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Raine der Wagemutige

Titel: Raine der Wagemutige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Brockway
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kostbare Fracht vorausgesehen hatte, die kurz darauf an den Strand gespült wurde. Und ganz gewiss wusste sie mehr über ihn als jeder andere lebende Mensch, viel mehr, als irgendjemand ohne übernatürliche Hilfe wissen konnte.
    Er streckte seine Beine aus und verschränkte die Hände über seinem flachen Bauch. Das Gefühl der seidenbestickten Weste unter seinen Fingern wirkte besänftigend auf ihn.
    „Bitte, überaus gnädiger Herr. “ Palas Stimme senkte sich zu einem salbungsvollen Jammern. „Ich lese auch für Eure Gäste aus den Knochen. Es gefällt ihnen.“
    „Du bist ein unterhaltsamer kleiner Zeitvertreib gewesen, das will ich dir nicht absprechen“, murmelte Carr. „Es ist schwer genug, Lord Sandwich von seinem verfluchten Hellfire Club fortzulocken, und noch schwieriger, ihn hier zu halten, ihn und seine reichen, größtenteils närrischen Gefährten. Du vermagst das manchmal zu bewerkstelligen,
    mit deinen Weissagungen und Omen. Wie viel davon wohl echt ist, frage ich mich. Wie viel Betrug?“
    Er beugte sich vor und musterte Pala mit einem viel sagenden Blick. „Mach nicht den Fehler, mich je für einen Narren zu halten, Pala. Sei nie so unvorsichtig. Oder 1 gierig.“
    Die Zigeunerin wich seinem Blick aus. Sie ließ ihre Knöchel in ein Ledersäckchen fallen, zog es zu und hängte es sich um den Hals, bevor sie den Beutel unter ihrem Kleid verstaute. „Ich lüge Euch nicht an. Ich sage nur, was die Geister mir erzählen. Was die Knochen verraten. Wenn sie lügen . . .“
    Sie zuckte mit den Schultern, und Carr musste über ihre Gerissenheit lächeln. Die alte Hexe war eine Frau ganz nach seinem Herzen. Wenn die Knochen tatsächlich logen, wie konnte das dann ihr Fehler sein? Sie war lediglich der Überbringer der Botschaft.
    „Weißt du eigentlich, warum ich dir überhaupt traue?“ erkundigte er sich. „Von der Tatsache einmal abgesehen, dass du genau weißt, dass ich dich, solltest du dich als nicht vertrauenswürdig erweisen, ohne zu zögern umbringen würde?“
    Die billige Halskette um ihren dürren Hals klirrte leise, als sie verneinend den Kopf schüttelte.
    „Es ist aus genau dem Grund, dass deine Botschaften aus der Welt der Geister viel häufiger nach Gin riechen als nach Schwefel. Eine unfehlbare Hexe? Eine ehrliche?“ Er lachte. „Diese Eigenschaften existieren noch nicht einmal unter den Mitgliedern der vornehmen Gesellschaft, warum sollte es sie dann bei Leuten wie dir geben?
    Nein, Pala, es ist genau deswegen, weil du Fehler machst und betrügst und jammerst, dass ich dir zuhöre. Du bist hinterlistig und feige. Nur die Toten könnten jemanden wie dich dazu bringen, deinen Hals aufs Spiel zu setzen, indem du behauptest, du könntest sie hören.“ Er ließ sich zurücksinken. „Es ist noch nicht so lange her, dass Hexen verbrannt wurden. Aber das weißt du, nicht wahr?“
    Pala kauerte in der Mitte des Zimmers wie ein Kaninchen, als Köder ausgelegt für den Fuchs.
    „Nun denn, ich weiß, du hast etwas gehört, gesehen oder sogar vielleicht gerochen zwischen deinen Knochen da. Etwas, das mit Janet zu tun hatte. Was war es? Und bitte kei-
    nen Schwachsinn mehr über ihre unsterbliche Liebe.“ Er verspürte einen schwachen, stechenden Schmerz in sich, fast wie Bedauern. Er ignorierte die Regung. Die Toten kehrten nur aus einem Grund zurück: um die Lebenden zu ärgern. „Tatsache ist, dass sie gestorben ist. Und jetzt zum letzten Mal: Was'. . . hast. . . du . . . gesehen?“
    Ein plötzlicher Windstoß rüttelte an den Fensterscheiben, und aus dem Kamin drang ein hohles Stöhnen.
    „Ich kann nichts an dem ändern, was ich höre“, flüsterte Pala schließlich. „Ihr fragt und fragt, Ihr wisst, wenn ich lüge. Ich würde nicht lügen. Sie liebt Euch. Sogar jetzt noch, sogar nach dem noch, was Ihr getan habt. Sie verzeiht es.“ „Oh.“ Er stand auf und war drauf und dran fortzugehen, als er sie sprechen hörte. Ihre Stimme war ganz flach und tonlos, von der selben Ausdruckslosigkeit geprägt, in der sie ihre zutreffendsten Voraussagen traf.
    „Sie wünscht. . .“
    „Ja?“
    „Mit Euch wieder vereint zu werden.“
    Carr schnaubte enttäuscht. Noch mehr rührseliges Gefasel. Er hatte über siebzig Gäste, die heute hier weilten. Da Pala keine Ahnung zu haben schien, wie man die Burg von den Gespenstern befreien konnte, dann sollte er besser gehen, sich um die Lebenden zu kümmern.
    „Sie will bei Euch sein.“
    „Nun, ich fürchte, das gute alte Mädchen wird in

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