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Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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das Kreischen mehrerer Möwen herauf.
    Jules flüsterte Irene Heigelmoser etwas ins Ohr. Diese nickte und rief dann: »Sie sollen sich ausziehen, sagt der Rififi. Dann sind wir sicher.«
    »Wie, ausziehen?«, fragte Anne verunsichert.
    Wieder flüsterte Jules der Putzfrau etwas ins Ohr. »Alles bis auf die Unterwäsche.«
    Anne schwitzte noch mehr. Und versuchte sich zu erinnern, was sie heute Morgen für Unterwäsche angezogen hatte. Sie sah sich um. Vor der Polizeihütte standen Nonnenmacher, Schramm und Kastner. An der Grenze zur Straße war alles mit mobilen Metallzäunen abgesperrt. Auf der Innenseite der Zäune standen Annes andere Kollegen in Kampfanzügen und mit Funkgeräten. Dahinter wartete die Meute: Anonymous-Aktivisten, Schaulustige, Journalisten und Fotografen.
    Anne blickte wieder nach oben: »Aber … das geht doch nicht. In der Unterwäsche … da bin ich ja halb nackt.«
    »Du bekommst neues Klamot’ sobald du bist ’ier in die banque«, versuchte Jules die Ermittlerin zu überzeugen. »Wir ’aben genug Klamott’ ’ier.«
    »Ja, das ist klar«, schnaubte Nonnenmacher dem vor ihm stehenden Kastner ins Ohr. »Eine halbe Boutique haben’s zusammenbestellt, die Herren Bankräuber, Sacklzement.«
    Als Anne sich nicht regte, rief Jules plötzlich: »Gut, dann wir blasen ab die ganze Chose. Aber dann Sie sind schuld, wenn die Monsieur Ochsenknescht kratzt ab. Die Verletzungen sind wirklisch graves.«
    »Jetzt kommen’S halt«, schaltete sich Irene Heigelmoser ein. »Dem Herrn Ochsenknecht geht es wirklich schlecht! Jetzt spielen’S halt mit, bittschön. Ich mein’ …« Die Putzfrau blickte kurz nach hinten. »Also, unter uns: Ich kann ihn ja nicht ausstehen, den Geldsack, aber jetzt geht’s ihm schon so richtig schlecht. Der braucht eine Infusion, also dringend.«
    Noch einmal drehte Anne sich um, suchte Augenkontakt mit ihren Kollegen, sah, dass Kastner sanft den Kopf schüttelte, nahm sich dann ein Herz, löste den Gürtel, zog den Reißverschluss herunter, ließ die Hose nach unten gleiten, ging in die Knie, um die Schuhe aufzubinden, versuchte zu verdrängen, dass hinter ihr an die zweihundert Menschen standen und alle wie gebannt auf sie blickten. Natürlich glotzte jeder auf ihren Hintern, der ausgerechnet heute in dem Slip steckte, den sie nur anzog, wenn alle anderen in der Wäsche waren. Aber Anne war seit Beginn der Geiselnahme nicht mehr zum Waschen gekommen. Den peinlichen Slip hatte sie von ihrer in Japan lebenden Tante geschenkt bekommen; er war aus weißem Frotteestoff und bedruckt mit grauen Elefanten. Die Ränder der Hose bestanden aus einer feinen rosa Bordüre. Der BH dazu war auch aus Frottee und hatte dasselbe Muster. Anne versuchte, nicht daran zu denken, wie albern sie mit dieser Kinderunterwäsche aussah, und schlüpfte so schnell wie möglich aus den Schuhen und der Hose. Dann stand sie nur noch in dunkelblauen Socken, ihrem Elefantenslip und dem Uniformhemd da. Hastig knöpfte sie es auf und warf es auf den Boden. Sie fühlte sich schutzlos.
    Ein Raunen ging durch das Publikum. Anne hatte einen schlanken, sportlichen, aber keineswegs zu durchtrainierten Körper, ihre Haut war von der Alpensonne gebräunt.
    »Elefanten, interessant, interessant«, bemerkte der GSG9-Einsatzleiter Schramm leise, aber Anne hörte es dennoch. Kastner rammte ihm den Ellenbogen in die Rippen, was Schramm aufstöhnen ließ.
    »Jetzt du gehst zu die ’intertür. Jorina diesch lässt rein«, befahl Jules.
    »Und was ist mit Ochsenknecht?«, rief Anne nach oben. Ihre Stimme zitterte.
    »Die Ochsenknescht kommt auch zu die ’intertür.«
    Während sie in Socken Schritt für Schritt über den Asphalt in Richtung Hintereingang ging, spürte Anne deutlich jeden einzelnen Pflasterstein unter ihren Sohlen. Ihr Körper fühlte sich an, als stünde er unter Strom.
    Die Menge der Schaulustigen war nun mucksmäuschenstill. Jeder beobachtete wie gebannt die schöne Frau, die sich auf dem Weg in eine lebensgefährliche Situation befand. Doch dann ging plötzlich alles sehr schnell: Als Anne vor dem Hintereingang stand, flog die Tür auf. Die Polizistin erkannte Ochsenknecht. Seine Kleidung war blutverschmiert, und er trug mehrere Verbände. Jorina stützte ihn von hinten. Seitlich von ihr hatte sich Dieter Gräber mit einer Pistole postiert, die er auf Anne gerichtet hielt. Die Polizistin registrierte, dass es nicht der Revolver war, mit dem die Geiselnehmer sonst immer hantiert hatten. Sie waren also im

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