Rätsel um die alte Villa
Professor niemand, den
man leichten Herzens beschwindelt. Andererseits — wenn er, Tarzan, jetzt alles
erzählte, würde man die Polizei verständigen. Die stünde dann hier mit
Streifenwagen herum, die Ganoven würden sich gar nicht erst nähern - und das
Geheimnis der alten Villa bliebe unentdeckt.
Unbeabsichtigt kam Karl ihm zu
Hilfe.
„Vielleicht sollten wir keinen
großen Wirbel machen, Vati“, sagte er. „Sonst ängstigt sich Mutti. Wer weiß, ob
überhaupt was dran ist an Tarzans Beobachtung. Kann ja auch Zufall sein — ich
meine, daß jemand sich für unser Haus interessiert. Daß die Einbrecher nochmal
kommen, halte ich für ausgeschlossen.“
Professor Vierstein nickte.
Stirnrunzelnd stand er da. Er überlegte, rückte an seiner Brille und wirkte so
zerstreut, wie man sich einen Professor manchmal vorstellt.
Dann merkte Tarzan, daß Herr
Vierstein bereits an was anderes dachte, nämlich daran, was er hier beim
Möbelwagen eigentlich gewollt hatte.
„Richtig! Den Besteckkasten
sollte ich holen“, murmelte er, stieg in den Wagen und wühlte zwischen den
Kartons herum.
Zwei Stunden später war der
Wagen leergeräumt. Karls Eltern fuhren mit den Packern zur Wohnung zurück, um
die restlichen Möbel zu holen. Die vier vom TKKG blieben in der Villa.
„Uff!“ sagte Klößchen. „Jetzt
täte eine Verschnaufpause gut. Ich muß ein Stück Schokolade mampfen, sonst
schrumpft mir der Magen zusammen. Er fühlt sich schon wie eine Rosine an“.
„Das wäre dann eine Rosine“,
sagte Tarzan, „hinter der sich ein Fußball verstecken könnte. Sozusagen die
größte Rosine der Welt.“
„Laß meinen Magen in Ruhe“,
sagte Klößchen. „Erzähl’ lieber, was nun wirklich war mit dem Typ.“
Überrascht sah Tarzan ihn an.
Bisher hatte er keine Gelegenheit gefunden, mit seinen Freunden über Horst, den
Ganoven, zu reden. Herr oder Frau Vierstein waren ständig in der Nähe gewesen.
„Sag’ bloß, du hast was
gemerkt.“
„Wer dich kennt, weiß, wann du
die Wahrheit zurecht biegst“, sagte Karl.
Gaby nickte. „Also, lügen
kannst du nicht. Aber das ist ja nicht unbedingt ein Fehler.“
„Und ich dachte immer“,
murmelte Tarzan, „ich wäre ein hervorragender Schauspieler.“
„Vielleicht wärst du als Hamlet (Held aus Shakespeare-Drama) ganz gut“, frozzelte Klößchen. „Oder als
Tarzan, der Held des Dschungels.“
Alle lachten.
„Ob dein Vater was gemerkt
hat?“ fragte Tarzan dann Karl.
„Keine Spur.“
„Okay, dann will ich mal
berichten.“
Sie saßen jetzt in Karls Bude,
wo noch alles wild durcheinander stand. Immerhin fand jeder einen Sitzplatz:
Karl auf seinem Bett, Klößchen auf dem Ledersack, den man zum Sessel, Hocker
oder zur Liege formen konnte, und Gaby auf dem Teppich, wo sie sich im Schneidersitz
niederließ. Oskar legte sich zwischen ihre Beine, den Kopf auf ein Knie, schloß
erst das blinde, dann das gesunde Auge und schlief ein.
Tarzan ging auf und ab und
erzählte.
Niemand unterbrach ihn. Nur
Klößchen meinte einmal: „Verdammter Mist!“ Aber das bezog sich auf ein Stück
aufgeweichter Schokolade, mit der er sich sein Hemd beschmierte.
„Ich bin dafür“, schloß Tarzan,
„daß wir uns die beiden schnappen. Erstens ist es immer besser, etwas selber zu
machen, anstatt es anderen zu überlassen. Zweitens wird das ein tolles
Abenteuer, bei dem wir uns bewähren können. Drittens sind das sicherlich
gesuchte Einbrecher, auf deren Ergreifung eine Belohnung ausgesetzt ist. Davon
könnten wir in den Sommerferien die Fahrt ins Zeltlager finanzieren.“
Seine Augen blitzten. Der
Draufgänger in ihm hatte schon lange die Oberhand. Das, was die Vernunft als
Bedenken angemeldet hätte, wurde gleich unterdrückt. Dafür sagte jetzt
Klößchen: „Aber...“
„Sehr richtig“, unterbrach
Tarzan ihn. „Das muß natürlich vorbereitet werden.“
„Ich meine...“, machte Klößchen
einen zweiten Versuch.
„Die einzelnen Vorschläge
stimmen wir noch ab“, sagte Tarzan rasch.
„He!“ schaltete Gaby sich ein.
„Schon mal was von Demokratie gehört, Herr Carsten. Reden müssen wir darüber —
auch wenn du die beiden in Gedanken bereits zu Boden wirfst. Schließlich ist
mein Papi Kriminalkommissar und ich“, sie reckte den Kopf, „bin seine Tochter
und verpflichtet, ihn zu informieren. Denn immerhin haben wir Kenntnis von
einem geplanten Einbruch.“
„Ich habe Kenntnis“, sagte Tarzan.
„Und wenn du die Sache verraten willst, dann nehme ich alles
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