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Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition)

Titel: Räuberdatschi: Ein Fall für Anne Loop (Piper Taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Steinleitner
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Filialleiterzimmer rumpelte es.
    »Pst«, zischte Anne. »Sonst erwischen die uns!«
    »Wer?«
    »Die anderen«, meinte Anne hilflos. Der Alte folgte ihr viel zu langsam die Treppe hinunter. Sie hörte, wie sich oben eine Tür öffnete. »Wir spielen doch Versteckus.«
    »Versteckus?«, fragte Dieter Gräber in normaler Lautstärke. »Wieso denn Versteckus, Marlene?«
    »Halt. Jetzt. Die. Fresse«, fuhr Anne den Demenzkranken leise, aber mit Nachdruck an.
    Der Rentner überlegte erneut angestrengt, dann sagte er: »Du bischt ja gar nicht die Marlene! Wer bischt du denn? Du bischt doch …« Er überlegte kurz. Sie waren jetzt im Schalterraum, Anne konnte die Eingangstür sehen, vor der aber ein Schrank als Barrikade stand. Sie überlegte kurz: Um ins Freie zu gelangen, müsste sie den Schrank wegschieben. Und der war schwer. Das würde zu lange dauern. Dieter Gräber entriss ihr plötzlich seine Hand und rief: »He! Halt! Ich kenne Sie nicht! Was wollen Sie von mir?«
    Anne hörte die Stimmen von Jorina und Jules, sie kamen näher, offensichtlich rannten sie oben den Gang entlang: »Merde, was geht?« Das war eindeutig Jules. »Wir müssen sie stoppen!«, schrie Jorina mit schriller Stimme.
    »Wo ist der Hinterausgang, Herr Gräber?«, fuhr sie den Alten an, der stehen geblieben war.
    »Mir dürfen ohne Begleitung net raus!«, sagte er hilflos. »Ich muss biseln, Proschtata. Woher kennet mir uns eigentlich?«
    »Fuck«, fluchte Anne. Sie musste Dieter Gräber zurücklassen und fliehen. Schnell rannte sie nach rechts, auf der Suche nach dem Hinterausgang. Doch plötzlich stand sie in einem Gang voller verschlossener Türen. Hinter sich spürte sie Jules und Jorina näher kommen. Und dann rief Jorina auch noch: »Da ist sie. Bleib stehen! Sonst schieße ich!«
    Anne riss eine der Türen auf, sie war zum Glück nicht abgesperrt. Da war ein großes Fenster. Hinter ihr erschien schon Jorina im Türrahmen, die Waffe im Anschlag. Es blieb keine Zeit, das Fenster zu öffnen. Die Polizistin nahm Anlauf, sprang auf den Schreibtisch und mit einem zweiten Satz in das Fenster hinein. Es klirrte, Anne spürte, wie ihr die Scherben die Arme aufritzten, die sie zum Schutz des Kopfes vor sich gehalten hatte. Sie hörte einen Schuss. Die Zeit dehnte sich ins Endlose. Anne flog durch das Glas. Noch ein Schuss. Anne landete auf dem Boden. Hart. Ein furchtbarer Schmerz durchzuckte sie. Panisch wollte die Polizistin aufspringen, doch das ging nicht. Das Bein. Die hatten sie getroffen, die Schweine. Anne robbte über den Asphalt. Das Bein schmerzte. Ihr wurde es schwarz vor Augen.

Bei 47 Banküberfällen in Bayern wurden 2011 durchschnittlich je 13 744,64 Euro erbeutet. 33 Bankräuber wurden binnen eines Jahres geschnappt.
    Bayerisches Landeskriminalamt

SECHS
    »Die körperlichen Verletzungen sind nicht so schlimm. Das Entscheidende ist, wie sie seelisch damit klarkommen wird. Ob sie traumatisiert ist …«
    Anne blinzelte vorsichtig. Es war hell. Sie lag in einem weichen Bett.
    »Sie braucht jetzt auf jeden Fall Ruhe. Mindestens vier Wochen absolute Ruhe. Sie sollten sie jetzt besser wieder allein lassen, Herr Kastner.«
    Seppi? War Seppi da? Aber wer war das, der da mit ihm sprach?
    »Seppi?« Anne öffnete die Augen. Das helle Licht brannte ihr in den Augen.
    »Sie ist wach, jetzt ist sie wach.«
    Ja, das war Seppi, mit seiner typisch hektischen Art. Anne versuchte zu schmunzeln. Ihre Gesichtshaut spannte.
    »Kann mich denn niemand eincremen?«
    Sepp Kastner sah sie erschrocken an, der Mann im Arztkittel eher mitleidig.
    »Ja, ja, doch, doch, Creme, klar«, stammelte Annes Kollege. »Mir brauchen eine Creme, Herr Doktor, eine Creme!«
    »Lieber Herr Kastner, die Patientin Loop braucht jetzt vor allem eins: Ruhe. Verlassen Sie bitte das Zimmer!«
    »Seppi«, hauchte Anne jetzt. »Wo ist Lisa?«
    »Ich kann jetzt nicht raus«, fuhr Kastner den Arzt an. »Sie sehen doch, dass sie mich braucht. Sie hat viele Fragen. Sie will ihr Kind sehen …«
    »Sind Sie denn mit der Patientin verheiratet? Haben Sie eine Patientenverfügung?«
    »Einen Scheiß hab ich«, schrie Kastner ihn an. »Wir arbeiten zusammen. Die Frau Loop ist meine … meine …« Hilflos suchte er nach dem richtigen Wort. »… Lieblingskollegin.«
    »Gut, für Lieblingskollegen ist hier nun wirklich kein Platz. Gehen Sie jetzt bitte.« Der Arzt schob Kastner aus dem Zimmer. Anne hörte noch, wie es draußen rumpelte und ihr Polizeikollege »Das gibt’s ja wohl nicht!«

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