Rätsel um 3: ... den unterirdischen Gang
und Wasser tropfte von der Decke. Wieder leuchtete Barny hinauf. »Hier ist die Wölbung abgestützt, seht mal, ein richtiger Torbogen aus Felssteinen.
Das wird auch nötig gewesen sein, sonst wäre sie sicher schon durchspült worden.«
Sie gingen weiter, und dann blieb Barny von neuem stehen.
»Aus!« sagte er und ließ den Lichtstrahl über Schutt und Geröll gleiten, das den Gang versperrte. »Zu dumm!«
Die Decke war eingestürzt, ein großes Loch hineingerissen.
»Vielleicht ist es nicht so schlimm, wie es aussieht«, meinte Robert, »vielleicht können wir so viel fortschaffen, daß wir durchkommen.«
Mit den Händen räumten sie Steine und Erde beiseite, und bald sahen sie, daß Robert recht hatte. Die Einsturzstelle war nicht sehr breit, und es dauerte nicht lange, und sie konnten sich hindurchzwängen.
Wieder gingen sie weiter. »Ich glaube, wir sind schon ganz nahe am Schloß«, flüsterte Barny, »wir dürfen jetzt nicht das geringste Geräusch machen!«
Der Gang stieg nun etwas an und bog scharf nach rechts ab.
Und dann schien es endgültig aus zu sein. Die Kinder sahen es gleich. Ein riesiges Stück der Decke war eingefallen, der Tunnel von oben bis unten mit Erde zugeschüttet. Dieses Mal war an ein Weiterkommen nicht zu denken. Schweigend standen die drei, ohne sich zu rühren.
Und plötzlich hörten sie in der Stille das Geräusch! Das Ge räusch, das sie in dem kleinen getäfelten Raum gehört hatten.
Es kam von der anderen Seite der Mauer.
Und nun, so nahe, wußten sie sofort, was es war. Jemand hustete, ein krampfartiges, schrecklich klingendes Husten, in regelmäßigen Abständen wiederkehrend. Dann drang ein Stöhnen zu ihnen und gleich darauf hastig gemurmelte Worte, als rede jemand im Fieber.
»Da ist jemand!« flüsterte Barny. »Er muß furchtbar krank sein, er braucht bestimmt einen Arzt! Wie kommt er nur hier herunter? Könnt ihr euch das erklären?«
»Wahrscheinlich entführt«, sagte Robert leise, »und was einen Arzt betrifft, so glaube ich, daß das einer war, den du gestern nacht von der Truhe aus gesehen hast. Die Frau wird ihn gerufen haben.«
»Ein Arzt?« fragte Stubs. »Na, hört mal, wundert der sich denn nicht, wenn er zu einem Kranken kommt, der in einem feuchten, unterirdischen Gang liegt?«
»Sicher gehört er selber zu diesem Gesindel und wundert sich über gar nichts«, sagte Barny.
»Seht mal«, flüsterte Robert plötzlich, der dem Steinhaufen am nächsten stand, »seht mal, hier an der Seitenwand ist die Schicht nicht so dicht. Ich habe eben einen kleinen Spalt entdeckt.«
Barny spähte sofort durch die schmale Öffnung. Jemand lag auf der Erde und warf sich unruhig hin und her.
»Ein Mann!« flüsterte er. »Soll ich ihn fragen, wer er ist?«
Robert und Stubs nickten. Sie waren fest davon überzeugt, daß es ein Gefangener war, der aus irgendeinem Grund hier unten festgehalten wurde.
»Hallo, wer sind Sie?« rief Barny.
Der Mann lag plötzlich regungslos. »Wer spricht da?« fragte er mit leiser Stimme.
»Machen Sie sich keine Sorgen«, beruhigte Barny, »sagen Sie mir, wer Sie sind und wie Sie hierherkommen.«
Der Mann stöhnte. »Ich bin entführt worden. Mein Name ist Rawlings, Inspektor Rawlings. Wir waren einer Bande auf der Spur, die wir schon lange in Verdacht hatten. Sie erwischten mich und brachten mich hierher. Nun wollen sie aus mir herausbekommen, wieviel ich über sie weiß, und mich danach höchstwahrscheinlich beseitigen. Aber bis jetzt haben sie noch nichts von mir erfahren.«
Er hielt inne, von einem neuen, schrecklichen Hustenanfall geschüttelt.
»Sollen wir Sie mitnehmen?« fragte Barny. Aber noch während er sprach, wußte er, daß es ganz unmöglich sein würde, ihn durch den langen Gang und den tiefen Brunnenschacht zu transportieren.
»Nein, nein«, flüsterte der Mann, immer wieder von heftigem Husten unterbrochen. »Ich kann nicht einmal stehen. Hör zu!«
»Ja, ich höre.«
»Drei von der Bande kommen heute nacht, um ein letztes Mal zu versuchen, mich zum Reden zu bringen. Sie werden um elf Uhr hier sein. Benachrichtigt die Polizei. Sagt den Beamten, sie sollen erst eingreifen, wenn die Männer schon im Geheimgang sind. Und sagt ihnen, diese Nachricht sendet Inspektor Rawlings.«
»Gut«, nickte Barny.
»Bringt die Frau Ihnen zu essen?« fragte Robert. »Gehört sie auch zu den Verbrechern?«
»Ja, sie gehört dazu. Ich wußte, daß sie das Schloß als eine Art Hauptquartier benutzten, nur von dem Gang ahnte
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