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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Hobb
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Und sie fragte sich, ob ihre Eltern etwas davon mitbekommen hatten. In den Baumkronen Trehaugs, den leichten Häusern, die man Vogelnester nannte, würde ein Beben alles zum Tanzen bringen. Die Leute würden kreischen und sich an den nächsten Ast klammern. Manchmal stürzten auch Häuser ab, schwere wie leichte. Bei dem Gedanken überkamen sie Sorgen um ihre Eltern und Heimweh. Doch Rapskals Frage riss sie aus diesen Überlegungen heraus, und ihr wurde klar, dass stürzende Bäume genauso gefährlich sein konnten wie der Sturz von einem Baum. »Bring uns vom Ufer weg«, sagte sie und stieß ihr Ruder kräftiger ins Wasser. Fast hatten sie zu den wartenden Drachen aufgeschlossen, und um sie her hatte sich die Flotte der Hüter in ein kopfloses Durcheinander verwandelt.
    »Nein. Es ist vorbei. Sieh dir nur die Drachen an, denn die merken das. Sie gehen weiter.«
    Er hatte recht. Vor ihnen warfen die Drachen sich Laute zu, die wie Hornsignale klangen, und sie setzten ihren Marsch durch Schlick und Wasser fort. Während des Bebens hatten sie sich um Mercor geschart, jetzt verteilten sie sich wieder, mit Mercor an der Spitze. Fast hatte Thymara sich an den täglichen Anblick der Drachen gewöhnt, die ihnen voranstapften. Doch jetzt, als sie ihre Wanderung wieder aufnahmen, sah sie sie wie mit neuen Augen. Es waren fünfzehn Geschöpfe unterschiedlicher Größe, angefangen bei Kalo, der beinahe ausgewachsen war, bis zu der Kupferdrachin, deren Schulter Thymara kaum überragte. Die Sonne brach sich auf dem Wasser und auf den Schuppen. Golden und rot, lavendel-und orangefarben, schimmernd blauschwarz oder azurblau spiegelten sie die ganze Pracht der Sonne wider. Thymara wurde zum ersten Mal bewusst, dass die Farben intensiver und leuchtender geworden waren. Und das lag nicht nur daran, dass die gewaltigen Kreaturen vom Schmutz befreit waren – sie wirkten auch weitaus gesünder. Bei manchen erhielten die Farben allmählich Untertöne. Sintaras tiefblaue Schwingen wurden von Silber durchzogen, und die Spitzen ihrer »Halskrause« nahmen eine andere Blauschattierung an.
    Die Drachen bewegten sich mit schwerfälliger Anmut. Kalo und Sestican wateten hinter Mercor, und beim Gehen bewegten sich ihre Köpfe vor und zurück. Eben stieß Sestican seinen Kopf ins Wasser, und als er ihn wieder herauszog, hing ihm eine fette zuckende Flussschlange aus dem Maul. Nach einem kräftigen Ruck baumelte das Tier leblos herab. Ohne stehen zu bleiben, fraß Sestican die Beute auf, indem er den Kopf zurückwarf und sie schluckte, als wäre er ein Vogel, der einen Wurm verspeiste.
    »Ich hoffe, dass meine kleine Heeby unterwegs was zu fressen findet. Sie hat Hunger, das spüre ich.«
    »Wenn sie nichts findet, strengen wir uns heute Abend an, damit wir ihr etwas beschaffen«, sagte Thymara, beinahe ohne nachzudenken. Ihr fiel auf, dass sie sich allmählich an den Gedanken gewöhnte, zu teilen, was sie von ihrer abendlichen Jagd heimbrachte. Meistens bekam derjenige Drache die Beute, der am meisten Hunger hatte. Damit machte sie sich bei Sintara zwar unbeliebt, aber die blaue Königin war nicht gerade großzügig gegenüber Thymara gewesen. Sollte sie ruhig merken, dass Ergebenheit auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Thymara hatte an diesem Tag noch mit weiteren Beben gerechnet, aber wenn es tatsächlich noch welche gegeben hatte, dann waren sie so gering gewesen, dass sie sie nicht gespürt hatte. Als die Hüter abends am Ufer lagerten, war das Erdbeben das beherrschende Gesprächsthema – und die Frage, ob es wohl eine Säureflut zur Folge hätte. Nachdem die Hüter während des Abendessens über die möglichen Gefahren diskutiert hatten, stand Greft unvermittelt auf und versuchte das Thema abzuschließen. »Es passiert, was auch immer passiert«, sagte er mit Nachdruck, als erwarte er Widerspruch. »Es hat keinen Zweck, sich Sorgen zu machen und wir können uns nicht vorbereiten. Also seid einfach auf der Hut.«
    Er stapfte aus dem Lichtkreis ins Dunkel. Nachdem er weg war, sprach einige Minuten lang niemand. Thymara spürte das Unbehagen in der Runde. Bestimmt hatte Greft seine unbedachten Worte über die Kupferdrachin noch immer nicht verwunden. Dass er nun das Offensichtliche mit derartigem Nachdruck verkündet hatte, schien ein kraftloser Versuch zu sein, sich wieder als Anführer zu positionieren. Offenbar schämten sich sogar seine treuesten Anhänger für ihn. Weder Kase noch Boxter folgten ihm oder sahen ihm auch nur nach. Obwohl Thymara

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