Rätsel um 3: ... den unterirdischen Gang
Wir binden es an den Brunnenpfosten, und immer, wenn du Halt gefunden hast, lassen wir etwas nach.«
Barny ließ alles mit sich geschehen, obwohl er im geheimen fand, diese Sicherheitsmaßnahme sei ziemlich unnötig, denn er konnte klettern wie eine Katze. Aber die anderen sollten sich nicht um ihn ängstigen.
Er stieg über den Brunnenrand, setzte einen Fuß auf den eisernen Ring und suchte mit dem anderen nach dem nächsten.
»Ich habe ihn!« rief er. »Ich bin auf dem richtigen Weg! Kein Wunder übrigens, daß niemand vor uns die Ringe in diesem Urwald entdeckt hat.«
Weiter unten waren die Wände nicht mehr bewachsen, und nun kam er schneller vorwärts. Einige der Ringe brachen ab, als er darauf trat, und jedesmal erschrak er. Die anderen hörten, wie das Eisen auf das Wasser schlug, und hielten das Seil noch fester. Dinas Herz klopfte wild. Wie gefährlich das war! Oh, sie hätten es lassen sollen! Aber sie mußten den Eingang doch finden, unbedingt!
Barny stieg weiter und weiter. »Kannst du das Wasser schon sehen?« rief Robert.
»Ja, ich sehe es!« Barnys Stimme hallte in dem engen Schacht.
»Aber ich kann keinen Ring mehr finden. Verflixt, wenn nun der Rest verrostet und abgefallen ist?«
Wieder tastete er die Wand ab. Er fror, denn es war sehr kalt.
Nein, er fand nichts mehr und rief hinauf:
»Ich habe meine Taschenlampe vergessen und kann nicht sehen, ob der Eingang schon irgendwo ist!«
»Warte!« rief Robert, und einen Augenblick später kam die Taschenlampe am Ende eines langen Stricks tanzend herunter.
Er reichte gerade so weit, daß Barny sie losbinden konnte. Ah, jetzt konnte er sehen!
Und plötzlich stieß er einen Schrei aus, so laut, daß die drei vor Schreck beinahe das Seil losließen und Miranda ängstlich in die Tiefe starrte.
»Was ist los?« schrie Robert und beugte sich weit über den Brunnenrand.
»Hier ist eine Öffnung in der Wand!« rief Barny in höchster Aufregung. »Ich wette, sie führt zu dem geheimen Gang! Es ist der Eingang! Ich gehe jetzt hinein!«
»Nein, warte!« schrie Stubs. »Wir kommen!«
»Gut, aber ohne Dina!«
»Ja, ja«, rief Dina, »ich muß ja das Seil halten.«
Barny trat in die schwarze Öffnung und ließ den Schein der Taschenlampe in die Finsternis fallen. Er konnte nichts weiter erkennen als das Stück eines unterirdischen Ganges. Sie hatten also das andere Ende gefunden!
Als nächster wagte Robert den Abstieg. Genau wie Barny tastete er sich von einem Ring zum anderen, und dann folgte Stubs, der einen jaulenden, winselnden Lümmel zurückließ.
Und Dina hatte vollauf zu tun, ihn und Lump daran zu hindern, in den Brunnen zu springen.
Bald standen die drei Jungen dicht aneinandergedrängt in der Öffnung. Ob das Wasser wohl jemals bis hier hinaufstieg?
Wahrscheinlich nicht. Die Quelle mußte sehr tief unter der Erde liegen.
»Und hier, in diesem Brunnen, ist derjenige ertrunken, von dem Naomi erzählt hat«, sagte Barny. »Hier ist er in der Finsternis den Gang entlanggehetzt, wußte nicht, wie nahe er schon der Öffnung war, ist ahnungslos weitergelaufen und in die Tiefe gestürzt.«
»Gräßlich!« sagte Robert. Er zitterte vor Aufregung, Kälte und Entsetzen. Und dann fügte er flüsternd hinzu: »Und nun kommt, aber ich glaube, wir müssen sehr leise sein, falls jemand da drinnen ist!«
»Ja, du hast recht«, flüsterte Barny zurück, »ich gehe mit der Taschenlampe voraus, ihr beide haltet euch dicht hinter mir.«
Und so gingen sie tiefer und tiefer in den Tunnel hinein.
XXIII. Auf der anderen Seite der Mauer
Zuerst stieg der Weg an und führte immer geradeaus. Manchmal senkte sich die Decke derartig, daß sie mit den Köpfen daranstießen. Dann aber gaben sie acht und gingen gebückt unter diesen Stellen hindurch. Die Luft war schlecht, und es roch modrig. ›Hoffentlich werden wir nicht ohnmächtig‹, dachte Robert, und es beruhigte ihn, daß Dina obengeblieben war.
Sie würde Alarm schlagen, wenn sie nicht zurückkamen.
Weiter und weiter gingen sie und wünschten, sie hätten warme Mäntel an, denn sie froren sehr. Nach einer Weile blieb Barny stehen, und die Taschenlampe beleuchtete eine große, weitverzweigte Wurzel, die, durch die Tunneldecke gewachsen, in den Gang hineinhing.
»Wir müssen jetzt unter dem Wald sein«, sagte er leise,
»wenn er zu Ende ist, kommt bald der Fluß, dann wird der Weg sicher stark abfallen.«
So war es. Der Gang führte plötzlich steil in die Tiefe, der Boden wurde naß und schlüpfrig,
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