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Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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anerkennend die brutale Aktion der Bundeskanzlerin beim Brezenkauf in der kleinen Bäckerei an der Mangfall. Woraufhin ihm ein pensionierter Altphilologe des Klostergymnasiums vom See in reinstem Hochdeutsch eine sprachliche Lehrstunde erteilte: »Wenn ich mich hier kurz einklinken dürfte: Das kann man so nicht sagen, mein lieber Herr. Die Sentenz ›Ein Hund ist er schon‹, mit welcher man im bayerischen Sprachraum einem anderen Menschen gegenüber seinen Respekt zollt, lässt sich nicht in die feminine Form übertragen. ›A Hund is’ er scho’‹ ist bayerisch korrekt. ›A Hündin is’s scho’‹ dagegen ist ein grober Verstoß gegen die Grammatik. Damit holen Sie sich im Zweifel – Achtung, ich wechsle das Idiom – ›a blutige Nasn‹, was so viel heißt wie, dass Sie ganz prosaisch mit Kritik und Gegenrede rechnen müssen.«
    Der Urlauber bezahlte seine Semmeln, warf dem Pensionisten einen bösen Blick zu und verließ mit einem unüberhörbaren »Tepp« den Laden.
    Im Inneren der Bank blieb der Aufmarsch der Polizeitruppen nicht unbemerkt. Jules und Jorina, die nun noch angespannter wirkten, ließen Anne allein in dem separaten Büroraum neben dem Filialleiterzimmer zurück, in dem, wie Anne vermutete, die anderen Geiseln eingesperrt waren. Allerdings hatte sie seit dem Geiselaustausch weder Hannes Seliger noch Ernestine Rüdel oder Irene Heigelmoser zu Gesicht bekommen. Kurz nachdem die Bankräuber sie verlassen hatten, öffnete sich jedoch die Tür erneut, und Dieter Gräber betrat das Büro.
    »Grüß Gottle«, sagte er freundlich und hielt Anne die Hand hin. Doch dann bemerkte er, dass ihre Hände gefesselt waren, und entschuldigte sich sofort: »Oh, pardon, Frau …? Wie war noch einmal der Name?«
    »Loop«, antwortete Anne genervt.
    »Ah ja, richtig!«, sagte der Rentner. Er roch nach altem Mann. »Mein Job ist es, Sie zu bewachen.« Er setzte sich auf einen Bürostuhl neben Anne, die auf dem Boden kauerte, und studierte ihr Gesicht.
    »Was soll das Geglotze?«, fragte Anne unvermittelt.
    Als erwachte der Senior aus einer tiefen Trance, antwortete er: »Ach … ich … wisset’Se, ich bin a bissle … ach …. Frau … isch es heut net a bissle heiß?«
    Erneut betrachtete er sie mit Interesse. Dann sagte er: »Wisset’Se, ich hab mich dene junge Leut’ an’gschlossen, weil ich find, dass die ihren Tschopp echt gut machet.«
    »Welchen Job?«, fragte Anne.
    »No ja, das – ich sag jetzt amol … dieses ›Demo-Business‹.« Er lächelte Anne an. »Das machet die doch echt bärig, oder?« Anne zuckte mit den Schultern.
    Dann hob er plötzlich seine Hand und ließ die Finger auf Annes Fuß, der in knöchelhohen Turnschuhen steckte, hüpfen. Als wäre Anne ein Kind, sagte er dann: »Kommt ein Bär, tritt ganz schwer, kommt das kleine Mäuselein …« Bei »schlüpft bei dir ins Häuselein«, krabbelte er mit den Fingern über Annes Oberkörper bis zu ihrem Hals und kniff sie sanft ins rechte Ohr. Dann lachte er herzlich und fragte: »Und woher kennet mir uns eigentlich?« Als Anne ihn statt einer Antwort entsetzt ansah, wollte Dieter Gräber noch wissen: »Um wie viel Uhr gibt’s heut’ eigentlich was zu Essen? Isch die Kantine scho offe?«
    Dann schwiegen beide eine Weile, und Anne dachte finster: Geschah das alles wirklich, oder war das hier ein Albtraum? Hatte sie sich wirklich als Austauschgeisel zur Verfügung gestellt und saß jetzt mit einem bekloppten Alten, der mit ihr Kinderspielchen veranstaltete, in einer Bank?
    Plötzlich ging ein Ruck durch Dieter Gräber, er straffte seinen zusammengesackten Oberkörper, stand auf und sagte: »Saget’Se, Frau Pflegerin – mir ischt jetzt Ihr Name entfallen, aber mir kennet uns ja.« Er wandte ihr den Rücken zu: »Kenntet Sie amol schaue, was mich da hinten drückt? Da hinten, am Rücken?«
    »Da steckt ’ne Knarre, Herr Gräber«, erklärte Anne trocken.
    »Eine was?«, fragte der Rentner überrascht.
    »Eine Pistole.« Anne schüttelte den Kopf. Das war doch alles der komplette Wahnsinn!
    »Eine Pischtole?« Vorsichtig griff Dieter Gräber an seinen Rücken und zog die Waffe, die in seinem Gürtel steckte, heraus. »Aber das isch doch gefährlich!« Er dachte kurz nach. »Also, ich glaub, ich spinn!«
    »Tja, das glaube ich allerdings auch«, antwortete Anne und musste trotz der gefährlichen Situation lächeln.
    »Was?«, fragte Gräber plötzlich mit völlig anderer, herrischer Stimme.
    »Nein, nein, nichts, nichts«, versuchte Anne,

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