch so ungern.«
    Celinas Lächeln wurde traurig. »Ja, man hätte meinen können, White Sulphur Springs läge auf dem Mond.«
    »Und sie wusste, dass Papa dort ganz ohne seine Familie sehr unglücklich gewesen wäre. Sie selbst hatte ja Tante Marie Rose und die kleine Therese. Außerdem ging sie nach Theos Tod sowieso nicht mehr gern aus dem Haus. Sicher war sie froh, dass wir uns in diesen furchtbaren Wochen nicht in New Orleans aufhielten und wie sie vom Fieber befallen wurden.«
    Celina nahm die Hand des Bruders und drückte sie an ihre Wange. Wie eine Flutwelle kamen die Erinnerungen an jenen schrecklichen Sommer zurück. Als sie gemeinsam mit Denys und ihrem Vater an Bord des Dampfschiffes gegangen war, das sie nach Kentucky bringen sollte, hatte es in der ganzen Stadt noch keinen einzigen Fall von Gelbfieber gegeben. Eine Woche nach ihrer Abreise legte ein Schiff aus Havanna an. Von da an dauerte es kaum acht Tage, bis in nahezu jeder Straße Gelbfieber und Cholera wüteten. Hunderte Menschen erkrankten, darunter auch die Mutter und die jüngere Schwester. Tante Marie Rose pflegte die beiden aufopfernd. Sie selbst hatte als Kind einen Anfall von Yellow Jack, wie man das Gelbfieber auch nannte, überlebt und war deshalb gegen eine Ansteckung gefeit. Sie mühte sich redlich, aber retten konnte sie die beiden nicht.
    Die kleine Marie Therese mit ihren feinen, seidigen Locken und dem sonnigen Gemüt war erst acht Jahre alt gewesen. Sie verehrte ihre ältere Schwester, und Celina behandelte sie wie eine wertvolle Puppe. Sie bürstete ihr das Haar, spielte mit ihr und erfreute sich an ihrem munteren Geplapper. Als die Krankheit schlimmer wurde, fragte Marie Therese andauernd nach Celina und bettelte, die ältere Schwester möge nach Hause kommen. Das wusste Celina von Tante Marie Rose. Manchmal kam Celina der Gedanke, sie hätte den Tod von Mutter und Schwester verhindern können, wenn sie nur in der Stadt geblieben wäre, wenn sie nur nicht die Idee gehabt hätte, dass eine Kur dem Vater gut tun würde und sie ihn nach Kentucky begleiten müsse. Ohne es zu wollen hatte sie das Schicksal der Familie mitbestimmt. Nichts würde je wieder so sein wie vor jenem Sommer.
    »Vielleicht hast du ja Recht«, sagte Celina seufzend. »Vielleicht sollte ich das Glück nicht herausfordern, indem ich zu diesem Ball gehe.«
    »Nein«, sagte Denys. »Wenn du unbedingt willst, besorgen wir uns Karten.«
    »Wirklich?«, fragte Celina hoffnungsvoll. Inzwischen bekam sie schon fast ein bisschen Angst vor ihrer eigenen Courage.
    »Ich würde den Gedanken nicht ertragen, dass du in einem fremden Land dahinwelkst und dabei immerfort von verpassten Gelegenheiten träumst.«
    »Ich werde dich nie mehr um etwas bitten. Das schwöre ich dir.«
    »Nie mehr. Da bin ich mir ganz sicher!« Denys drückte sie noch einmal an sich und lächelte dabei.
    »Oh Denys!«
    »Ich habe doch nur Spaß gemacht, ma chou«, sagte er. Schon seit ihrer Kindheit hatte er sie gern seinen kleinen Kohlkopf genannt. »Besorg dir ein Kostüm. Wir gehen auf einen Maskenball.«

Sechstes Kapitel
    Rio stand mit Caid im hinteren Teil des Marine-
    Ballsaals. Die beiden hatten sich unter die Gäste gemischt, sich verbeugt und höflich parliert. Nun wurde zum Tanz aufgespielt, und die Fechtmeister suchten sich einen Platz ein wenig abseits der Tanzfläche. Eine Weile mussten sie sich noch gedulden, bevor sie den Ball verlassen konnten.
    »An solchen Abenden verfluche ich unser Gewerbe«, sagte Caid. »Ich würde den Schwachkopf, der als Erster auf die Idee kam, auf Bällen herumzustolzieren und dort auf Kundenfang zu gehen, gern einmal zwischen die Finger kriegen.«
    Rio warf dem Freund einen spöttischen Blick zu. »Hast du etwas Besseres vor?«
    »Alles wäre besser, als sich hier die Beine in den Bauch zu stehen. Oder willst du behaupten, du würdest dich nicht zu Tode langweilen? Das wäre nämlich gelogen. Du schläfst ja fast im Stehen ein.«
    »Ich muss gestehen, ich habe bereits darüber nachgedacht, ob es nicht praktischer wäre, jemanden anzuheuern, der mit einer Trommel durch die Straßen zieht und ein Lied von meiner großen Kunstfertigkeit singt.«
    »Zeig mir den Mann, der noch nichts von deinen frühmorgendlichen Fechtübungen unter den Eichen
    von Allard gehört hat! Es könnte sich nur um einen Einsiedler oder

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