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Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition)

Titel: Rätsel des Nordens (Thenasia) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Grömmer
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Tageslicht zu bringen.
Der Wiederaufstieg sollte so schnell wie möglich begonnen werden. Außerdem
wurden drei Dutzend Männer mit dem Transport der Kisten betraut. Nach kurzer
Rast befahl Regnir, die Höhlen unter Tage schleunigst zu verlassen, da der
geringe Sauerstoffgehalt in den Köpfen der Menschen ein Gefühl der Benommenheit
verursachte. Niemand wollte riskieren, was es bedeuten würde, länger als nötig
in dieser Umgebung zu verweilen. Ohnehin war man sich nicht sicher, welche
Gefahren noch auf sie lauern würden.
    Während des Aufstiegs bemerkte Regnir,
wie viel Zeit die Orks sie gekostet hatten. Obwohl man sich tief unter der
Erdoberfläche befand, so waren die Wege unter normalen Bedingungen problemlos
gangbar. Ebenso überlegte er, was aus den erschlagenen Soldaten des Heeres
werden würde. Man müsste nochmals hinabsteigen, um allen ein vernünftiges Begräbnis,
oder zumindest eine Feuerbestattung zukommen zu lassen. Zwar konnte er in dem
Dämmerlicht nicht erkennen, wie viele Verluste es gegeben hatte, dennoch war
der König in der Lage, eine ungefähre Schätzung vorzunehmen.
    „Etwa einhundert unserer Soldaten
werden nicht mehr zurückkehren“, dachte er. „Sollte ich richtig liegen, so
bedeutet dies, dass wir mit eintausendzweihundert Männern aufgebrochen sind,
und mit Achthundert wiederkehren. Welch großer Schwund für unser Volk! Bhelm
haben wir verloren und der Leutnant liegt im Moment noch zwischen den Welten.
Wo ist Thormir? Wohin ist er gegangen?“
    Doch all die Fragen sollten ein
plötzliches Ende haben. Als das Heer den Eingang erreicht hatte und ins
Sonnenlicht trat, brach der König zusammen.

Kapitel 9 – Träume der Wirklichkeit
     
    Wolken zogen vor den Vollmond,
der mit seinem gleisend weißen Licht den nächtlichen Wald silbern erscheinen
ließ. Auch die weiten Landschaften der Welt strahlten nun in einem anderen
Glanz, als man es gewohnt war. Gras schimmerte metallisch-blau und hohe Steine
warfen lange Schatten auf die tagsüber so saftigen Wiesen. Die kalte Nachtluft wurde
von einem sanften, aber beständigen Westwind getragen. Wild sprang zwischen den
Bäumen umher, immer auf der Hut vor Gefahr. Regnir schien durch die Dunkelheit
zu schweben. Die Welt glitt unter ihm dahin und mit ihr all die Lebewesen, die
auf ihr wandelten. Ein leiser Flügelschlag umgab ihn. Bald schon näherte er
sich einem Fluss. „Ob es wohl jene reißenden Wasser waren, die die Lande um Eisenhand
umfließen?“, dachte er.
    An der Böschung entlang wuchsen
dichte Grasbüschel, in denen sich im Mondlicht die Kröten aufhielten. Sachte
plätscherte der Fluss an seinen Ufern, während die Strömung zur Mitte hin
beständig anstieg. Fische ganz unterschiedlicher Art schwammen im klaren und
kalten Wasser. Westwärts führte Regnirs Weg. Ein Wolfsrudel sammelte sich und
heulte gen Himmel. Er sah von oben auf sie herab und bemerkte die mächtigen
Gebisse der Tiere. Langsam trotteten sie vor sich hin, bevor sie nach etwa
einer halben Meile ein Reh mit einem Kitz fanden. Regnir drehte ab und ließ die
drohende blutige Szenerie hinter sich.
    Noch immer hörte er den sanften
Flügelschlag links und rechts neben seiner Gestalt. Mit seltsamen Blicken nahm
er die Welt unter sich wahr. Regenwolken zogen auf und kurze Zeit später fielen
dicke Tropfen. Gewaltig groß erschien aus Regnirs Sicht das Wasser des Himmels.
Er glitt weiter und in kurzer Distanz fand er kampierende Soldaten vor und
bewegte sich auf sie zu. Obwohl er von oben auf sie herabblickte, nahmen sie
ihn nicht wahr. Die Menschen redeten miteinander, doch verstand Regnir ihre
Worte nicht. Sobald sie den Mund öffneten, erreichte ein Wirrwarr an Schall
seine Ohren. Er betrachtete ihr Lager und stellte fest, dass fünf Zelte um ein
kleines Feuer herum aufgebaut waren. Da die Wärmequelle herunterzubrennen
drohte, legte einer der Soldaten einen Ast nach. Suchend schaute sich Regnir um
und huschte kurzerhand zu den Pferden, die in etwa zwanzig Fuß Entfernung an
einem Baum angebunden worden waren. Er glitt sachte an sie heran. Dann stürzte
er sich begierig an ihre Hälse …
    Die Sonne stand hell zur
Tagesmitte über Eisenhand. Geschäftig gingen die Menschen ihrer gewohnten
Arbeit nach. Der dickliche Schmied besserte Waffen und Rüstungen aus, die im
letzten Kampf mächtige Scharten erhalten hatten, die eifrigen Gerber erhielten
frische Tierhäute von Jägern, um daraus neues Leder zu gewinnen und die eitlen
Bäcker buken Brote, um die

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