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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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reich. Sicher hat dieser Krieg unser Vermögen wie das der anderen Händler Bingtowns stark dezimiert. Da wir in den unterschiedlichsten Zweigen Handel treiben und an den unterschiedlichsten Unternehmungen Anteile haben, haben wir keine so herben Verluste erlitten wie andere. Ich bin zuversichtlich, dass wir diesen Krieg überstehen werden und daraus als eine mächtige Familie im neuen Bingtown hervorgehen werden. Und wenn mein Vater stirbt, werde ich der Kaufmann der Familie sein. Ich bin mit einem angenehmen Äußeren gesegnet, auch wenn mir das oft wie ein Fluch vorkommt. Ich habe mir ein charmantes Wesen angeeignet, denn wie wir wissen, lässt sich ein Handel besser mit Honig als mit Essig versüßen. In den Augen der Leute erscheine ich gesellig und umgänglich, denn so verlangt es mein Beruf als Händler. Doch vielleicht wird es euch überraschen, wenn ich Euch sage, dass es da noch einen anderen Hest gibt, den privaten und stilleren Hest, der wie Ihr am liebsten in Ruhe gelassen wird, um seinen eigenen Interessen nachzugehen.
    Ich sage Euch ganz offen, dass mich meine Eltern schon seit einigen Jahren zu einer Heirat drängen. Meine Jugend habe ich mit meiner Ausbildung und mit Reisen verbracht, um die Handelspartner meines Vaters besser zu verstehen. Bälle, Festivitäten und …«, er deutete auf das Tablett mit den Teetassen, »höfliche Teegesellschaften langweilen mich. Und dennoch muss ich nach dem Willen meiner Eltern einer Frau den Hof machen und sie heiraten, wenn ich Kinder haben will, die dereinst meine Nachfolge antreten können. Ich soll mir eine Frau nehmen, die sich unserer gesellschaftlichen Pflichten annimmt, die, wenn es erforderlich ist, verschwenderische Empfänge organisiert und sich unter den Händlern Bingtowns zu bewegen weiß. Kurz, ich soll eine Frau heiraten, die aus einer Händlerfamilie stammt und dort auch aufgewachsen ist. Ich gebe zu, dass mir ein ruhiges eigenes Heim durchaus gefallen würde, ebenso die Gesellschaft einer anspruchslosen Frau, die mit meinen Marotten leben kann. Als meine Eltern mich ernsthaft vor die Wahl gestellt haben, entweder schleunigst zu heiraten oder meinen Vetter als meinen Erben in allen erforderlichen Dingen zu unterrichten, da habe ich zunächst gestöhnt. Doch dann habe ich mich nach einer ruhigen und verständigen Frau umgesehen, die von mir unabhängig ihrem Zeitvertreib nachzugehen weiß. Ich brauchte eine, die meinen Haushalt führen konnte, ohne ständig meine Aufmerksamkeit einzufordern. Eine, die sich nicht vernachlässigt fühlt, wenn ich sie einmal für einen Abend oder, wenn ich geschäftlich verreisen muss, sogar für ein paar Monate alleine lasse. Da hat ein Freund mir von Euch erzählt; tatsächlich war es Eurer Interesse für Drachen und Elderlinge, was ihn aufmerksam werden ließ. Wenn ich mich nicht irre, seid Ihr ziemlich forsch zum Haus seiner Familie gekommen, um aus der Bibliothek seines Vaters Schriftrollen auszuleihen. Von Eurer Offenheit und Gelehrsamkeit war er sehr beeindruckt.«
    Seine Worte ließen Alise erstarren. Plötzlich war ihr klar, wer ihn auf sie aufmerksam gemacht hatte. Sedric Meldar, Sophies Bruder. Er hatte ihr an jenem Tag, als sie die Rollen ausgeliehen hatte, dabei geholfen, die Schriften im Arbeitszimmer seines Vaters zu finden. Zu Sedric hatte sie immer ein freundschaftliches Verhältnis gehabt. Als Mädchen hatte sie sich sogar einmal in ihn verliebt. Dennoch erschütterte es sie, dass er seinen Freund Hest dazu gebracht hatte, sie als Braut in Betracht zu ziehen.
    Ohne ihre Verwirrung zu bemerken, fuhr Hest fort: »Als ich ihm mein Leid klagte, machte er mir klar, dass keine Frau besser für mich als Braut geeignet war, als eine, die bereits ein eigenes Leben und eigene Beschäftigung hatte. Und eine solche Frau habe ich in Euch gefunden. Eure Interessen sind in der Tat derart ausgeprägt, dass ich mich frage, ob Ihr überhaupt noch einen Ehegatten in eurem Leben unterbringen könnt.« Plötzlich hob er den Blick seiner dunklen Augen zu ihr. Blitzte in den Tiefen ein Funke Schalkhaftigkeit hervor?
    »Dies ist kein romantischer Antrag, Alise. Ich vermute, dass Ihr weit Besseres verdient hättet, als ich Euch bieten kann. Aber offen gesagt glaube ich nicht, dass jemand Euch etwas Besseres anbieten wird. Ich bin reich. Ich bin klug, habe feine Manieren und behaupte, dass ich eine gute Seele bin. Ich kann mir vorstellen, dass wir gut miteinander auskommen werden, wenn ich meinen Geschäften nachgehe und Ihr

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