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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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Warum . . . Oh, mein Gott!“ Verletzt und fassungslos schaute sie ihn an. „Du hast sogar heute Morgen mit mir geschlafen, um sicherzugehen, dass die Ehe nicht annulliert werden kann. So war es doch, oder?“
    Er konnte ihren Vorwurf nicht zurückweisen. Er war wirklich mit dieser Absicht in ihr Zimmer gekommen. Diese Absicht jedoch war der Leidenschaft zum Opfer gefallen, die ihn erfasst hatte, als er sie sah. Danach war sein einziger Gedanke gewesen, in einem Leben voller Schmerz, Bedauern und Leid ein kurzes Zwischenspiel der Liebe zu erleben. Aber sie hatte Recht, das war nicht seine Absicht gewesen, als er zu ihr gekommen war. Und sie hatte das Schuldbewusstsein in seinem Gesicht schon gelesen und zuckte zusammen.
    „Nicht am Ende“, flüsterte er heiser. „Nicht..."
    „Geh!“ keuchte sie verzweifelt. „Geh weg! Lass mich in Ruhe! Verschwinde!“
    „Favor, bitte, ich flehe dich an . . .“
    „Geh doch endlich! Hast du noch nicht genug angerichtet? Mir mein Herz gestohlen, meine Ehre und meinen Stolz und . . . geh!“ Sie brach zusammen. Ihr schlanker, gerader Rücken, so verwundbar und blass, erbebte unter ihren Schluchzern.
    „Hör auf sie“, beschwor Gunna ihn und zerrte an seinem Arm. „Hier wirst du niemandem mehr von Nutzen sein, und ganz bestimmt ihr keine Hilfe!“
    „Nein?“ fragte Raine benommen und starrte auf die schmale Gestalt zu seinen Füßen, traute sich nicht, sie anzufassen, und war doch unfähig, sie hier so zurückzulassen.
    „Denk doch nach!“ stieß Gunna drängend aus. „Carr wird dich umbringen und deinen Platz einnehmen, Raine. Bisher weiß niemand die Wahrheit über die Heirat. Rankle kann zum Schweigen gebracht werden, und Carrs Vorname beginnt ebenfalls mit einem ,R‘.“
    Sie hatte Recht. Er durfte nicht sterben. Er musste gehen.
    „Favor . . .“
    Sie kauerte sich noch weiter zusammen, weigerte sich, ihn anzusehen. Lästerlich fluchend fuhr er herum und verließ das Zimmer.
    Sie hörte, wie er und die verhutzelte alte Frau mit dem Schleier fortgingen. Einen langen Augenblick blieb sie liegen, wo sie zusammengesunken war, zusammengekauert zwischen den Bettlaken, die immer noch nach ihrem Liebesspiel rochen.
    Raine Merrick: Frauenschänder. Der Sohn ihres Feindes. Ihr Verräter. Ihr Ehemann. Und bald würde Carr kommen . . . und würde wissen wollen . . . und Muira war fort. . . und sie war alleine, viel einsamer, als sie es je zuvor gewesen war, denn selbst letzte Nacht hatte sie wenigstens Raf . . . Raine gehabt. Favor fuhr auf, der Gedanke an ihn bereitete ihr fast körperliche Schmerzen.
    Sie musste von hier fort. Sie musste Wanton's Blush verlassen. Aber wohin sollte sie sich wenden? Ihr ganzes Leben lang hatte man sie von jedem Ort, an dem sie zu bleiben hoffte, an einen anderen geschickt. Die kleine Stadt, in der sie geboren war, die schicksalhafte Gegend hier und das französische Kloster. Sie hatte kein Heim. Sie hatte nur ihr Ziel, und das war jetzt unerreichbar für sie. Das Einzige, was sie noch wusste, war, dass sie nicht hier bleiben durfte.
    Mühsam erhob sie sich und zog sich mit bebenden Händen an. Hastig warf sie sich einen Umhang über, öffnete die Tür zum Korridor und spähte hinaus. Nichts rührte sich. Sie schlich den Flur hinab, an der Haupttreppe vorbei zum Dienstbotenaufgang, den sie mit klappernden Absätzen hinabeilte. Unten angekommen, hastete sie durch die Küche und an den Speisekammern vorbei, ohne auf die Verbeugungen und Knickse der erstaunten Dienstboten zu achten, an denen sie vorbeilief.
    Sie stürmte durch die Hintertür und rannte über den kleinen, offenen Hinterhof zu den Ställen. Dort schlüpfte sie durch das Tor. Drinnen war ein Reitknecht gerade damit beschäftigt, ein Gespann perfekt aufeinander abgestimmter Grauer anzuschirren. Bei ihrem Eintreten blickte er überrascht auf, blieb stehen und fasste sich ehrerbietig an die Stirn.
    „Wo ist Jamie Craigg?“ fragte sie ihn außer Atem.
    „Er wird . . .“
    „Hier drüben, Miss Donne. “ Der Hüne trat aus einer Box weiter hinten und wischte sich seine riesigen Hände an einer ledernen Schürze ab.
    „Wo ist Muira?“
    Jamie warf ihr einen warnenden Blick zu und deutete unmerklich mit dem Kinn auf den Reitknecht. Was machte das jetzt noch aus? Es war ohnehin alles vorbei.
    „Mrs. Douglas ist heute Morgen allein zu einer Ausfahrt aufgebrochen“, antwortete er. „Sie sagte, sie wolle ein Stück nördlich von hier Verwandte besuchen und sei zum Dinner zurück. Bitte

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