Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)
Höhen der Hügel und die Menschen wurden durch einen
Pfeilhagel zum Stehen gebracht, der dank ihrer hohen Schilde keine gravierende
Wirkung entfalten konnte. Bhelm schrie Befehle in alle Richtungen, um Unordnung
in seinen Reihen zu verhindern und um die Herkunft der Geschosse ausmachen zu
können. Lange musste er nicht suchen: Ganze Kompanien von Orks hatten auf den
Anhöhen Stellung bezogen und flankierten die Soldaten der Menschen. Jedem der
Männer wurde nun klar, dass sie nur einer Finte gefolgt waren, die sie nun in
einen Kessel getrieben hatte. Selbst an eine Umkehr war nicht länger zu denken,
da weitere Bataillone des Feindes im Rücken der Vorhut Stellung bezogen. Die
Falle war zugeschnappt. Die Geräuschkulisse erstarb für einen Moment komplett.
„Kreisformation bilden! Schilde
nach außen! Speere und Lanzen nach vorn! Schützen in die Mitte! Gebt Acht!“,
befahl Bhelm mit fester Stimme und sah sich um.
Heerscharen von Orks standen
still um sie im Kreise. Kein Horn war zu vernehmen. Die Ruhe war beängstigend.
Niemand konnte absehen, was kommen könnte. Bhelm hielt seine Leute nah
beieinander und sprach, mit gewappneten Herzen der Gefahr ins Auge zu sehen.
Noch immer lagen beide Armeen geräuschlos zwischen den Hügeln. Ausschließlich das
Pfeifen des Windes war zu hören. Plötzlich begannen die Orks kräftig auf
Trommeln zu schlagen und ein ohrenbetäubendes Getöse brach herein. Unter lautem
Gejohle trampelte eine Gruppe von fünf Trollen auf das Schlachtfeld. Der Lärm
hielt für einige weitere Minuten an, bis er mit einem Male abriss – der Großork
trat auf den Plan, und sah von seinem Hügel aus auf die Menschen herab. In der
harten Muttersprache seines Volkes schrie er wüste Beschimpfungen in die Welt.
Bhelm aber, der nur gekommen war, seinen Sohn zu befreien, wollte sich nicht
länger hinhalten lassen und befahl, eine Salve von Pfeilen auf den Gegner
auszusenden und im nächsten Moment brachen einige Dutzend Orks unter den
Geschossen zusammen. Der Häuptling verstummte und warf wütende Blicke in die
vor Zorn glühenden Gesichter der Menschen herab.
„Nachladen! Feuer!“, rief der
Heerführer erneut und wieder gingen Pfeile auf den Feind nieder, dessen
minderwertige Bögen den großen Schilden der Soldaten der Vorhut nichts anhaben
konnten. Die Trolle, von denen zwei durch etliche Geschosse getroffen worden
waren, schnaubten. Obwohl sie die für ihre Verhältnisse kleinen Spitzen kaum
spürten, war ihre Intelligenz doch ausreichend genug, um zu bemerken, was
gerade vor sich ging. „Macht euch kampfbereit!“, schrie Bhelm und unter seinen
ermutigenden Worten stürzten die Männer in die Reihen der Feinde.
Erbittert wurde der Kampf
ausgefochten, und obwohl die Unterlegenheit an Zahl klar ersichtlich war,
wollte keiner der Soldaten lebend in die Hände der Orks fallen. Dicht war das
Getümmel und Bhelm schlug sich Stück für Stück auf eigene Faust zu der Anhöhe
durch, auf der der Orkhäuptling dem Treiben zusah. Oft wurde der Heerführer von
den Waffen der Gegner getroffen und so manches Mal ging er zu Boden, um danach weiteres
Mal aufzustehen. Er war bereit jeden Preis zu zahlen, damit sein Sohn, den er
in der Nähe des Großorks vermutete, aus den Klauen des Feindes gerissen werden
konnte. Die Menschen hielten ihrem Kommandanten den Rücken frei, auch wenn die
Erfolgsaussichten mit jeder Minute schrumpften, da die pure Masse des Gegners
erdrückend war. Trolle wurden auf die Soldaten losgelassen und schlugen tiefe
Keile in die kämpfende Vorhut, die immer und immer wieder aufschloss, um den
Orks keinerlei Angriffsfläche zu bieten. Und nah war auch Bhelm seinem Ziel
gekommen, da bereits in kürzester Nähe der Häuptling der Feinde thronte. Die
letzte Kraft aufbringend, erschlug der erste Heerführer des Königreichs dessen
Garde und räumte so das letzte Hindernis aus dem Weg. Die Klingen kreuzten sich
und Bhelm, der mittlerweile aus vielen Wunden blutete, focht energisch mit
seinem übelsten Widersacher. Doch wurde der Heerführer betrogen. Keinen
Zweikampf unter Gleichen lieferten sie sich. Aus dem Hinterhalt sprang ein
kleinerer Ork hervor und trieb seine Klinge in des Heerführers rechtes Bein,
sodass Bhelm an Stand verlor und zu Boden ging. Ein letztes Mal bäumte er sich
auf und trennte dem Orkhäuptling mit einem finalen Streich die linke Hand ab,
bevor seine Seele zu Manus emporstieg. Und so endete Bhelm, erster Heerführer
des Königreichs der Menschen, bevor er seinen
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