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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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D'accord.“
    „D'accord? Einverstanden? Ich habe nicht gefragt, ob du einverstanden bist, sondern ob du verstanden hast.“ Favor spürte, wie sie rot wurde. „Oui.“
    „Und es wird kein französisches Wort mehr geben“, stieß Muira aus, kurzfristig abgelenkt. „Sie konnte kaum Französisch, nur das Allernötigste. Vergiss das nicht.“ Sie sah zu Jamie. „Du kanntest sie. Was glaubst du?“
    Der große Mann, der den Austausch bis dahin schweigend verfolgt hatte, hielt den Kopf schief. „Ich kann nicht viel von den McClairen in ihr entdecken, so viel steht fest. Sie waren alle schwarzhaarig, wie du auch. Und sie waren auch ein gutes Stück größer als sie. Sie hatten zwar eine königliche Ausstrahlung, aber dabei auch immer etwas Lebensfrohes, Lustiges. Dies Mädchen hier sieht zwar hübsch aus, aber auch streng.“
    „Haar kann gefärbt werden, Brauen kann man zupfen“, murmelte Muira. „Eine gewisse Ähnlichkeit kann durch Gesten und kleine Angewohnheiten, die Art sich zu bewegen und zu sprechen herbeigeführt werden.“
    Sie drehte Favors Kinn mal hierhin, mal dorthin, um es im Licht der Laterne in allen Einzelheiten zu studieren. „Es gibt hier nicht viel, womit etwas anzufangen wäre, da gebe ich dir Recht, doch etwas ist da, in ihren Wangenknochen, ihrem Kinn und der Reinheit ihrer Haut. Ihre
    Nase ist auch ganz McClairen. Und wenn ich den Rest dazuzähle.. .“
    Plötzlicher Widerwille gegen die kalten, trockenen Finger veranlasste Favor dazu, sich abzuwenden. Sie mochte es nicht, wenn man über sie sprach, als wäre sie ein Klumpen Ton, den man ganz nach Belieben formen konnte. Sie besaß schon eine Haarfarbe und Gesichtszüge, einzigartig und ihre eigenen. Das war vielleicht nicht viel, sicher, aber wenn einem schon die eigene Zukunft nicht selbst gehörte, dann war das sogar so wenig wertvoll. Obwohl sie natürlich Thomas hatte. Der Gedanke an ihren Bruder, den sie ewig lange nicht gesehen hatte, brachte eine Woge unerwünschter Sorgen mit sich.
    „Thomas ist fort?“ fragte sie.
    „Aye, Mädchen“, antwortete Jamie.
    „Gut“, erwiderte sie, aber sie konnte den wehmütigen Unterton in ihrer Stimme nicht unterdrücken. Bis vor ein paar Jahren, als seine ersten Briefe sie im Kloster erreichten, hatte sie nicht einmal gewusst, dass ihr Bruder noch am Leben war. Thomas McClairen, Kontraktknecht, Kapitän zur See, Marquis of Donne und Laird der McClairen.
    Sie hatte ihn nicht mehr gesehen, seit er und ihr älterer Bruder nach London gebracht worden waren, wo sie ein Verfahren wegen Hochverrats erwartete. Er war verurteilt und deportiert worden, in Knechtschaft verkauft für seine Teilnahme an dem Aufstand von fünfundvierzig. Ihr älterer und darum „gefährlicherer“ Bruder John war gehängt und anschließend gevierteilt worden. John war sechzehn gewesen.
    „Wird er längere Zeit fort bleiben?“ erkundigte sie sich schließlich.
    „Lang genug für uns, das zu tun, was wir tun müssen“, bemerkte Muira knapp.
    Favor nickte. Es wäre ein gefährliches und zum Scheitern verurteiltes Unterfangen, sich Thomas zu widersetzen oder ihn zu hintergehen. Er hatte seine Knechtschaftsjahre auf dem Deck eines Schiffes verbracht, da sein Herr Kapitän und Besitzer einer kleinen Schifffahrtsgesellschaft war. Er hatte sich die Achtung seines Herrn erworben und später auch sein Vertrauen. Nachdem seine Zeit abgedient war, hatte Thomas einen Anteil an der Gesellschaft gekauft und war Kapitän seines eigenen Schiffes geworden.
    Er war zu immer mehr Wohlstand und schließlich auch Reichtum gekommen, aber sein eigentliches Ziel verlor er nie aus den Augen. Vor kurzem war er nach Schottland zurückgekehrt, um den Mann, der die McClairen verraten und ihnen ihren Besitz gestohlen hatte, zu Fall zu bringen: Lord Carr.
    Um das zu erreichen, hatte er den Namen des alten, in England längst vergessenen französischen Titels der McClairen angenommen und war als einfacher Mr. Donne nach London gegangen. Er hatte recht schnell als reicher, junger Taugenichts von sich reden gemacht und die Gesellschaft junger Männer von ähnlich schlechtem Ruf gesucht, die sich in regelmäßigen Abständen auf eine Pilgerfahrt nach Wanton's Blush begaben, der einstigen Burg der McClairen, die nun jedoch ein Höllenloch der Spielleidenschaft und jeder anderen Verderbtheit war. Dort angekommen, hatte er sich mit Carr selbst angefreundet -soweit ein Geschöpf wie Carr zu Freundschaft überhaupt fähig war - , während er die ganze Zeit

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